Bremerhavener Jugendamt kann nicht mehr alle Aufgaben bewältigen
- Jugendamt in Bremerhaven kann laut Untersuchung nicht alle Aufgaben bearbeiten.
- Grund ist ein gravierender Personalmangel, es fehlen demnach 50 Stellen.
- Stadt will nun Maßnahmen ergreifen, um Probleme zu lösen.
Beim Jugendamt der Stadt Bremerhaven fehlt so viel Personal, dass es nicht alle seine Aufgaben adäquat bearbeiten kann. Zu dieser Einschätzung kommt eine Untersuchung, die im Auftrag der Stadt erstellt worden ist und buten un binnen vorab vorliegt. Es müssten demnach 50 zusätzliche Stellen geschaffen werden, um die Arbeit bewältigen zu können.
Für den Bericht haben externe Fachleute drei der neun Abteilungen des Amtes für Jugend, Familie und Frauen untersucht. Das Ergebnis: Die aktuell 65 Vollzeitstellen reichten bei weitem nicht aus. Es blieben wenig Kapazitäten, um Familien eng zu begleiten, so wie es gesetzlich vorgesehen ist, so die Analyse.
Hohe Fallzahlen, neue Gesetze, zu wenig Digitalisierung
Mit 24 fehlenden Stellen liegt der größte Bedarf laut der Untersuchung beim Allgemeinen Sozialen Dienst, dazu gehören zum Beispiel die Stadtteilbüros. Auch im Bereich Pflegekinder, Adoptionen und Vormundschaften brauche es deutlich mehr Personal. Im Bereich Pflegekinder und Adoptionen sei eine Verdreifachung von vier auf 14 Stellen notwendig.
Als Gründe für den Zustand werden unter anderem hohe Fallzahlen in Bremerhaven, neue Gesetze sowie zu wenig Digitalisierung angeführt. Die Stadt will nun Maßnahmen ergreifen. Laut einer Vorlage für den Ausschuss für Jugend, Familie und Frauen der Stadtverordnetenversammlung sollen dieses Jahr 18 neue Stellen entstehen, bis 2028 weitere 32.
Mehr Personal und Umstrukturierung bei Jugendamt geplant
Bremerhavens Jugendamt soll jedoch nicht nur mehr Personal bekommen, sondern grundsätzlich neu aufgestellt werden. Das hat der zuständige Stadtrat für Jugend und Familie, Michael Frost (parteilos), gegenüber buten un binnen angekündigt. Die neuen Stellen sollen schrittweise bis 2028 entstehen. Gleichzeitig will Frost die Arbeitsabläufe und Abteilungen im Jugendamt anders ordnen. So sollen etwa ein Kinderschutz-Team geschaffen, Besprechungen gestrafft und Digitalisierung besser umgesetzt werden. Die Dimension der notwendigen Veränderung sei hoch, sagte Frost wörtlich.
Der Hintergrund sind ihm zufolge steigende Fallzahlen im Jugendamt. Zudem habe der Bund Gesetzesänderungen beschlossen, die bereits jetzt und in den nächsten Jahren zu mehr Arbeit führen. Bremerhavens Personalrat für Soziales und Familie begrüßt die neuen Stellen. Die oppositionellen Grünen halten den Schritt für überfällig. Das Jugendamt sei viele Jahre politisch vernachlässigt worden, kritisierte die Grünen-Stadtverordnete Julia Stephan-Titze.
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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 1. März 2023, 13 Uhr