Wie diese 6 verschollenen Schätze für uns wieder sichtbar wurden

In Worpswede ist ein bislang unbekanntes Bild von Heinrich Vogeler zu sehen. So wie das Gemälde tauchen immer wieder verschollene oder gänzlich unbekannte Kunstwerke auf.

Restauratorin Sonja Toeppe arbeitet am Gemälde "Mieke mit Pudel" von Heinrich Vogeler aus dem Jahr 1914
Das bisher unbekannte Gemälde von Heinrich Vogeler (1872-1942) wurde erstmal restauriert. Bild: Heinrich-Vogeler-Museum

1 Vogeler-Gemälde zurück in den Barkhoff

Das Werk befand sich seit dem Zweiten Weltkrieg in rheinischem Familienbesitz. Nun kehrt es als Leihgabe zunächst für drei Jahre auf dem Worpsweder Barkenhoff zurück. Hier malte Heinrich Vogeler seine zwölfjährige Tochter Mieke mit dem Familenhund, ein Pudel, im Jahr 1914. Die wissenschaftliche Leiterin der Barkenhoff-Stiftung, Beate C. Arnold ist von der Echtheit des Gemäldes überzeugt. Das 62 mal 76 Zentimeter erwähnte Vogeler in einem Brief an seine Frau. In Farbigkeit und Bildaufbau ähnele es anderen Werken aus dieser Schaffensperiode.

2 Mackensen-Bild für Kunsthalle

Kuratorin Dorothee Hansen präsentiert das Mackensen-Gemälde in der Kunsthalle
Kuratorin Dorthee Hansen präsentiert das Gemälde in der Kunsthalle. Bild: Radio Bremen

Der "Torfschiffer" ist ein bisher unbekanntes Werk des Worpsweder Malers Fritz Mackensen (1866-1953). Es hing bislang nur in einem Privathaus und war noch nie in einem Museum zu sehen. Das Gemälde wurde Anfang 2017 der Kunsthalle von einer Sammlerin mit Bremerhavener Wurzeln vermacht. Für die Kunstszene ist es eine Sensation.

3 Brinkmann-Mosaik im Hauptbahnhof

Brinkmann-Mosaik in der Bahnhofshalle des Bremer Hauptbahnhofs
Im neuen Glanz schmückt das Wandmosaik heute die Bremer Bahnhofshalle. Bild: Imago | Schöning

Das 35 Meter große Wandbild sollte bei bei den Renovierungsarbeiten der Bahnhofshalle zerstört werden. Ein Mauerdruchbruch war im Jahr 2000 geplant, konnte aber durch den Protest einer Bürgerinitiative um den Bäckermeister Bünger verhindert werden. Das Relief mit dem Titel "Aufbruch" besteht aus handgefertigten Kachelfliesen, die Motive wie die Stadtmusikanten, den Dom und das Rathaus sowie die Stationen der Tabakproduktion zeigen. Gestiftet hat es 1957 der Zigarettenfabrikant Martin Brinkmann. Später wurde das Wandbild durch Werbetafeln verdeckt.

4 Mittelalterliche Gesetze auf einer Pergamentrolle

Schriftrolle aus Pergament
Die Rolle ist gut sieben Meter lang und 15 Zentimeter breit. Bild: Radio Bremen

Die "Kundige Rolle" war so lange weg, dass selbst die Bremer sie vergessen hatten. Dabei war sie früher stadtbekannt. Seit 1489 hielt der Bremer Rat alle Gesetze auf besagter Pergamentrolle fest. Einmal im Jahr las der Bürgermeister die immer länger werdende Rolle vor – quasi als Gedächtnisstütze für die Bürger. Dazu versammelten sich die Bremer vor dem Rathaus, denn selber lesen konnten damals die wenigsten. Im Zweiten Weltkrieg wollten die Archivare die Rolle vor Bomben schützen und brachten sie zusammen mit vielen anderen Beständen in ein Bergwerk nach Sachsen-Anhalt. Danach verliert sich ihre Spur. Sie blieb verschollen – bis das Bremer Staatsarchiv im Mai 2014 einen Anruf bekam, dass bei einer Kunsthändlerin in Kalifornien (USA) eine alte Pergamentrolle aufgetaucht sei. Im selben Jahr konnte sie im Rathaus präsentiert werden.

5 Lebensgroßer Walfisch wieder im Rathaus

Lebensgroßes Gemälde eines Walfischs von Franz Wulfhagen, 1669
Das Große Walbild wurde an der Nordwand in der Oberen Rathaushalle wieder aufgehangen. Bild: Radio Bremen

Ganz vergessen wurde das 3,55 mal 9,55 Meter große Gemälde. Es zeigt einen lebensgroßen Wal, der 1669 in der Einmündung der Lesum in die Weser strandete. Der Rat der Stadt beauftragte den bremischen Maler Franz Wulfhagen, der Schüler bei Rembrandt gewesen war, ein Bild des Meerestieres "nach dem Leben" zu malen. Fast 300 Jahre lang hing das Gemälde in der Oberen Rathaushalle, bis es 1965 abgehangen wurde, weil die Wände einen neuen Anstrich bekamen. Über 30 Jahre lagerte es dann aufgerollt im Depot des Überseemuseums, bis es wiederentdeckt wurde. Über die hohen Kosten der Restaurierung wurde lange gerungen, bis das riesige Gemälde 2008 ins Rathaus zurückkehrte.

6 500 Jahre altes Amtsfischerbuch

Amtsfischerbuch aufgeschlagen
Die historischen Schriften der Amtsfischer hatten eine lange Reise hinter sich. Bild: Radio Bremen

Darin wurde im Mittelalter alles rund um die Fischerei geregelt. Denn auch damals schon durfte man an der Weser nicht einfach ein Netz ausgelegen. Dieses wertvolle Stück Wirtschaftsgeschichte tauchte 2015 bei einer Auktion in den USA auf. Der Leiter des Bremer Staatsarchivs bekam es von einem Holländer angeboten, der es ersteigert hatte. Nach einem wilden Bietergefecht gelangten nicht nur ein Buch, sondern zwei Bücher zurück nach Bremen. Denn der Nachfolgeband des Amtsfischerbuches wurde beim Verkauf mit oben drauf gelegt. Da für Handschriften aus dem Mittelalter hohe Preise auf Auktionen erzielt werden, ermöglicht der Fischhändler Peter Koch-Bodes den Kauf durch eine Spende. Er möchte aber nicht verraten, wie viel die Bücher gekostet haben.

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 24. Oktober 2019, 19:30 Uhr

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