Bremer Wissenschaft wehrt sich gegen rechte Vertreibungspläne
Forschung und Lehre benötigten Weltoffenheit und eine internationale Willkomenskultur, schreiben die Bremer Wissenschaftseinrichtungen in einer gemeinsamen Erklärung.
Die Bremer Wissenschaftseinrichtungen seien erschüttert über die aktuell bekannt gewordenen Vertreibungspläne. Man werde sich dem entschieden entgegenstellen, heißt es in der Erklärung.
Nach Recherchen des Netzwerks Correctiv hatten sich AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer im November 2023 in einem Hotel nahe Potsdam getroffen. Dort soll über die Vertreibung von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sowie weiteren aus Sicht der Teilnehmenden unerwünschten Menschen gesprochen worden sein. Als Reaktion darauf demonstrierten in den vergangenen Tagen in mehreren deutschen Städten zehntausende Menschen gegen Rechts und für die Demokratie. Weitere Kundgebungen sind angekündigt. In Bremen findet eine große Demo am Sonntag statt.
Der Wissenschaftsstandort Bremen verdanke seine Stärke einer vielfältigen und internationalen Gemeinschaft von Forschenden und Lehrenden aus der ganzen Welt. Ob Natur- und Technikwissenschaften, Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften oder die künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsbereiche – ein gemeinsames Forschen sei "nur mit einer weltoffenen Haltung und einer internationalen Willkommenskultur" möglich, heißt es weiter. Man distanziere sich von jeder Art der Diskriminierung, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit.
Viele Studierende und Mitarbeitende hätten Migrationsgeschichten, die Studierenden seien zudem die Zukunft in allen Bereichen der Gesellschaft. "Unsere Mitarbeitenden und Studierenden sind für uns unverzichtbar, und wir möchten für sie attraktive und sichere Arbeitgeber sowie lebendiger Studienort in einer weltoffenen Region sein", so die Erklärung.
Wissenschaft nur offen, frei und international möglich
"Unsere Mitarbeitenden haben eine Vielfalt von Herkünften und Migrationshintergründen", sagte Antje Boetius, Meeresbiologin und Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, zu buten un binnen. Wissenschaftliche Erkenntnisse, gerade die der Polar- und Meeresforschung, könnten nur in einem offenen, freien und internationalen Umfeld gewonnen werden.
"Ihre Mitarbeit versetzt uns in die Lage, unsere Aufgaben in Forschung und Lehre wahrzunehmen", so Boetius. Sie seien dafür unverzichtbar und man wolle ein attraktiver Arbeitgeber in einer attraktiven Region sein.
Es ist für uns unerträglich zu denken, dass unsere Mitarbeitenden Angst vor ihrer Zukunft in Deutschland haben müssen. Daher setzen wir uns gemeinsam ein gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass.
Antje Boetius, AWI-Direktorin
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 19. Januar 2024, 19:30 Uhr