Fragen & Antworten

Darum fehlen in Bremen muslimische Grabflächen

Bild: Radio Bremen

Die Zahl muslimischer Bestattungen steigt in Bremen seit Jahren. Doch es fehlt an Grabstätten. Eine zusätzliche Fläche auf dem Osterholzer Friedhof könnte die Lösung sein.

Warum brauchen Muslime eigene Grabflächen?

Das hängt mit der Bestattungskultur zusammen, die sich von der christlichen unterscheidet. Im Islam ist eine Urnenbestattung verboten. Außerdem liegen die Verstorbenen mit dem Kopf gen Mekka und es sollen keine Andersgläubigen in unmittelbarer Nähe begraben sein. Hinzu kommt, dass die Grabstätten nicht schon einmal belegt sein dürfen. Deshalb braucht es neue Fläche.

Wie ist die Situation aktuell in Bremen?

Die meisten muslimischen Grabstätten gibt es auf dem Friedhof in Osterholz. 1.237 Menschen sind dort begraben. Zurzeit gibt es nur noch 79 freie Grabstellen. "Die werden in den kommenden Monaten allerdings belegt sein", sagt Murat Çelik, Vorsitzender der Schura Bremen, dem Dachverband muslimischer Gemeinden. Sein Verband bemüht sich Çelik zufolge seit Jahren in Bremen um zusätzliche Grabstätten für Muslime. Auch auf dem Friedhof Aumund in Bremen-Nord stehen muslimische Grabstätten zur Verfügung. Mit 114 Gräbern sind es aber längst nicht so viele wie auf dem Friedhof in Osterholz. Aktuell sind sieben Grabstätten auf dem Friedhof Aumund frei.

Was hat dazu geführt, das muslimische Grabstätten fehlen?

Nicht nur die Anzahl der Muslime in Bremen steigt. Immer weniger von ihnen wollen nach dem Tod in ihre Herkunftsländern beziehungsweise die ihrer Eltern überführt werden, sondern in ihrer Heimat, also in Bremen, begraben werden. Die Zahl der muslimischen Bestattungen nimmt also stetig zu: Waren es laut Bremer Umweltbetrieb 2010 noch 47 Bestattungen pro Jahr, waren es vergangenes Jahr 161 Bestattungen.

Wie könnten mehr muslimische Grabflächen geschaffen werden?

Die Schura Bremen würde gerne eine neue Fläche auf dem Osterholzer Friedhof erschließen. Diese Fläche könne innerhalb von zwei Jahren hergerichtet werden. Über einen Zeitraum von etwa sieben bis zehn Jahren könne man dort dann muslimische Bestattungen vornehmen, so Murat Celik, Vorsitzender der Schura Bremen. "So hätten wir eine gewisse Sicherheit, was die Bestattungen betrifft und auch nicht das Problem, dass wir jedes Jahr nach neuen Grabfeldern suchen müssen." Auch der Umweltbetrieb Bremen, der die städtischen Friedhöfe verwaltet, befürwortet den Vorschlag. Der Friedhof Osterholz sei die zentrale und bedeutende Begräbnisstätte für Muslime, sagt Kerstin Doty, Pressesprecherin des Umweltbetriebs. Zudem seien dort auch die Mitarbeitenden mit den Arbeitsabläufen einer muslimischen Bestattung vertraut.

Werden auf dem Osterholzer Friedhof also in absehbarer Zeit zusätzliche Grabstätten für Muslime entstehen?

Einen konkreten Zeitpunkt kann das Bremer Umweltressort, das für die Entscheidung zuständig ist, nach eigenen Angaben noch nicht nennen. Man arbeite aktuell an einem Konzept, das sich finanzieren lasse und auch mit den muslimischen Verbänden gut abgestimmt sei. Und das brauche Zeit, sagt Enno Nottelmann, Staatsrat im Umweltressort.

Aufgrund bestimmter Bodenverhältnisse auf dem Osterholzer Friedhof würde die Erschließung der Fläche etwa 1,9 Millionen Euro kosten. Als Übergangslösung ist jetzt auf dem Huchtinger Friedhof eine Fläche für 650 Gräber, auf dem Mahndorfer Friedhof eine Fläche für 200 Grabstätten geschaffen worden. Die Schura Bremen drängt auf eine schnelle Entscheidung. "Denn auch diese Gräber werden bald belegt sein", so Murat Çelik.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. Juli 2022, 19:30 Uhr