Nach 20 Jahren fährt wieder ein IC ab Bremerhaven
Seit 2001 war Bremerhaven ein weißer Fleck auf der Fernverkehrs-Landkarte der Deutschen Bahn. Jetzt ist zumindest Köln von hier aus zu erreichen. Was nicht jedem reicht.
Um 10:11 Uhr war es soweit: "Zurücktreten bitte!". Ein moderner doppelstöckiger Intercity-Zug verlässt Bremerhaven Hauptbahnhof in Richtung Köln. Abfahrt in Bremerhaven wird ab jetzt täglich gegen 10 Uhr – und Ankunft des IC aus Köln in Bremerhaven gegen 16 Uhr sein. Der Zug wird dann immer über Nacht in Bremerhaven bleiben, um am nächsten Tag wieder bereitzustehen, so eine Bahnsprecherin.
Es handele sich zunächst um eine zweijährige Testphase, in der die Nachfrage zeigen soll, ob dieses Angebot von den Reisenden angenommen wird. Interessant dürfte diese Verbindung weniger für Pendler als für Touristen sein, die beispielsweise die Nordseeküste erkunden möchten. Die Stadt hatte sich durchaus mehr versprochen, zum Beispiel eine ICE-Direktverbindung Richtung München. Und Jens Volkmann vom Verkehrsclub Deutschland würde sich eine Anbindung bis nach Cuxhaven wünschen. Allerdings ist die Strecke ab Bremerhaven noch nicht mit Oberleitungen für elektrische Eisenbahnen ausgestattet, was deshalb einen Lokwechsel in Bremerhaven nötig machen würde, bis die Strecke elektrifiziert ist.
Dafür wird die Küste an anderer Stelle bahntechnisch aufgerüstet: Norddeich Mole erhält eine umsteigefreie Intercity-Verbindung nach Frankfurt/Main. Und flankierend dazu werden laut Bahn von Bremen und Osnabrück aus künftig mehr und schnellere ICE-Direktverbindungen nach Frankfurt Flughafen und Stuttgart angeboten.
Ein Blick zurück
Die Bahnstrecke Bremen – Bremerhaven wurde 1862 eröffnet, der Endbahnhof Geestemünde gehörte damals noch zum Königreich Hannover und lag direkt am Handelshafen an der heutigen Klußmannstraße. Der zur Bremen gehörende Bahnhof Bremerhaven war ursprünglich nur ein Güterbahnhof für die bremischen Häfen und lag dort, wo heute das Auswandererhaus steht. 1914 wurde schließlich der Bahnhof Geestemünde-Bremerhaven eröffnet, der heutige Hauptbahnhof von Bremerhaven. Die Strecke nach Bremen wurde 1966 elektrifiziert, zwei Jahre nach dem Bremer Hauptbahnhof.
So sah er Bahnhof in Bremerhaven früher aus
Regelmäßige Verbindungen gab es mit Schnellzügen nach München, Basel und Wiesbaden. Mit diesen konnte man zusätzlich in sogenannten Kurswagen – einzelnen Waggons, die unterwegs an verschiedene Züge gekuppelt wurden – ohne umzusteigen sogar von Bremerhaven bis nach Genua, Ancona oder Nizza in Italien fahren, weiß Jens Volkmann zu berichten. Ab 1993 fuhr sogar ein ICE regelmäßig nach München, IR-Züge von Cuxhaven über Bremerhaven bis nach Saarbrücken und Luxemburg. Doch mit Intercity-Express, Intercity und Inter-Regio war im Juni 2001 Schluss in Bremerhaven.
Nach 20 Jahren wird nun die neue Intercity-Verbindung Bremerhaven wieder ein Stückchen an die weite Welt des Schienenverkehrs anbinden. "Die Bahn ist das Verkehrsmittel der Zukunft und in sofern wird auch der Fernverkehr hier wieder eine größere Rolle spielen", so Jens Volkmann vom Verkehrsclub Deutschland. Kurios am Rande: Im November 2003 wurde ein ICE der Baureiche 401 (ICE 1) zwar in Bremerhaven feierlich auf den Namen "Bremerhaven" getauft, doch Zielbahnhof war die Seestadt für den Zug nur dieses eine Mal.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 12. Dezember 2021, 19:30 Uhr