Wie Zeitzeugen vor 80 Jahren den Luftangriff auf Bremen erlebten
Im Zweiten Weltkrieg gingen zahlreiche Luftangriffe auf Bremen nieder. Einer traf die Stadt im August 1944 besonders schwer. Zeitzeugen erinnern sich.
Der schwerste Luftangriff, den die Stadt Bremen im Zweiten Weltkrieg erlebte, war der 132. Angriff in der Nacht zum 19. August 1944. Rund 500 Flugzeuge warfen Tausende Bomben auf die Stadt. Getroffen wurden vornehmlich das Stephaniviertel, der südliche und nördliche Stadtteil, das Hafengebiet und der Westen. Durch den Angriff gingen rund 25.000 Wohnungen verloren. Total zerstört wurden über 8.000 Wohngebäude, 34 öffentliche Gebäude, 80 Wirtschaftsgebäude und 37 industrielle Gebäude.
Erinnerungen, die bleiben
Als am Abend des 18. August 1944 die britischen Flieger kamen und Bomben abwarfen, saß die damals zwölfjährige Margaretha Hoffmann mucksmäuschenstill und in Panik mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einem Bunker im Stadtteil Walle. Eine Nacht, die sie bis heute nicht vergessen hat: "Sirenen oder Schießgeräusche, die lassen mich heute noch erstarren."
Es kamen dann nicht nur die Geräusche rein, sondern auch diese Explosionsgase. Hin und wieder machte dann mal einer die Tür auf und es brannte alles.
Margaretha Hoffmann, erlebte den Luftangriff am 19. August 1944
Auch Hans Rumpf aus Oslebshausen erinnert sich an die Luftangriffe im Bremer Westen. In einem Bunker in der Hüttenstraße seien er, seine Familie und Bekannte untergekommen, wenn es Fliegeralarm gab. Vor allem die Nebeltonnen, die die Sicht für die Bomber erschweren sollten, sind dem 86-Jährigen in Erinnerung geblieben: "Zur Schulzeit, da bin ich in Oslebshausen zur Schule gegangen, dann war Fliegeralarm, da waren Nebeltonnen, und die wurden schon aufgemacht und wir sind da durch."
Infolge des Luftangriffs entstand ein sogenannter Feuersturm, der wenig übrig ließ. Besonders betroffen war der Bremer Westen. In der Hafengegend, in Utbremen sowie weiten Teilen von Findorff, dem Stephaniviertel und Walle stand kaum noch ein Stein auf dem anderen.
Ausgebrannte Straßenzüge in Walle
Wie groß die Zerstörung war, weiß Angela Piplak vom Kulturhaus Walle Brodelpott: "Um das vielleicht nochmal zu verdeutlichen, Bremen hatte 173 Luftangriffe und der 132. Luftangriff, also der vom 18. auf den 19. August, hatte eine Zerstörungskraft wie sämtliche 131. Luftangriffe vorher. Teilweise brannte es ja die ganze Nacht noch durch, die Leute kamen nicht zu ihren Häusern zurück, und das was sie fanden, war häufig nur noch ein glimmender Steinhaufen."
Als Margaretha Hoffmann am Morgen nach dem Feuersturm den Bunker verließ, um zu ihrem Familienhaus in der Wissmannstraße zu gehen, war ihr Stadtteil nicht mehr derselbe: "Das war ein unheimliches Erlebnis. Man konnte fast von der Wissmannstraße, vom Waller Ring aus, zum Bahnhof durchgucken. Da waren natürlich Leute an den Trümmergrundstücken und buddelten rum, suchten und zogen da auch totgebrannte Leute raus, die Reste lagen dann auf der Straße."
Die 92-Jährige sagt: Viele Erlebnisse habe sie auch verdrängt. Doch die bösen Erinnerungen hat Margaretha Hoffmann durch gute ersetzt: Sie hat zwei Töchter, fünf Enkel und drei Urenkel.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. August 2024, 19:30 Uhr