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Warum Bremer sich künftig an Wolfssichtungen gewöhnen müssen

Ein Wolf

Warum Bremer sich künftig an Wolfssichtungen gewöhnen müssen

Bild: dpa | Alexandre Marchi

Am Sonntag wurde in Bremen-Hastedt mutmaßlich ein Wolf gesichtet, der DNA-Abgleich steht noch aus. Wie verhält man sich bei so einer Begegnung richtig? Wir klären auf.

Ist der mutmaßliche Wolf auch am Montagmorgen noch in der Stadt unterwegs?

In der Nacht gab es laut dem Präsidenten der Landesjägerschaft, Marcus Henke, keine weiteren Sichtungen. Vermutlich sei es dem Wolf also gelungen, aus der Stadt rauszufinden. Alternativ könnte es auch sein, dass er sich irgendwo verkrochen habe. Dann würde es aber in Folge zu weiteren Sichtungen kommen.

Warum kommen die Tiere in die Stadt?

Es gebe viele Gründe, warum ein Wolf sich in die Stadt verirre. Zum einen suche das Tier Nahrung und sei neugierig, aber auch neue Reviere seien immer wichtiger. Denn im niedersächsischen Umland gebe es laut Henke viele Rudel, dementsprechend werde der Platz immer weniger. Die Folge: Die Tiere kommen in den urbanen Raum. Das werde auch zukünftig weiter passieren.

Wie oft werden Wölfe in Bremen gesichtet?

Besonders oft seien in der Vergangenheit Wölfe in Bremen-Nord und dem dort anschließenden niedersächsischen Umland gesichtet worden, teilt das Bremer Umweltressort mit. Henke sagt, es gebe in Bremen alle paar Wochen Wolfssichtungen. Dies sei jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn 80 bis 90 Prozent der Sichtungen würden gar nicht erst gemeldet werden, da die Menschen nicht wüssten, dass es sich um einen Wolf handle. "Wir haben laufend Begegnungen mit Wölfen im Bremer Raum", sagt Henke. "Ich kann nur sagen, melden Sie das, wenn Sie einen Wolf sehen."

Wo gibt es rund um das Land Bremen denn eigentlich Wolfsrudel?

In Niedersachsen gibt es laut der Landesjägerschaft Bremen aktuell mehr als 50 Wolfsrudel. Der Wolfsbestand nehme dort demzufolge um 30 Prozent pro Jahr zu. Deutschlandweit wachse der Bestand laut Frank Fass vom Wolfscenter Dörverden um vier Prozent im Jahr.

"Zum Schluss wurden nach den Rissen im Landkreis Stade dort neue Rudel festgestellt. Hier sind drei Rudel aufgetaucht, ein viertes wird vermutet", teilt die Landesjägerschaft Bremen auf ihrer Homepage mit. Neben den Rudeln gebe es weitere Wolfspaare und Einzelwölfe. Jedoch würden die Zahlen des Wolfmonitorings immer hinter der Entwicklung der realen Population hinterherhinken. In Niedersachsen gebe es laut Landesjägerschaft aktuell zwischen 500 bis 700 Wölfe.

Wo es in Niedersachsen überall Wolfsterritorien gibt

Infografik zu Wolfsterritorien in NiedersachsenInfografik zu Wolfsterritorien in Niedersachsen WolfsrudelWolfsrudel (unbestätigt)Wolfspaar Unklar Stade Verden Stuhr Oldenburg Wilhelmshaven Bremer-haven Delmenhorst Cuxhaven Soltau Nordenham Buchholz Bremen Hamburg Hannover Quelle: Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (Stand: 06.10.2023)
Bild: Radio Bremen

Dadurch steigt der Druck auf reviersuchende Wölfe, weil der Raum einfach enger wird. Darum werden wir in den nächsten Monaten weitere Wolfsbegegnungen im Land Bremen haben, die zunehmen werden.

Landesjägerschaft Bremen

Die Landesjägerschaft Bremen spricht sich für eine Regulation des Wolfes aus – ihrer Ansicht nach ist dies "dringend notwendig."

Die Bremer Politik setzt besonders auf Herdenschutzzäune. Vergangene Woche teilte das Umweltressort mit, dass deutlich häufiger Anträge auf Förderung von Herdenschutzzäunen gestellt werden würden. Deshalb sei die Fördersumme für das laufende Jahr verdoppelt worden – und zwar auf 100.000 Euro. Jedoch gehe die Nachfrage darüber hinaus. "Ob die Fördersumme nochmals aufgestockt werden kann, steht angesichts der knappen Haushaltslage noch nicht fest", teilte das Umweltressort mit.

Wie viele Tiere wurden im Land Bremen durch den Wolf verletzt?

Im Land Bremen wurden laut dem Bremer Umweltressort seit 2018 nachweislich zwölf Tiere von einem Wolf gerissen oder verletzt. Wichtig sei, dass die getöteten Tiere nicht berührt und die betroffene Weide nicht verändert werden. Außerdem dürfen Hunde oder andere Tiere nicht an das getötete Tier herankommen. Hintergrund dieser Regeln ist, dass Wolfsberater eine saubere Genprobe brauchen, um den Wolfsriss nachweisen zu können – wenn es denn einer war.

Wie verhalte ich mich als Spaziergänger, wenn ich einem Wolf begegne? Vielleicht auch mit Hund?

Wichtig ist es laut Henke, die Ruhe zu bewahren. Wenn sich der Wolf nähere, könne man in die Hände klatschen, die Arme heben und sich laut bemerkbar machen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, vor dem Wolf wegzulaufen, sondern sich langsam zurückziehen.

Für Hunde kann der Wolf laut Landesjägerschaft gefährlich werden, wenn die Hunde nicht an der Leine sind und sich im Nahrungsgebiet des Wolfes aufhalten. Denn dann könne der Wolf den Hund als Konkurrenz um die Nahrung wahrnehmen. Hundehalter sollten ihre Hunde also anleinen, sobald sie die Vermutung haben, in einem Revier eines Wolfes unterwegs oder aber in der Nähe eines Sichtungsortes zu sein. So erkenne der Wolf den direkten Zusammenhang zwischen dem Hund und dem Menschen und die Hemmschwelle für den Wolf werde größer.

Video einer Anwohnerin: Ist das ein Wolf in Bremen-Hastedt?

Bild: Polizei Bremen/privat

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 23. Oktober 2023, 07:40 Uhr