So lief Olympia in Paris für die Athleten aus der Bremer Region
Olympia 2024 in Paris ist Geschichte. Aus Bremer Perspektive liefen die Spiele teils überragend, teils enttäuschend. Eine Bilanz.
33 Medaillen haben die deutschen Athletinnen und Athleten bei den zurückliegenden Olympischen Spielen in Paris geholt. Zwölfmal hieß es "Gold für Deutschland!". Eine dieser Goldmedaillen steuerte der aus Wingst stammende Triathlet Lasse Lührs bei; eine Silbermedaille errang die in Varel geborene Golferin Esther Henseleit.
Die vollständige Übersicht über das Abschneiden der Sportlerinnen und Sportler aus der Region Bremen finden Sie im Folgenden.
Florian Wellbrock (Schwimmen)
Für Florian Wellbrock waren die Olympischen Spiele in Paris eine einzige Enttäuschung. Nachdem er vor drei Jahren in Tokio über die 1.500 Meter Freistil im Becken Bronze und über die zehn Kilometer im Freiwasser Gold gewann, ging er dieses Mal leer aus.
Über die 800 Meter Freistil und die 1.500 Meter Freistil schied er im Becken sogar bereits im Vorlauf aus. "Wir sind im Moment einfach nur fassungslos und traurig", sagte sein Trainer Bernd Berkhahn, nachdem Wellbrock auch über die 1.500 Meter es nicht ins Finale geschafft hatte.
Es blieb die Hoffnung, dass Wellbrock zum Abschluss über die zehn Kilometer im Freiwasser noch eine Medaille holen oder gar seinen Titel aus Tokio verteidigen kann. Der 26-Jährige schwamm in der Seine auch lang in der Spitzengruppe mit und lag kurzzeitig sogar in Führung. Am Ende kam er jedoch lediglich als Achter ins Ziel.
Catalina Pérez (Fußball)
Nachdem sich Werders Torhüterin Catalina Pérez Ende Januar im Mannschaftstraining das Kreuzband gerissen hatte, schien ihr Traum von Olympia bereits geplatzt zu sein. Die Kolumbianerin wurde jedoch rechtzeitig fit und von Coach Angelo Marsiglia auch in das Olympia-Aufgebot aufgenommen.
Pérez sollte die Nummer eins im kolumbianischen Tor sein. Vor dem ersten Gruppenspiel gegen Frankreich zog sie sich im Abschlusstraining allerdings erneut eine Verletzung am Knie zu. Bei ihr wurde eine Meniskusverletzung diagnostiziert. Werders Abteilungsleiterin Birte Brüggemann berichtete, dass die Verletzung bei einer "mit ihrer Vorgeschichte risikobehafteten Übung" entstanden ist. Damit verdeutlichte sie auch den Unmut der Bremerinnen.
Pérez konnte somit nicht am Turnier teilnehmen. Die Kolumbiannerinnen schieden nach überstandener Gruppenphase im Viertelfinale gegen Spanien aus. Im Elfmeterschießen unterlag die kolumbianische Mannschaft den Spanierinnen mit 2:4.
Angelique Kerber (Tennis)
Schon vor Olympia verkündete Angelique Kerber, dass sie im Anschluss ihre Karriere beenden wird. In Paris trumpfte die gebürtige Bremerin nochmal auf.
Nachdem sie zunächst die Japanerin Naomi Osaka (7;5, 6:3), die Rumämin Jaqueline Cristian (6:4, 3:6, 6:4) und die Kanadierin Leylah Fernandez (6:4, 6:3) geschlagen hatte, traf sie im Viertelfinale auf die Chinesin Zheng Qinwen. Mit der späteren Gewinnerin der Gold-Medaille lieferte sich Kerber ein spektakuläres und umkämpftes Spiel, an dessen Ende sie sich hauchdünn geschlagen geben musste (7:6, 4:6, 6:7).
Zuvor schied Kerber im Doppel mit Laura Siegemund bereits in der ersten Runde gegen die Britinnen Katie Boulter und Heather Watson aus (2:6, 3:6).
Kirill Gerassimenko (Tischtennis)
Nachdem sich Werders Kirill Gerassimenko im ersten Spiel problemlos gegen den Chilenen Nicolas Burhos mit 4:0 (11:4, 11:5, 12:10, 11:6) durchgesetzt hatte, gelang ihm in der nächsten Runde gegen Dang Qiu die große Überraschung.
Der Bremer lieferte sich mit dem amtierenden Europameister ein spannendes Match, in dem er nach vier Sätzen allerdings bereits mit 1:3 zurücklag. Gerassimenko durfte also keinen weiteren Satz mehr verlieren – und tat dies auch nicht. Er gewann die folgenden drei Sätze und warf damit Dang Qiu aus dem Wettbewerb (6:11, 11:6, 11:13; 5:11; 11:5, 11:9, 11:6).
Gerassimenko zog damit ins Achtelfinale ein. In diesem musste er sich allerdings dem Ex-Bremer Omar Assar trotz einer 2:0-Führung nach zwei Sätzen am Ende mit 2:4 geschlagen geben (11:8, 11:6, 10:12, 10:12, 9:11, 3:11).
