Papenburger Meyer Werft will 340 Arbeitsplätze abbauen
Rund einen Monat wurde um die Streichung von mehr als 400 Stellen bei der Meyer Werft gestritten. Nun steht fest: Der Stellenabbau kommt — aber anders, als zunächst geplant.
Beim kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer Meyer Werft in Papenburg fallen weniger Arbeitsplätze weg, als zunächst vom Unternehmen beabsichtigt. Statt der geplanten Streichung von 440 Stellen sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das teilten der Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Metall und die Geschäftsführung des Unternehmens bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Papenburg mit.
Der Stellenabbau soll demnach möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. 100 befristete Stellen sollen auslaufen, die übrigen Stellen sollen durch ein Freiwilligenprogramm abgebaut werden.
Aufsichtsrat und Konzernbetriebsrat geplant
Im Gegenzug gibt es eine Mindestbeschäftigung für 3.100 Angestellte bis 2030. Auch ein Aufsichtsrat und ein Konzernbetriebsrat sollen eingerichtet werden. Der Sitz des Unternehmens soll wieder von Luxemburg nach Deutschland verlagert werden.
Aus Sicht der Landesregierung ist dies eine zwingende Voraussetzung für eine staatliche Hilfe. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sieht in der Einigung bei der kriselnden Papenburger Meyer Werft die Möglichkeit für einen Neustart bei dem Unternehmen.
Diese Einigung ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass alle Beteiligten hier gemeinsam an einer Lösung für die aktuellen Herausforderungen arbeiten. Das ist die Chance für eine neue Geschlossenheit.
Olaf Lies, Wirtschaftsminister Niedersachsen
Auch der Oppositionsführer im Landtag, CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner, begrüßte in einer Mitteilung die Verständigung. "Mit dieser Einigung ist ein erster wichtiger Schritt für den Erhalt der Meyer Werft getan und damit für den Schiffsbau in Deutschland insgesamt." Wichtig sei weiterhin, dass sich die Bundesregierung nun aktiv an einer Rettung der Werft beteilige.
Sorge um Arbeitsplätze
Der Bundestagsabgeordnete der Linken, Victor Perli, ist nach eigenen Angaben sehr besorgt um die Arbeitsplätze.
Im Gegenzug für eine öffentliche Unterstützung der Meyer-Werft muss die Bundesregierung klare Garantien einfordern
Victor Perli, Bundestagsabgeordnete der Linken
Chefsanierer Ralf Schmitz hatte einen harten Restrukturierungskurs angekündigt und den Abbau von 440 Jobs gefordert. Diese Forderung war auf Widerstand bei Betriebsrat, IG Metall und der Landesregierung gestoßen.
Bund und Land prüfen Hilfen
Trotz eines vollen Auftragsbuchs kämpft das emsländische Traditionsunternehmen um seine Existenz. Der Grund liegt an Nachwirkungen der Corona-Pandemie, als das internationale Tourismusgeschäft zum Erliegen gekommen war. Auch die Preissteigerungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine haben das Unternehmen unvorbereitet getroffen.
Bis Ende 2027 muss das Unternehmen eine Finanzierungslücke von 2,7 Milliarden Euro füllen. Derzeit laufen Verhandlungen, ob der Bund und das Land Niedersachsen für Bürgschaften zur Verfügung stehen.
Quelle: dpa.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 3. Juli 2024, 13 Uhr