Infografik

Gefühlte Inflation: Sparen Bremer jetzt bei ihren Festtagseinkäufen?

Eine Frau betrachtet im Supermarkt am Sektregal eine Flasche Sekt, im Einkaufswagen liegen diverse Festtagseinkäufe.
Weihnachten wird dieses Jahr teurer. Die Preise für alkoholische Getränke haben beispielsweise um 8,6 im Vergleich zum vergangenen Jahr zugelegt. Bild: Imago | Martin Wagner

Offiziell sinkt die Teuerungsrate seit Monaten. Doch stimmt das wirklich? Denn viele Bremerinnen und Bremer nehmen es zum Jahresende anders wahr. Das sind die Gründe.

Die Inflationsrate sinkt. Statistisch kletterten die Preise in diesem November nur noch um 3,2 Prozent im Vergleich zum November 2022. Niedriger war die Inflation zuletzt vor zweieinhalb Jahren. Doch gefühlt nehmen es viele Bremerinnen und Bremer anders war.

Ob Obst, Gewürze oder Fonduefleisch für das Festtagsessen, gefühlt seien alle Lebensmittelpreise gestiegen. "Und zwar enorm!", sagt Sabine Edelblut, die an diesem Tag letzte Besorgungen in einem Biosupermarkt in der City macht. Die 62-Jährige Findorfferin muss es wissen: "Ich habe alle Preise im Kopf", sagt sie und lacht. "Das ist einfach so bei mir drin."

Olivenöl ist superteuer geworden, das kann man kaum noch kaufen!

Sabine Edelblut (62) aus Findorff

Viele Supermarktpreise im Kopf hat auch Jens Haß. Sein Fazit: Manche sind gestiegen, manche gleichgeblieben, manche gefallen. "Also Butter zum Beispiel ist teilweise wieder gesunken", sagt der 49-jährige Gröpelinger. Bei vielen anderen Lebensmitteln sei die Tendenz aber umgekehrt gewesen. "Bei Weizenprodukten habe ich das Gefühl und bei Fleisch sowieso, also da ist nichts großartig gesunken, eher gleichgeblieben oder gestiegen.“

Tatsächlich deckt sich die Wahrnehmung im Supermarkt mit der Statistik. Denn die Inflation ist keineswegs flächendeckend gesunken.

Teuerungsrate verschiedener Produkte seit November 2022

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So stiegen allein für Lebensmittel die Preise im November 2023 im Schnitt um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit verlangsamte sich der auf das Jahr gerechnete Preisauftrieb zwar im Vergleich zu den vorherigen Monaten Oktober (6,1 Prozent), September (7,5 Prozent) und August (9 Prozent). Dennoch liegt die Teuerungsrate für Lebensmittel noch immer knapp doppelt so hoch wie die anderer Produkte.

So mussten Verbraucherinnen und Verbraucher zuletzt zwar deutlich weniger Geld für Benzin oder Erdgas ausgeben. Für Fisch ist aber ein Preiszuwachs von mehr als sieben Prozent fällig. Bei alkoholischen Getränken sind es fast neun Prozent. Für Obst, Zucker und Süßigkeiten zum Fest sind die Preise um rund zwölf Prozent gestiegen, für Olivenöl verzeichnet das Statistische Bundesamt gar 43,5 Prozent Inflation – Grund sind hier sommerliche Dürre und schlechte Ernten in Südeuropa.

Eigenmarken und Discounter profitieren

Solche Preise schlagen sich auch im Kundenverhalten nieder. "Im Lebensmitteleinzelhandel wird jetzt anders gekauft", sagt Jan König, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordwest. Entsprechend stünden Eigenmarken der Händler mehr im Mittelpunkt, auch Discounter würden häufiger aufgesucht.

Es wird nicht weniger gekauft, aber anders.

Jan König, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nordwest

Dennoch sieht König eine Aufhellung der Konsumstimmung. "Das Konsumbarometer des Handelsverbands hat sich 2023 fast kontinuierlich erholt", sagt er, nachdem es vor gut einem Jahr wegen der damals noch wesentlich höheren Inflation einen Tiefpunkt markiert hatte.

Für den Handel rechnet sein Verband in diesem Jahr immerhin mit einem leichten Umsatzzuwachs – zumindest nominell, also ohne die Teuerungsrate mit zu berücksichtigen. Da der Handel aber die Lieferantenpreise nicht immer eins zu eins an die Kunden weiterreichen könne, werden die realen Umsätze wertmäßig sinken, sagt König.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Dezember 2023, 19:30 Uhr