Kein Sato (Fußball)
Vor Olympia hatte kaum jemand Kein Sato auf dem Zettel. Der 23-Jährige spielt seit Sommer 2023 für Werders U23 und hat mit dem Team in der vergangenen Saison den Wiederaufstieg von der Bremen-Liga in die Regionalliga Nord geschafft.
Bei Olympia hat Sato mit den Japanern in der Vorrunde die drei Spiele gegen Paraguay (5:0), Mali (1:0) und Israel (1:0) allesamt gewonnen. Im Viertelfinale kassierten sie allerdings eine 0:3-Niederlage gegen Spanien. Der Außenbahnspieler kamen dabei in jeder Partie zum Einsatz. Dreimal wurde er eingewechselt, einmal stand er in der Startelf.
Sandra Auffarth (Reiten)
Die Spiele in Paris endeten für Sandra Auffarth bitter, bevor sie überhaupt begonnen hatten. Das Problem: Ihr Pferd Viamant du Matz zeigte beim Gesundheitscheck Auffälligkeiten. Laut Bundestrainer Peter Thomsen ist der Fuchswallach "nicht ganz klar" gegangen. "Damit war für uns klar, dass die beiden leider nicht mit nach Paris kommen können."
"Er sah auf dem Rückweg auch richtig traurig aus", erzählte die Reiterin aus Ganderkesee nach der Rückkehr im Gespräch mit buten un binnen. "Er hat das auch nicht so richtig verstanden, weil es ihm so weit auch gut geht." Doch es half nichts: Die 37-Jährige verpasste ihre vierte Teilnahme an den Olympischen Spielen.
Jannis Maus (Kitesurfen)
Der in Oldenburg lebende Kitesurfer Jannis Maus erlebte bei Olympia einen etwas kuriosen Wettkampf. Eigentlich sollten über vier Tage insgesamt 16 Qualifikationsrennen ausgetragen werden.
An der Küste vor Marseille, wo der Wettstreit stattfand, gab es allerdings oftmals Probleme durch den schwachen Wind. Somit konnten am Ende lediglich sieben der 16 Qualifikationsrennen tatsächlich stattfinden. Maus gelang dabei der Sprung ins Halbfinale.
In diesem konnte er den Briten Connor Bainbridge und den US-Amerikaner Markus Edegran hinter sich lassen. Den Sprung ins Finale schaffte allerdings Valentin Bontus. Der Österreicher sicherte sich auch die Gold-Medaille. Maus belegte bei seiner Olympia-Premiere den fünften Platz. "Natürlich wäre eine Medaille der Hammer gewesen, aber auch so kann ich sehr zufrieden sein", sagte der 28-Jährige im Anschluss.
Esther Henseleit (Golf)
Esther Henseleit konnte bei Olympia für eine echte Überraschung sorgen. Denn die Golferin, die in Varel geboren wurde, schnappte sich die Silber-Medaille. Die 25-Jährige ist damit die erste deutsche Golferin, die bei Olympia eine Medaille gewinnen konnte.
Henseleit, die in Hamburg lebt und dort für den Golf-Club Falkenstein spielt, brauchte insgesamt 280 Schläge. Damit lag sie nur knapp hinter Lydia Ko aus Neuseeland, die mit 278 Schlägen die Gold-Medaille gewann. "Ich wusste, dass ich heute etwas Besonderes leisten muss, um eine Medaille zu gewinnen", sagte Henseleit nach dem Wettkampf. " Hier zu stehen, das Ding in meiner Hand zu halten, ist einfach unglaublich."
Naby Keita (Fußball)
Naby Keita dürfte Bremen bald verlassen, doch an Olympia nahm er noch als Spieler des SV Werder teil. Welchen Stellenwert Keita in seinem Heimatland Guinea besitzt, zeigte sich darin, dass die Guineer ihn als ihren Fahnenträger für die Eröffnungsfeier auswählten.
Sportlich lief es für Keita allerdings nicht sonderlich gut. Nach den Spielen gegen Neuseeland (1:2), Frankreich (0:1) und die USA (0:3) schied der Mittelfeldspieler mit den Guineern bereits in der Vorrunde aus.
Lasse Lührs (Triathlon)
Triathlet Lasse Lührs aus Wingst holte bei Olympia in der Mixed-Staffel – gemeinsam mit Tim Hellwig, Laura Lindemann und Lisa Tertsch – überraschend Gold. Auf dem Rad, im Wasser und beim Laufen wuchsen die vier deutschen Olympioniken über sich hinaus und ließen das Team der USA hinter sich auf Platz zwei.
"Man muss schon eine Weltklasse-Performance hier zeigen, um mithalten zu können. Und ich glaube, das haben wir gezeigt. Deshalb waren wir heute die Ersten", resümierte Lührs die Teamleistung. Für Deutschland war es die erste Olympia-Medaille im Triathlon seit 16 Jahren.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 12. August 2024, 18:06 Uhr