Infografik
Warum die Kugel Eis immer teurer wird
Corona, Krieg und Energiewende machen auch Eiscreme teurer. Wie ein Bremer Eisdielenbetreiber jetzt mit Zucker, Sahne und Co. kalkulieren muss, verraten wir hier.
Auf Sätze wie "Oma, darf ich ein Eis?" ist es schwierig, mit "Nein" zu antworten. Doch spätestens dann, wenn Bremerinnen und Bremer das Portemonnaie zücken, um für Vanille, Schoko und Erdbeere zu bezahlen, müssen viele zweimal hinschauen. Denn die Kosten pro Kugel könnten in diesem Sommer an manchen Bremer Eisdielen die des Liters Benzin übertreffen.
"Wir mussten den Preis in diesem Jahr von 1,40 auf 1,80 Euro erhöhen", sagt Marco Ferrari, dessen Familie seit 1948 ein Eiscafé im Bremer Viertel betreibt. Einige Kunden regten sich darüber auf, sagt er. "Die meisten haben aber Verständnis." Neulich sei sogar eine Oma mit zwei Enkeln dagewesen, die sich gewundert habe, wie günstig das Eis sei. "Die kam bestimmt aus München", sagt Ferrari und lacht.
München am teuersten, Bremen gleichauf mit Hamburg
In der Tat sind die Kugeln in München dem jüngsten bundeweiten Eiskugel-Vergleich eines großen Ferienportals zufolge die teuersten. 2021 kosteten sie im Schnitt 2,10 Euro. Auch in Stuttgart, Berlin, Leipzig und Dresden waren schon vor zwei Jahren gut 1,80 Euro pro Kugel fällig. Bremen lag damals leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 1,46 Euro. Wie in Hamburg kostete die Kugel hier im Schnitt 1,43 Euro.
Doch Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine haben auch die Kosten für Eisdielen in die Höhe schnellen lassen. Der Zuckerpreis variiere dabei besonders stark, sagt Ferrari, der regelmäßig 25-Kilo-Säcke kauft und sein Eis damit selbst herstellt. Die Säcke kosteten im Spätsommer 2022 noch rund 20 Euro. "Anfang dieses Jahres lagen wir bei 42,95 Euro", sagt der Unternehmer und zeigt auf eine der ausgedruckten Abrechnungen, die vor ihm auf dem Tisch liegen. Inzwischen sei der Preis zwar wieder um rund zehn Euro gefallen. "Ich bin aber ja keine Tankstelle und kann da nicht jeden Tag neue Eiskugelpreise festlegen."
Kosten für Eisdielen im Vergleich zum Vorjahr
Kostensteigerungen gäbe es zudem nicht nur beim Zucker. "Für Milch haben wir 2015 noch 55 Cent pro Liter bezahlt", sagt Ferrari. Seither hätten sich die Kosten rund verdoppelt. Beim Eigelb seien die Preise im selben Zeitraum von 3,98 auf 10,93 Euro pro Kilo geklettert.
Waffeln, Pappbecher, Strohhalme, Holzlöffel – fast alles ist teurer geworden.
Marco Ferrari, Eisdielenbetreiber im Bremer Viertel
Auch der Mindestlohn schlägt in Bremens Eisdielen zu Buche. 2015 eingeführt, betrug er anfänglich 8,50 pro Stunde. In der Eis-Saison 2022 lag er bereits bei 10,45 Euro. Im Oktober 2022 wurde er schließlich auf 12 Euro erhöht. "Das merken wir gerade jetzt besonders, weil ich mit meiner Frau während der Corona-Zeit den Laden noch alleine gemacht habe", sagt Ferrari. Jetzt brauche er aber wieder zusätzliches Personal. Dies seien oft Schüler, die sich ein bisschen Geld hinzuverdienen wollten oder für ihren Führerschein sparten. "Zwölf Euro sind dann allerdings sehr viel Geld für jemanden, der nicht weiß, wie man einen Cappuccino richtig macht", sagt Ferrari und lacht.
Er selbst habe noch für fünf Mark die Stunde angefangen, sagt der 52-Jährige. Das waren allerdings auch andere Zeiten. Statistisch haben sich die Preise für eine Kugel Eis in Bremen seit Anfang der 1980er Jahre grob verzehnfacht – ausgehend von damals rund 30 Pfennig (15 Cent). Wobei die Kugeln damals auch erheblich kleiner waren. Die gute Nachricht: Auch dieser Trend setzt sich fort. "Ich habe die Kugeln in diesem Jahr auch wieder ein bisschen größer gemacht", sagt Ferrari.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 17. April 2023, 14:50 Uhr