Happy Birthday: Diese Bremer feiern mit uns ihren 75. Geburtstag

Am 23. Dezember 1945 ging Radio Bremen an den Start, außerdem wurden die Bremer Hans-Dieter Werner und Ingo Bach geboren. Wir haben sie getroffen – und feiern gemeinsam.

Ingo Bach und Hans-Dieter Werner (Bildmontage)
Insgesamt feiern in Bremen am 23. Dezember 2020 fünf Menschen ihren 75. Geburtstag: Zwei dieser Geburtstagskinder sind Ingo Bach (links) und Hans-Dieter Werner (rechts). Bild: Radio Bremen | Angela Weiß

Als Hans-Dieter Werner am 23. Dezember 1945 zur Welt kommt, liegen weite Teile seiner Heimatstadt in Schutt und Asche. Wie unzählige andere Bremer war auch Familie Werner wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs ausgebombt. Auf einem Bauernhof in Stenum, das heute zu Ganderkesee gehört, fanden die Werners Zuflucht. Einen Tag vor Heiligabend im Jahre 1945 gab nicht nur der kleine Hans-Dieter Werner seine ersten Töne von sich: Es ist auch die Geburtsstunde von Radio Bremen. "Hier ist Radio Bremen" hallte es am 23. Dezember 1945 aus den Radios – und eine Ära begann.

Für Hans-Dieter Werner war die Kindheit auf dem Lande ein Glücksfall. Auf dem Bauernhof gab es Tiere, Spielkameraden und genügend zu Essen, jeder Tag war ein Abenteuer. "Ich bin in die Jauchegrube gefallen und auf einem Ziegenbock geritten, der mich dann auch mal kräftig in eine Ecke geschmissen hat", erinnert sich der 75-Jährige. Seine Mutter sah er nur am Wochenende, sie verdiente in Bremen bei Borgward in Hastedt Geld für die Familie. Hans-Dieter Werner wuchs ohne Vater auf, erst mit Anfang 20 lernte er ihn flüchtig kennen, für eine echte Bindung sei es jedoch zu spät gewesen, so Werner.

Schicksalsschlag mit 6 Jahren

1950 gründet sich in Bremen der Senderverbund ARD, die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands. Im gleichen Jahr kehren die Werners zurück an die Weser. Nur zwei Jahre später, im Oktober 1952 stirbt Hans-Dieter Werners Mutter bei einem Verkehrsunfall.

Das war schlimm, für die nächsten 25 Jahre war Heiligabend für uns alle ein Problem.

Hans-Dieter Werner
Hans-Dieter Werner

Er wächst bei seinen Großeltern auf, geht in Hastedt und Sebaldsbrück zur Schule, spielt beim Hastedter TSV Fußball und macht 1962 eine Lehre zum Speditionskaufmann.

Nach dem Grundwehrdienst bei der Marine zieht er mit 24 Jahren nach Oberhausen, wo sich als Logistiker gutes Geld verdienen ließ. Seinen Betriebswirt macht Werner in Bremen, danach zieht es ihn aber wieder ins Ruhrgebiet. Von 1978 bis 1987 lebte und arbeitete er in Düsseldorf und lernte während dieser Zeit seine Frau Brigitte kennen. 23 Jahre lebte das Paar dann in Meinerzhagen im Sauerland. Dort arbeitete Hans-Dieter Werner als Versandleiter. 2012 zieht das Paar zurück nach Bremen.

Fünf Bremer feiern 75. Geburtstag

Neben Hans-Dieter Werner und Radio Bremen feiern noch vier weitere Bremer am 23. Dezember 2020 ihren 75. Geburtstag. Einer von ihnen ist Ingo Bach. Geboren wurde er in Braunschweig, die Stadt glich zu diesem Zeitpunkt einem riesigen Trümmerhaufen. Ähnlich wie die Werners, wohnte Familie Bach bei einem Bauern im Landkreis. Als Ingo Bach knapp zwei Jahre alt ist, zieht die Familie in ein Flüchtlingslager in der Stadt. Die Erinnerungen an die Baracken sind für Ingo Bach auch heute noch sehr präsent: sie waren aus Holz, nicht isoliert und hatten undichte Fenster. Gestank und Hunger haben sich eingeprägt. "Meine Mutter hat es dann 1950 und 1951 irgendwie geschafft, mich für jeweils ein halbes Jahr in eine Pflegefamilie nach Norwegen zu geben", erinnert sich Bach. Zu seiner, wie er sagt, "norwegischen Familie" hat Bach bis heute engen Kontakt.

