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Muss Bremen die Sporthallen-Vergabe bald neu organisieren?

Kinder werfen in einer Sporthalle mit Bällen auf ein Handball-Tor.
Nicht in allen der öffentlichen Sporthallen ist das Sporttreiben möglich. Bild: Imago | Galoppfoto

Die prekäre Hallensituation macht den Sportvereinen zu schaffen. Nun droht auch noch der für die Hallenvergabe zuständige Landessportbund dem Senat mit dem Ende der Kooperation.

Im Bremer Breitensport brodelt es. Marode, kalte und immer öfter auch gesperrte Hallen sorgen für Unzufriedenheit. Mehr noch: Der für das Management der öffentlichen Hallen verantwortliche Landessportbund (LSB) droht nun damit, seine Kooperation mit dem Senat aufzukündigen. "Wir können nicht immer nur reden. Irgendwann muss sich auch mal was tun", sagt Helke Behrendt, LSB-Vizepräsidentin für Sportentwicklung und Sportinfrastruktur, zu buten un binnen. Zuerst hatte der "Weser-Kurier" berichtet.

Sind die Bremer Hallen wirklich in so schlechtem Zustand?

Blick auf die marode Decke mit Wasserflecken und abblätternder Farbe in der Sporthalle in der Delfter Straße.
Mehrere Bremer Sporthallen sind marode. Bild: Radio Bremen

Insgesamt gibt es in Bremen öffentliche 139 Schulsporthallen. Zur Verfügung gestellt werden sie von Immobilien Bremen, zuständig ist das Bildungsressort. Momentan sind jedoch 15 Hallen, die sich auf neun Stadtteile verteilen, gesperrt. Schuld daran ist häufig das marode Tragwerk der Dächer und die damit verbundene Einsturzgefahr.

Oft macht den Sportlern auch die Kälte zu schaffen. Denn in vielen Hallen herrschen niedrigere Temperaturen als die veranschlagten 16 Grad. So trainierten die Tänzer vom Grün-Gold-Club in der Delfter Straße einmal sogar bei nur drei Grad. "Kein Hochleistungssportler kann bei solchen Temperaturen vernünftig und verletzungsfrei trainieren", betont Behrendt.

Auch einige Sanitärräume weisen Mängel auf: Toilettenspülungen oder Duschen funktionieren nicht, teils kommt es zu Schimmelbildungen. Fehlende Sportgeräte sowie Fenster, die nicht geöffnet oder geschlossen werden können, sind ebenfalls ein Problem.

Welche Folgen resultieren daraus?

Durch die Hallensperrungen fallen teilweise Trainings- oder Spielzeiten für die Vereine weg. "Beim TV Eiche Horn standen gleich 18 Gruppen davor, keinen Sport machen zu können, da die Halle wegen des Tragwerks von jetzt auf gleich gesperrt wurde", so Behrendt. In anderen Hallen müssen sich die Teams zusammentun, um überhaupt trainieren zu können. "Und dann spielen eben drei Mannschaften auf einer Fläche", so Behrendt.

Bei allen Sporttreibenden in der Stadt Bremen ist ein großer Unmut da.

Helke Behrendt, LSB-Vizepräsidentin für Sportentwicklung und Sportinfrastruktur

Wie sieht es in Bremerhaven aus? Ist die Lage dort auch so prekär?

In Bremerhaven läuft das Hallenmanagement wesentlich besser als in Bremen. "Dort gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Sportvereinen und dem Sportamt", so Behrendt. Aktuell ist in Bremerhaven demnach keine einzige Halle gesperrt. Ein Grund dafür sei, dass es in Bremerhaven bis zu zweimal pro Jahr eine Begehung der Sporthallen gebe.

Was fordert der LSB konkret vom Bremer Senat?

Zum einen mehr Geld, zum anderen personelle Verstärkung. Die aktuelle Situation bedeute für die beiden zuständigen LSB-Mitarbeiter "Stress ohne Ende", so Behrendt. "Es wird immer schwieriger, den Vereinen mitzuteilen: 'Ihr könnt jetzt die Halle morgen nicht mehr nutzen. Wir versuchen, euch auf umliegende Hallen umzuverteilen.'"

Für das Hallenmanagement ist der LSB seit dem Jahr 2006 zuständig. Damals schloss der LSB eine entsprechende Kooperation unter anderem mit dem Sport- und Bildungsressort des Senats ab. Für den personellen Aufwand, der mit der Aufgabe einhergeht, wird der LSB finanziell entschädigt. Allerdings müssen die hauptamtlichen Kräfte besser bezahlt werden, so Behrend. Zudem bestehe der Wunsch nach personellem Zuwachs durch einen "Referenten für die Sporthallen-Infrastruktur", der das Management-Team unterstützen soll.

Was sagt das Sportressort zu der Situation?

Das Sportressort ist sich der Dringlichkeit des Themas bewusst. "Die Arbeit des LSB ist für den organisierten Sport in Bremen unverzichtbar und es gilt diese abzusichern", sagt Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler zu buten un binnen. Auf der vergangenen Sportdeputation kündigte Senator Ulrich Mäurer (SPD) einen "konstruktiven kurzfristigen Dialog" mit LSB, Immobilien Bremen und dem Bildungsressort an. Dieser solle zu einer Verbesserung der Prozesse und Verantwortlichkeiten führen.

Ob zusätzliche Gelder zur Verfügung gestellt werden können, ist jedoch unklar. "Aufgrund der aktuellen Haushaltsituation kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage zu möglichen finanziellen Anpassungen gemacht werden", so Gerdts-Schiffler.

Wie geht es nun weiter?

Am Freitag (15. Dezember) treffen sich die vier geschäftsführenden Präsidiumsmitglieder zu ihrer nächsten Sitzung. Dort soll die Entscheidung vorbereitet werden, ob die Kooperation aufgekündigt wird. Am 19. Dezember tagt schließlich das LSB-Präsidium, um die Entscheidung zu beschließen. Käme es zu einer Kündigung, würde der Vertrag zum 30. Juni enden. Für einen solchen Schritt spricht, dass der LSB "einen anderen Vertrag machen möchte", so Behrendt.

Wir möchten in dieser Kooperationsvereinbarung mehr zu sagen haben.

Helke Behrendt, LSB-Vizepräsidentin für Sportentwicklung und Sportinfrastruktur

Sollte es eine Kündigung geben und auch kein neuer Vertrag zustande kommen, müssten wieder das Sport- und Bildungsressort das Hallenmanagement übernehmen. "Am schlimmsten wäre das für die Sportvereine, die dann nicht mehr ihre aktuellen Ansprechpartner hätten", so Behrendt. Das Sportressort spricht sich hingegen für eine Zusammenarbeit aus. "Senator Ulrich Mäurer wünscht eine weitere enge Kooperation aller Beteiligten und wird sich in diese Richtung sich stark machen", sagte Sprecherin Gerdts-Schiffler.

Schimmel in der Godenweg-Sporthalle: Wer zahlt die Sanierung?

Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. Oktober 2023, 19:30 Uhr