Forscher zu Klimakonferenz: "Viele sind noch nicht an Bord"
Hans-Otto Pörtner vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut ist bei der Weltklimakonferenz. Im Interview bei Bremen Zwei erklärt Pörtner seine Gedanken vor der Konferenz.
Heute startet die Weltklimakonferenz in Dubai. Auch aus dem Norden reisen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Vereinigten Arabischen Emirate, um an den Beratungen teilzunehmen. Einer von ihnen ist Professor Hans-Otto Pörtner, Meeresbiologe vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.
Sie waren schon bei vielen dieser Konferenzen. Was denken Sie vor solchen Konferenzen? Freuen Sie sich, etwas voran bringen zu können, oder denken Sie an zähe Verhandlungen, die bisher wenig gebracht haben?
Das ist ist eine Mischung. Es ist wichtig für das Networking. Man hat jedes Mal die Hoffnung, dass man einen Beitrag leisten kann für eine vernünftige Klimapolitik, dass man die Dringlichkeit des des Klimaschutzes rüber bringt und dabei hilft, den entsprechenden Druck zu erzeugen. Und ja, in vielen Diskussionen, auch mit Funktionsträgern, auch mit Verhandlern, kommt dann auch manchmal ein bisschen was raus.
Aber wenn Sie sagen, man muss die Dringlichkeit des Klimaschutzes noch rüberbringen, muss man da wirklich bei diesen einfachen Dingen anfangen? Sollte das nicht jeder mittlerweile wissen?
Das sollte man hoffen. Aber sie müssen ja nur die politischen Diskussionen verfolgen und werden merken, dass es noch viele gibt, die noch nicht an Bord sind. Die haben es noch nicht verstanden, dass es hier um die Wurst geht, dass es sich um eine existenzielle Krise handelt, die zusammen mit der Biodiversitätskrise unserer Lebensgrundlagen bedroht. Es wird auf Zeit gespielt, es werden kurzfristige wirtschaftliche Interessen nach vorne gestellt, und wir fahren ja nun gerade jetzt an einen Ort, wo diese wirtschaftlichen Interessen im Wege stehen, da geht es um den Verkauf fossiler Energieträger. Das ist natürlich ein Elefant im Raum, der nicht größer sein könnte.
Haben Sie denn konkrete Erwartungen, mit denen sie nach Dubai fahren? Welche Ergebnisse könnten bei den Konferenzen herauskommen?
Man kennt natürlich die großen Themen, über die verhandelt wird. Es geht um die Finanzierung von Schäden und Verlusten durch den Klimawandel. Es geht auch um den Green Climate Fund, wo man die Entwicklungsländer bei den Anpassungen an den Klimawandel unterstützen will. Aber vor allen Dingen geht es natürlich darum, jetzt wirklich die Emissionen runterzufahren. Das ist das größte Problem.
Man will die Reduzierung bisher an das Runterfahren der Nutzung fossiler Energieträger koppeln. Und das ist schwierig. Viele Länder haben Pläne, fossile Energieträger sogar noch zu fördern, zu verkaufen und so die Exploration voranzutreiben. Das ist das größte Problem meiner Ansicht nach. Es gibt Bestrebungen, die Nutzung Fossiler Energieträger von den Emissionen zu entkoppeln. Aber da haben wir technologisch einfach von den Dimensionen her nicht die Lösungen, durch die wir schnell handeln können.
Glauben Sie noch, dass Sie mit einem wirklich brauchbaren Ergebnis wieder zurückkommen können?
Ob ich mit einem brauchbaren Ergebnis zurückkomme, sei mal dahingestellt. Ob die Weltgemeinschaft ein brauchbares Ergebnis erzielt, da gibt es bei dieser Klimakonferenz eine Skepsis. Die ist größer als bei allen anderen zuvor.
Ich muss gerade an eine böse Karrikatur denken, da sieht man eine Stadt in Ruinen, ein paar Menschen sitzen in zerfetzten Anzügen um ein Feuer rum. Und einer von ihnen sagt: "Aber manchmal waren unsere Shareholder auch zufrieden." Läuft es darauf hinaus?
Ja, das sind ein bisschen die Zukunftsszenarien, die einem in den Kopf kommen, wenn man sich überlegt, wie sehr manche auf der Bremse stehen, um den Klimaschutz hinauszuzögern und noch viel Geld vorher zu verdienen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 30. November 2023, 7:40 Uhr