Fragen & Antworten
Bremerhavener "Polarstern" bricht zu neuer Arktis-Expedition auf
Zwei Monate lang will ein 50-köpfiges Wissenschaftsteam in der Arktis Daten über die Folgen des Klimawandels sammeln. Die Experimente führen tief unter das Eis.
Ein Wissenschaftsteam unter Leitung des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) macht sich momentan in den letzten Zügen für eine Forschungsexpedition an den Nordpol bereit. Vom norwegischen Tromsø aus soll der Eisbrecher "Polarstern" am Donnerstag zu seiner Fahrt aufbrechen. Ursprünglich war das Auslaufen schon für Mittwoch geplant. "Das Schiff wird gerade betankt", sagte eine AWI-Sprecherin zu buten un binnen.
Wohin führt die Expedition?
Das Ziel der "Polarstern" ist die Arktis. Bereits am kommenden Wochenende wird das Forschungsschiff das arktische Eis bei Spitzbergen erreichen. Zwei Monate lang will das Forschungsteam dort Daten über die Folgen des Klimawandels sammeln. "Bei dieser Reise geht es vor allem um die Verknüpfung zwischen Eis, Biologie und Ökosystem", sagt AWI-Forscher Marcel Nicolaus zu buten un binnen.
Das AWI hat die Expedition vor elf Jahren schon einmal durchgeführt. "Damals konnten wir sehen, wie Biomasse vom Eis ausschmilzt, durch den Ozean sinkt und sich auf dem Meeresboden ablagert. Das war vorher gar nicht klar", so Nicolaus. Nun wollen die Forscher herausfinden, was sich seitdem verändert hat.
Wer ist an der Exkursion beteiligt?
Das Expeditionsteam besteht aus rund 50 Forschern. Das AWI leitet die Expedition und stellt einen Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit an Bord sind aber ebenso Forscher und Forscherinnen der Universität Bremen und aus dem Ausland. Auch ein Filmteam begleitet die Expedition.
Was für Erkenntnisse erhoffen sich die Forscher?
Die Arktis ist besonders stark betroffen vom Klimawandel. Seit Jahren wird das Meereis weniger. Die Polar- und Meeresforscher wollen in Erfahrung bringen, wie sich das Abschmelzen des Eises auf Fische, Tiere und Lebewesen im arktischen Ozean auswirkt. Etwa, was es heißt, wenn zum Beispiel Tiere ihren Lebensraum nach Norden verlagern, weil die Meere zu warm werden. Dazu sollen Proben vom Wasser und Meeresboden genommen werden.
Was für Experimente hat das Team geplant?
Geophysiker Nicolaus interessiert vor allem das Leben unter dem Eis: "Wir wollen herausfinden, wie viel das Meereis und die Oberfläche mit dem Meeresboden zu tun hat." Der AWI-Forscher hat für seinen Unterwasser-Roboter eine Kamera vorbereitet, mit der er das Leben unter den Eisschollen dokumentieren will. "Wir können damit kleine Geräte ausbringen, um etwa Temperatur und Salzgehalt im Ozean zu messen", so Nicolaus.
Eiskarten gibt es zwar auch vom Satelliten, doch sie zeigen nicht solche Details wie die Proben der Forscher. An manchen Stellen stellten diese eine Eisdicke von nur 1,20 Meter fest, anderswo sind es 20 Meter. Klar ist: Je dünner das Eis, desto mehr Licht kommt in das Wasser – aber was das bedeutet, ist noch nicht vollends erforscht.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 31. Juli 2023, 19:30 Uhr