Bremen und Danzig: 7 Fakten zu der Städtepartnerschaft
Das Bündnis zwischen Bremen und Danzig war das erste einer westdeutschen mit einer polnischen Stadt. Wissenswertes über eine mittlerweile 45 Jahre alte Verbindung.
Seit 1976 sind Bremen und Danzig Partnerstädte. Von Willy Brandt über den Christopher Street Day und den Erich-Brost-Preis: hier kommen sieben Fakten zu Bremens Beziehung zum polnischen Partner.
1 Überwinden des Eisernen Vorhangs
Das Bündnis der beiden Hansestädte war 1976 die erste Partnerschaft zwischen einer westdeutschen und einer polnischen Stadt. Bremens Bürgermeister Koschnick und Danziger Stadtpräsident Kaznowski wollten damit zu Solidarität, Freundschaft und Begegnung ermutigen. So entstand ein regelmäßiger Austausch der Politik. Dadurch wurden auch Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur beider Städte geprägt.
2 Ein Kniefall führte zur Annäherung
Nach dem Kniefall von Willy Brandt 1970 in Warschau begann die Annäherung von Deutschland und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Geste wurde als Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs verstanden. 1972 gab es erste Gespräche mit Bremens damaligem Bürgermeister Hans Koschnick über eine Städtepartnerschaft mit Gdańsk seitens der kommunistischen polnischen Regierung. Weitere Verhandlungsschrittte in den darauffolgenden vier Jahren mündeten in dem heutigen Rahmenvertrag zur Städtepartnerschaft.
3 Kooperationen über Landesgrenzen
Am 17. Dezember 1980 fand anlässlich der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages der Universitäten von Danzig und Bremen eine Pressekonferenz statt. Bereits seit 1977 wurden zwischen den Universitäten und Hochschulen immer wieder Verträge über die Landesgrenzen hinaus geschlossen. Bis heute bleibt die Wissenschaft eine der wichtigsten Säulen für zukunftsorientierte Projekte. Jüngstes Projekt ab 2022: Ein gemeinsamer Masterstudiengang der Hochschulen zum Thema Raumfahrt. Die Absolventen erlangen dort einen internationalen Doppel-Abschluss.
4 Ein Chor baut Brücken
Der Deutsch-Polnische Chor wurde im März 1982 in Bremen gegründet. Gesungen werden deutsche und polnische Lieder verschiedener Epochen und Gattungen. Dadurch soll der Versöhnungs- und Verständigungswunsch zwischen Deutschen und Polen in den Zuhörern geweckt werden. Aus diesem Traum heraus bildete sich eine Gemeinschaft hauptsächlich deutscher und polnischer Chormitglieder von verschiedenem Alter, Glauben und politischer Haltung und Weltanschauung. Immer wieder gab der Chor in Bremen und in Danzig Konzerte. Seit 1991 kooperiert er unter anderem mit dem Danziger Lehrerchor. Insbesondere Gründer und ehemaliger Chorleiter Rochus Salanczyk ist unvergessen. In Erinnerung bleibt sein Enthusiasmus für das gemeinsame Singen als Mittel der Verständigung.
5 Humanitäre Hilfen in schweren Zeiten
Besonders in den eisigen Wintern unter Kriegsrecht in Polen (1981-1983) organisierten die Partner aus Bremen zahlreiche Hilfsaktionen: Theater, Künstlerverbände, Sportvereine, das DRK, Kirchen, Abgeordnete und viele Bürger sammelten Kleider und Lebensmittel, um die ernste Versorgungslage zu mildern. Unter abenteuerlichen Bedingungen brachten sie die Hilfstransporte in Privatwagen in die Partnerstadt – vorbei an Panzern und Lagerfeuern der Soldaten. Auch Besuche wurden zur Zeit des Kriegsrechtes weitergeführt, besonders von Studierenden. Die damalige Situation führte zur Unterbrechung der Beziehungen zu den damaligen Amtsstellen in Gdańsk. Die privaten Beziehungen vertieften sich jedoch und führten zu verlässlichen Verbindungen, so Koschnick in der Rückschau.
6 Verleihung des Erich-Brost-Preis
Erich Brost, gebürtiger Danziger und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus, wurde 1947 Gründer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung und später der Funke Gruppe. Er stiftete kurz vor seinem Tod den Erich-Brost-Danzig-Preis. Alle zwei Jahre mit 20.000 Euro dotiert, werden damit herausragende Initiativen zur Aussöhnung und Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen gewürdigt. Mit diesem Preis wurde 2003 auch die Städtepartnerschaft zwischen Bremen und Danzig ausgezeichnet. Die beiden Städte stifteten mit dem Preisgeld je zwei Stipendien für Nachwuchsjournalisten, die sich in der jeweils anderen Stadt aufhalten und recherchieren sollten.
7 Christopher Street Day Partnerschaft
Der Christopher-Street-Day-Verein Bremen und der Verein Tolerado in Danzig haben 2018 eine LGBTQ Partnerschaft gegründet. Sie nehmen wechselseitig an den Christopher Street Days in den Partnerstädten teil. Mit dem ersten Queer Cities Empfang in der Bremischen Bürgerschaft 2018 gelang es, stärkere politische Aufmerksamkeit für diese Themen zu erzielen. Seither hat sich auch in Danzig das Bild geändert: Sowohl Stadtpräsident Paweł Adamowicz als auch seine Nachfolgerin Aleksandara Dulkiewicz begleiten die Paraden, wie auch ihre Bremer Kollegen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. Dezember 2021, 19:30 Uhr