Infografik
So können Bremer ihre digitale Klima-Bilanz verbessern
Streamen, E-Mails, Konferenzen: Jeder Klick im Internet verbraucht Datenmengen und Energie. Doch ein paar Tricks verringern den klimaschädlichen CO2-Ausstoß deutlich.
Online shoppen, per Google nach dem Weg schauen, stundenlang Filme streamen oder auch nur eine E-Mail verschicken: Was für viele Bremerinnen und Bremer ganz normal ist, erzeugt klimaschädliche Treibhausgase. Während vielen der CO2-Ausstoß durch den Konsum von Fleisch, das Autofahren oder Fliegen bereits bewusst ist, kennen sich längst nicht alle mit dem eigenen CO2-Ausstoß durch das Nutzen digitaler Geräte oder Dienste aus. Laut Öko-Institut sind das pro Person und Jahr durchschnittlich 739 Kilogramm CO2. Den größten Anteil daran haben Fernseher, Desktop-PCs und Spielekonsolen.
Doch wie relevant ist diese Menge an ausgestoßenem CO2 überhaupt? Laut Bundesumweltministerium beträgt der allgemeine CO2-Fußabruck in Deutschland pro Person im Schnitt 10,8 Tonnen. Darin enthalten ist auch der vergleichsweise geringe Verbrauch im digitalen Bereich. Doch angesichts der derzeitigen Klimaziele gewinnen die 739 Kilogramm CO2 enorm an Bedeutung. Um die Klimaziele zu erreichen, dürfte der pro-Kopf-Ausstoß an CO2 in Zukunft demnach eine Tonne nicht überschreiten. Die aktuelle durchschnittliche digitale CO2-Bilanz von 739 Kilogramm allein erfüllt bereits rund 74 Prozent dieser angestrebten einen Tonne an ausgestoßenem CO2.
Digitales wird immer relevanter
Für Jens Gröger vom Öko-Institut zeigt der Vergleich auch die große Bedeutung des digitalen Bereichs. "Damit wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen, müssen wir unsere Emissionen in allen Bereichen in den Keller drücken", sagt der Energie-Experte. Beim Öko-Institut forscht er an nachhaltiger Informations- und Kommunikationstechnik und glaubt: Auch wenn das Digitale aktuell bei Weitem nicht der größte Faktor mit Blick auf Treibhausgase ist, werden der digitale Konsum und die dafür nötigen Rechenzentren in Zukunft immer relevanter.
Mit Blick auf den Klimaschutz sind wir im Digitalen völlig blind. Diese Bereiche werden in Zukunft aber wachsen und sehr stark zunehmen.
Jens Gröger; Öko-Institut
Beim Wohnen oder der Mobilität werde Klimaschutz derzeit viel deutlicher mitgedacht als beim Bau neuer gigantischer Rechenzentren wie in Frankfurt, München oder Berlin.
Videokonferenzen und TV-Streaming haben zugenommen
Die Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens berät seit Jahren Menschen und Unternehmen, wie und an welchen Stellen sie Treibhausgase einsparen können. Insbesondere seit der Corona-Pandemie haben Videokonferenzen stark zugenommen. In einem Emissionsrechner für Videokonferenzen zeigt die Agentur, wie rasant der CO2-Fußabdruck einer Video-Schalte in die Höhe schießen kann. Entscheidend hierfür sind die Dauer der Konferenz und die Anzahl der teilnehmenden Geräte.
Kleine Änderungen, großes Spar-Potenzial
Zu Treibhausgasen und deren Ursprung kursieren viele Zahlen. Eine E-Mail zu versenden erzeugt angeblich so viel CO2 wie die Produktion einer Plastiktüte. Eine Suchanfrage bei Google soll immerhin für 0,2 Gramm CO2 verantwortlich sein. Wie hoch klimaschädliche CO2-Emissionen durch digitale Nutzung sind, hängt laut Bremer Verbraucherzentrale immer von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Wird zum Beispiel Ökostrom eingesetzt, Solarenergie über die Photovoltaik-Anlage gewonnen oder herkömmlicher Strom? Weiter geht es mit der Geräte-Nutzung. Wird ein PC mit einer hochauflösenden Grafikkarte verwendet oder ein Handy, beziehungsweise Laptop?
Inse Ewen, Bremer Verbraucherzentrale
Weitere wichtige Faktoren für die CO2-Bilanz sind die Herstellung, die Energieeffizienz sowie die Lebensdauer der Geräte.
An der generellen Nutzung des Internets kommt wohl kaum mehr jemand vorbei, trotzdem können Bremerinnen und Bremer ihren digitalen CO2-Fußabdruck zumindest reduzieren. Wer Filme und Serien liebt, kann mit einer kleinen Einstellung am Fernseher die benötigte Datenmenge des Streams deutlich verringern. Hier gilt: Besonders hohe Auflösungen benötigen auch sehr viel mehr Energie. Laut Bremer Verbraucherzentrale ist das Streamen von Filmen weltweit für mindestens ein Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich.
Neben einer geringeren Bild-Auflösung beim Streamen von Filmen kann laut Verbraucherzentrale auch direkt bei der Neuanschaffung von Unterhaltungselektronik auf die Energieeffizienz geachtet werden. "So spart ein Fernsehgerät mit der Energieeffizienz A+++ fast 50 Prozent an Energie ein gegenüber einem alten Gerät der Energieeffizienzklasse B", sagt Ewen. Noch sparsamer gegenüber den Fernsehgeräten seien Smartphones und Tablets.
Länger nutzen statt ständig neu kaufen
Nach Angaben des Bremer Unternehmens Neuland, das sich mit Nachhaltigkeit im Bereich E-Commerce beschäftigt, ist insbesondere das Gerät selbst für den CO2-Abdruck verantwortlich. Anita Schüttler ist Beraterin bei Neuland und plädiert für eine lange Nutzungsdauer von Geräten wie Fernsehern, PCs oder Handys. "Etwa 90 Prozent der CO2-Emissionen von Hardware entstehen während der Herstellung", sagt Schüttler. Je öfter man die Hardware tausche, desto schlechter, so die Beraterin.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. Dezember 2022, 19:30 Uhr