1952 kommt Ingo Bach in die Grundschule, 1953 kann die Familie aus den Baracken in eine Wohnung umziehen. Der alte Braunschweiger Hauptbahnhof war sein bevorzugtes Spielgelände. Es folgten Volksschule, Gymnasium und Mittelschule, 1962 macht Ingo Bach eine Lehre zum Feinblechner und beginnt zu Kellnern. Zu seinem Vater hatte er kein gutes Verhältnis. "Bloß weg von zu Hause war die Devise", sagt Bach. Es folgten vier Jahre bei der Luftwaffe und eine Ausbildung zum Flugzeug-Mechaniker. Seine heutige Ehefrau Vera lernt Ingo Bach beim Kellnern kennen – es war Liebe auf den ersten Blick. "Sie betrat den Raum und es machte sofort Klick, jetzt sind wir 52 Jahre zusammen", sagt der 75-Jährige. Im Mai 1968 wurde geheiratet, wenige Monate später kam Tochter Michaela zur Welt und 1971 die zweite Tochter, Sabine. Ingo Bach studiert Maschinenbau-Technik und landet schließlich aus beruflichen Gründen 1975 in Bremen.

Ein Traumjob in der Schifffahrt

Von Oslebshausen zieht Familie Bach in Richtung Pusdorf. "Wir wohnten genau auf der Grenze zwischen Woltmershausen und Rablinghausen", erinnert sich Bach. Dem Stadtteil und der Nähe zum Hafen sind die Bachs bis heute treu geblieben. Vom Apparatebau wechselt der damals 35-Jährige in den Schiffbau.

Wir haben Containerschiffe ausgerüstet, zu der Zeit war die Schifffahrt eine reine Goldgrube.

Ingo Bach steht vor seinem Haus.
Ingo Bach

1987 findet Bach als Konstrukteur bei Krupp-Atlas-Elektronik seinen Traumjob – und bleibt für 22 Jahre. Doch auch im Rentenalter befindet sich Ingo Bach im, wie er sagt, "Un-Ruhestand": Nur zu Hause zu hocken, das sei nichts für ihn, sagt Bach. Diverse Nebenjobs finanzieren seine Motorradurlaube durch ganz Europa. Ingo Bach feiert seinen 75. Geburtstag im kleinsten Familienkreis, eine große Party sei ohnehin erst wieder für den 80. Geburtstag geplant. Das Gleiche gilt für Hans-Dieter Werner: Er feiere nur mit seiner Frau, alles andere müsse aufgrund der aktuellen Corona-Situation entfallen.

Radio Bremen – ein Stück Heimat

Beide Geburtstagkinder haben nicht ihr gesamtes Leben in Bremen verbracht, dennoch haben beide eine klare Meinung zum Thema Heimat. "Für mich ist Heimat da, wo ich lebe", sagt Ingo Bach. In Bremen liebt er ganz besonders Rablinghausen und die Nähe zum Wasser. "Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich direkt in den Neustädter Hafen. Die Weser, das Wasser – das ist das, was ich brauche." Hans-Dieter Werner hat über 30 Jahre seines Lebens nicht in Bremen verbracht, trotzdem ist die Stadt stets Heimat geblieben. "Ich bin Bremer, ganz klar, da gibt es kein Pendant", sagt Werner.

Radio Bremen sei für ihn viele Jahre ein treuer Begleiter gewesen. "Sonntags am Morgen gab es auf Bremen Zwei Hafenkonzerte, das war bei meinen Großeltern und mir Pflichtprogramm", so Werner. Später kamen dann auch Krimis und der Beatclub dazu. Bei den Bachs ist buten un binnen seit dem Sendestart vor 40 Jahren nicht wegzudenken, genauso wie Bremen Eins und Bremen Vier. Der Beatclub, Hape Kerkeling und Rudi Carrell sind für Ingo Bach bis heute absolute Highlights der Radio-Bremen-Geschichte. An ihrem 75. Geburtstag hoffen die beiden Männer auf ein gesundes neues Lebensjahr und ein baldiges Ende der Corona-Pandemie: Ingo Bach liebäugelt schon mit einem Norwegen-Besuch und Hans-Dieter Werner hofft, dass er mit der nächsten größeren Feier nicht bis zum 23. Dezember 2021 warten muss.

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Autorin

  • Angela Weiß
    Angela Weiß Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächszeit, 23. Dezember 2020, 17:20 Uhr

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