Trotz Warnstreik: Regionalverkehr der Bahn läuft langsam wieder an

Streiks in einem solchen Ausmaß hat es lange nicht gegeben. Busse, Straßenbahnen und Flugzeuge bleiben heute stehen. Zu einem Verkehrskollaps hat das nicht geführt.

Obwohl der Warnstreik noch bis in die Nacht dauert, läuft der Regionalverkehr nach Angaben der Bahn in einigen Gebieten wieder an. In Niedersachsen fahren bereits wieder erste Züge rund um Braunschweig. Das Eisenbahnunternehmen Metronom geht davon aus, dass am späten Nachmittag auch wieder Metronomzüge fahren können Der Fernverkehr ist weiterhin eingestellt. Für Dienstagmorgen rechnet die Bahn mit einem "weitgehend normalen Betrieb". "Sowohl die Züge des Fernverkehrs als auch die Züge des Regional- und S-Bahnverkehrs werden größtenteils planmäßig verkehren", teilte der Konzern am Montagnachmittag mit.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat weitere Warnstreiks bei der Bahn rund um Ostern ausgeschlossen. Es werde "vor Ostern und während Ostern" keine Arbeitsniederlegungen geben, sagte der stellvertretende EVG-Vorsitzende und Verhandlungsführer Kristian Loroch. Was dann nach den Osterfeiertagen passiere, sei auch von der Reaktion der Arbeitgeber abhängig. Vor der nächsten geplanten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn am 24. und 25. April müsse ein "verhandlungsfähiges Angebot" auf den Tisch, forderte Loroch. Er schloss nicht generell aus, dass es im Vorfeld dieser Verhandlungsrunde zu weiteren Warnstreiks kommen könnte.

Im Hafen in Bremerhaven gibt es keine größeren Beeinträchtigungen. Dort wird nicht gestreikt, teilte das Büro des Hafenkapitäns mit. Die Hafeneisenbahn kann laut Hafengesellschaft Bremenports derzeit nicht bedient werden. Ein Be- und Entladen sei jedoch ebenso möglich, wie der Weitertransport von Waren per LKW. Auch die Schleusen sind demnach in Betrieb. Große Probleme im Hafen gibt es nach Angaben von Bremenports nicht.

Wenn Busse und Bahnen stehen bleiben, schlägt die Stunde der Taxis – allerdings ist zumindest beim Taxi-Ruf Bremen weniger los als beim vergangenen Streik Anfang des Monats. "Wir hatten einen größeren Ansturm befürchtet", sagt Ingo Heuermann, zweiter Vorsitzender des Taxi-Rufs. "Wir laufen zwar auf Hochtouren, können das aber bisher gut bewältigen." Ein Faktor für den geringeren Ansturm könnte laut Heuermann sein, dass die Streiks bundesweit laufen: "Vielleicht treten manche Menschen dann ihre Reise erst gar nicht an."

Insgesamt ist am Vormittag auf Bremens Straßen alles ruhig geblieben, das bestätigt die Polizei. Mehr Staus oder Unfälle als sonst habe es nicht gegeben, auch die Umleitungen rund um die Demo-Züge haben gut funktioniert. "Die meisten Menschen waren offenbar gut vorbereitet und sind zuhause geblieben, sofern ihnen das möglich war. Auch durch die Schulferien könnten weniger Autos als sonst unterwegs sein", vermutet eine Polizeisprecherin. Der Eindruck aus Bremen deckt sich mit der Lage in ganz Deutschland: Ein Verkehrschaos ist bisher ausgeblieben.

In Bremen sind rund 2.500 Menschen zum Streik aufgerufen. Rund 1.800 davon haben sich an einer Demonstration beteiligt. Polizei und die Gewerkschaft Verdi nennen beide diese Zahl. Vom Flughafen zogen demnach rund 1.500 Menschen zum Leibnizplatz in der Neustadt, vom Hauptbahnhof rund 300. In der Neustadt halten die Demonstrierenden jetzt noch eine Abschlusskundebung ab. Danach ist die Demonstration beendet.

Der Streik läuft dann allerdings noch weiter. Erste Regional- und Fernzüge könnten heute Abend wieder fahren. Reisende sollten sich aber weiter auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Straßenbahnen und Busse der BSAG fahren erst ab morgen, 3 Uhr, wieder.

Bild: Radio Bremen | Niklas Hons

Am Bahnhof in Bremerhaven ist es leer – die meisten Bahnfahrer wussten offenbar schon vorher Bescheid, dass keine Züge fahren werden. Ein paar wenige hofften darauf, per Schienenersatzverkehr eine Reise antreten zu können. Dieser fährt, wenn überhaupt allerdings nur sehr unzuverlässig

Um 2 Uhr nachts haben sich Mitarbeitende der BSAG am Betriebsgelände getroffen und den Streik eingeläutet. Dort bleiben sie bis zum Morgen – dann beginnen sie ab 9 Uhr mit den ebenfalls streikenden Mitarbeitenden vom Bremer Flughafen ihren Demozug. Dieser führt über die Flughafenallee und den Flughafendamm über die Neuenlander Straße, Langemarckstraße, Pappelstraße und Friedrich-Ebert-Straße zum Leibnizplatz. Dort sind dann ab 10.30 Uhr Kundgebungen geplant.

Autofahrer mussten befürchten, dass es voll auf den Straßen wird, wenn keine Busse und Bahnen fahren. Bisher ist allerdings alles ruhig – größere Staus oder andere Einschränkungen sind nicht gemeldet.

Pendlerinnen und Pendler konnten sich auf den Streik seit ein paar Tagen einstellen. "Ich fahre normalerweise mit Bus, Bahn und Straßenbahn zur Arbeit. Da das nicht ging, habe ich einen Kumpel angerufen und der hat mich zur Arbeit gefahren", erzählt eine Bremerin. Aber nicht alle scheinen so gut vorbereitet zu sein: Offenbar versuchen viele Menschen in der Stadt gerade spontan ein Taxi zu bekommen, berichtet ein Fahrer.

Bei Bremerhaven Bus wird nicht gestreikt. Das Unternehmen hatte sich mit den Beschäftigten im Dezember auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt.

In Bremen fällt am Montag der komplette öffentliche Nahverkehr aus. Busse und Bahnen fahren nicht. Auch die Weser-Ems-Busse werden bestreikt.

Die Bahn hat angekündigt, den gesamten Fernverkehr bundesweit einzustellen. Auch Regional- und S-Bahnzüge fallen größtenteils aus. Es könnte bis zum Dienstagmorgen dauern, bis der Fernverkehr wieder nach Plan fahren wird.

Einen Tag lang ruhen wird der Bahn-Betrieb der NordWestBahn. Zwar werde sie selbst nicht bestreikt, es fehlen allerdings die streikenden Fahrdienstleiter, ohne die kein Betrieb möglich sei, heißt es vom Unternehmen. Ob Ersatzbusse fahren können, ist bislang offen. Bei den Zügen des Metronoms wird es ebenfalls massive Einschränkungen geben – Details will das Unternehmen im Laufe des Freitags bekanntgeben.

Der Großstreik am Montag trifft unter anderem diejenigen hart, die sonst mit Bus oder Bahn zur Arbeit fahren. Aus rechtlicher Sicht ist das trotz aller Umstände aber kein Grund, der Arbeit einfach fernzubleiben. "Grundsätzlich sind die Beschäftigten verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sie pünktlich auf der Arbeit erscheinen. Diese Verpflichtung besteht trotz Streik", erklärt Ingo Kleinhenz, Rechtsberater bei der Arbeitnehmerkammer Bremen.