Weniger Kliniken, mehr Qualität? Bremen muss Krankenhäuser umbauen
- Experten legen Gutachten über Bremens Kliniklandschaft vor.
- Gutachter raten dazu, Doppelstrukturen abzubauen.
- Senatorin Bernhard will Landeskrankenhausplan bis März fertigstellen.
Auf lange Sicht könnte es in Bremen und Bremerhaven nicht mehr so viele Kliniken geben wie jetzt. Das ergibt sich – zumindest indirekt – aus einem Gutachten zur Krankenhausplanung bis 2030, das den Gesundheitspolitikern der Bürgerschaft in der Deputation vorgestellt wurde. Von "Standortschließungen" ist in dem Gutachten nicht ausdrücklich die Rede. Aber die externen Fachleute empfehlen nachdrücklich, bestehende Doppelstrukturen in den bremischen Kliniken abzubauen.
Einerseits steigen die Kosten, auf der anderen Seite sind die Erlöse runtergegangen, weil weniger Patienten zu versorgen sind. Da hängen alle Krankenhäuser drin – auch die in Bremen. Deshalb ist der Handlungsdruck groß, etwas zu tun.
Boris Augurzky, Gesundheitsökonom an der Universität Duisburg-Essen.
Mehrfachangebote haben sie vor allem in der Herzmedizin, der Krebs-Behandlung sowie der Unfall-Chirurgie ausgemacht. Die Gutachter empfehlen, in Bremen und Bremerhaven in Zukunft nur noch jeweils ein Krankenhaus zu betreiben, in dem alle Krankheiten versorgt werden können. Hinzu käme ein Netz von Notfall- und Fachkliniken. Rechnet man die Zahl der empfohlenen Standorte für die beiden Städte zusammen, dann wären es weniger als die zwölf bestehenden heute.
Im Gespräch sind "Tauschgeschäfte" zwischen Kliniken
Zugleich verhandeln die Klinikgesellschaften, sowohl städtische als auch private, schon seit anderthalb Jahren mit dem Gesundheitsressort darüber, wer sich künftig auf welche Medizin-Schwerpunkte spezialisieren könnte. Im Gespräch sind "Tauschgeschäfte" zwischen den Krankenhäusern: Sie geben beispielsweise ihre kleine Herz-Abteilung auf und bekommen als Ausgleich Patienten für eine Augen-Operation dazu.
Es wird möglicherweise Umwandlungen geben von Kliniken bezüglich ihres Portfolios. Es ist die Hauptaufgabe, dass man das intelligent verteilt. Das ist nicht nur eine Frage des Abspeckens, sondern auch eine von Qualitätsgewinn.
Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard
Die Gespräche scheinen schwierig. Trotzdem zeigte sich Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zuversichtlich. Sie habe ein großes Verständnis bei allen Krankenhausträgern gespürt. "Die sehen sich durchaus in der Lage, sich darauf einzulassen", sagte sie bei buten un binnen. Einerseits sei die Umverteilung von Schwerpunkten keine neue Idee. "Zum anderen muss man sagen: Der Druck ist jetzt immens." Der Landeskrankenhausplan für die nächsten Jahre soll laut Bernhard im März fertig werden.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. Januar 2023, 19:30 Uhr