Mord an der 12-jährigen Luise: Wie spricht man darüber mit Kindern?
Zwei Mädchen in Freudenberg haben eine Klassenkameradin getötet. Die Tat schockiert alle. Wie können Eltern ihren Kindern das erklären? Ein Bremer Experte gibt Hilfe.
Zwei etwa gleichaltrige Freundinnen haben die 12 Jahre alte Luise erstochen. Dass Kinder zu Mördern werden, passiert sehr selten. Und diese Tat in Nordrhein-Westfalen kann Erwachsene verwirren, genauso wie Kinder. Eltern fragen sich jetzt vielleicht: Wie erkläre ich meinen eigenen Kindern, was da vorgefallen ist? Oder sollte ich es am besten verschweigen?
Florian Kathmann, Leiter der Fachweiterbildung für Erzieher vom Institut für Qualifizierung und Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (QUQUK) der Gesundheit-Nord (Geno), gibt Hilfestellung, wie man am besten mit der Situation umgehen kann.
1 Gesprächsthema Luise F.: Option, aber kein Muss
Dass junge Menschen sich mit dem tagesaktuellen Geschehen befassen, befürwortet Kathmann. So kann man beispielsweise gemeinsam Nachrichten sehen – auch in kindgerechten Formaten wie Logo. Wenn das eigene Kind das Thema des Mordes an Luise allerdings nicht selbst anspricht oder man merkt, dass es nur beiläufig kommentiert wird, sollte man es auch nicht zu einem großen Thema machen. Das könnte sonst unnötig Ängste schüren. Eine zu große Dramatisierung solcher Ereignisse sei dann auch besonders belastend. Wichtig ist vor allem:
Wenn das Kind selbst auf die Eltern mit Fragen nach dieser Tat zukommt, passiert das nicht ohne Grund.
Florian Kathmann, Institut QUQUK
Das gelte für jedes Alter.
2 Informationen gemeinsam prüfen
Oft bekommen junge oder auch sehr junge Schüler solche Themen über Umwege wie den Schulhof oder soziale Medien mit. Deshalb sei es wichtig, dass die Eltern erst einmal nachfragen, was die Tochter oder der Sohn überhaupt gehört hat. Über den Fall sei schließlich noch nicht viel bekannt. Dem Kind könnte es helfen, ruhig über die Situation aufgeklärt zu werden. Zum Beispiel, indem man sich gemeinsam die Nachrichten ansieht oder einen Artikel zusammen darüber liest. Sollte das Kind zu ängstlich sein, gilt es immer darauf hinzuweisen, dass es sich um einen einmaligen Fall handelt – selbstverständlich ohne die Angst klein zu reden.
3 Raum für Gedanken und Gefühle
Für ein Kind ist es wichtig zu merken, dass es mit seinen Gefühlen ernst genommen wird. Deshalb empfiehlt der Institutsleiter, kein Gespräch zwischen Tür und Angel zu führen, sondern sich ruhig zusammenzusetzen. "Bei solchen Themen kann es auch zu Gefühlsausbrüchen kommen, die Kinder können weinen und schreien oder auch das Gespräch verlassen wollen." Das müsste alles erlaubt sein.
Ein Dialog ohne Dramatisierung, in der sie ihren Raum für Gefühle haben, wäre das Beste – das ist allerdings auch manchmal leichter gesagt als getan.
Florian Kathmann, Institut QUQUK
Langfristig sollte man beobachten, wie sehr das Thema dem Kind zusetzt. Wenn es sich beispielsweise nicht mehr zu Freizeitaktivitäten traut oder sich ansonsten ungewöhnlich verhält, müsste man weitere Gespräche suchen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Nachmittag, 14. März, 16 Uhr