50 Jahre: Happy Birthday, Rembertikreisel!
Er ist ein Überbleibsel eines großen Plans: der Mozarttrasse. Heute wird der Rembertikreisel 50 Jahre. Ein bewegtes Leben im Porträt.
Er war groß, er war rund, und er war platt, so richtig platt. Dennoch war man in Bremen ganz schön stolz, als der Rembertikreisel vor 50 Jahren vom damaligen Bausenator Wilhelm Blase eröffnet wurde. 2,3 Kilometer lang und 2,5 Millionen D-Mark teuer – ein stattliches Bauwerk, ein Schritt in die Moderne. Endlich freie Fahrt! Mit dem Auto bis vor die Tür fahren können, auf möglichst schnellem Wege überall hinkommen – das war damals die Maxime des modernen Menschen. Nicht nur in Bremen.
Da fehlt doch was!
Wer heute zum ersten Mal durch den Kreisel fährt, denkt unweigerlich: Hier fehlt doch was. Und das stimmt auch. Da fehlt was. Da sollte noch mehr kommen. Aber das kam nie.
Der Kreisel sollte quasi ein Scharnier neuer Straßen werden. Klein-Manhattan an der Weser? So hat man etwas später das Bauprojekt in Tenever genannt, aber in der Innenstadt wollte man durchaus auch mit neuen Bauten protzen.
Das imposante Rund war geplant als "Drehscheibe des innerstädtischen Verkehrs". So schrieb es damals der "Weser Kurier". Nach dem Bau der Mozartbrücke sollte es ein wichtiger Verkehrsverteiler werden. Mozartbrücke, das klingt fast wildromantisch. Gemeint war aber der Brückenausläufer einer mächtigen Straße, die das Ostertorviertel den Kopf gekostet hätte: die Mozarttrasse. Daneben sollten noch reihenweise Hochhäuser entstehen. Ein ganzes Tangentenviereck sollte so am Rand der Innenstadt gebaut werden.
"Wunde der Stadt"
114 Grundstücke hatte die Stadt für das Vorhaben Rembertikreisel aufgekauft. Denn zuvor gab es am Kreisel Wohnbebauung, Altbremer Häuser, kleine, schmale Straßen. Doch für die autogerechte Stadt scheute man sich nicht, gewachsene Strukturen einfach plattzumachen. Heute sind die meisten Bremer froh, dass die Mozarttrasse nie gebaut wurde und können sich die Hansestadt nicht ohne das Ostertor vorstellen. Der Kreisel bleibt, als Erinnerung, als Mahnmal.
Bremen, dein Kreisel. Beim Durchfahren fragt man sich schon manchmal, was das eigentlich soll. In anderen Städten steht dann zumindest ein gigantischer Springbrunnen in der Mitte. Oder ein Reiterstandbild. Stattdessen liegt der Kreisel derart brach, dass der Stuttgarter Stadtplaner Franz Pesch sich 2012 bei seinem Anblick zu der Bezeichnung "Wunde der Stadt" hinreißen ließ.
Auf ihm könnte man formidabel Badminton spielen
Na ja, er eignet sich hervorragend für Autokorsos, das muss man ihm lassen. Und auf der Rasenfläche könnte man formidabel Badminton spielen. Oder Volleyball. Es dürfte nur nichts auf die Fahrbahn fliegen. Viele Gedankenspiele hat der Kreisel schon kommen und gehen sehen. Und blieb jedes Mal gelassen: Ob auf ihm gegärtnert wurde, ob er als Hundeklo herhalten musste oder als innerstädtische Panorama-Werbefläche.
Nun will man ihn bebauen. Dahingehende Visionen wurden Anfang des Jahres in einer Ausstellung für Stadtplanung gezeigt. Doch dazu müsste es erst einmal weniger Verkehr geben. Wer will schon den Feinstaub von ganz Bremen vom Balkon aus einatmen?
Wie "Sebastian" die Bäume zerzauste
Also das Ganze wieder zurückbauen? Ein bisschen Bremen-typisch wäre das schon. Aber erstmal ist Abwarten angesagt. Bis heute ist er noch immer platt, der Kreisel, wenn auch Bäume auf ihm stehen, die allerdings ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurden von Sturm "Sebastian". Kein ganz so schönes Geburtstagsgeschenk.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Tag, 15. September 2017, 23:20 Uhr