Von Synthiegeballer bis Massenkaraoke: 5 Musik-Tipps für die Breminale
Rund 150 Bands, Solokünstler und DJs treten auf den zehn Bühnen der diesjährigen Breminale auf. Wir nennen fünf musikalische Acts, die Sie nicht verpassen sollten.
Egal ob Alternative-Rock, Jazz-Pop oder Ravepunk – musikalisch kommen die Besucher der Breminale auch in diesem Jahr voll auf ihre Kosten. Rund 150 Bands, Solokünstler und DJs treten von Mittwoch bis Sonntag auf den zehn mal großen, mal kleinen Bühnen am Osterdeich auf. Und selbst für Musik-Kenner hält das Festival die ein oder andere Überraschung bereit. Wir nennen fünf musikalische Acts, die Sie nicht verpassen sollten.
1 Get Jealous (Mittwoch, 21 Uhr, Flut)
Herrlich, wenn eine junge, nahezu unbekannte Band auf ein ahnungsloses Publikum trifft – und dieses dann nach wenigen Minuten völlig in der Hand und in Ekstase versetzt hat. So geschehen vor knapp zwei Jahren im Oldenburger Club Cadillac, als das Alternative-Pop-Skate-Punk-Trio noch nicht lange auf den besten Bühnen des Landes unterwegs war und sich seinen Ruf als erstklassige Live-Band noch erspielen musste. Das haben Otto an Mikro und Gitarre, Marike am Bass und Marek am Schlagzeug seitdem scheinbar mühelos geschafft, auch bei mehreren Konzerten in Bremen – und dieser Ruf wird auf der Breminale bestimmt nicht leiden, im Gegenteil.
2 Pony Tyler (Mittwoch, 22 Uhr, Pappinale)
Singen kann jeder. Unter der Dusche, auf dem Rad, im Auto, in der Karaoke-Bar — manchmal wohlklingend, meistens schief. Mit zahlreichen anderen Menschen zusammen singen — das geht im Stadion, beim Live-Konzert oder ganz gesittet im Chor. Und dann gibt es Massenkaraoke. Doch was Pony Tyler machen, ist nicht einfach nur gemeinsames Singen und Ablesen eines Songtextes. Es ist chaotisch, emotional, laut und sportlich.
Um festzulegen, welcher Song gesungen wird, duellieren sich zwei Freiwillige aus dem Publikum auf zwei festinstallierten Goldsprint-Rädern. Sie fahren eine virtuelle 250-Meter-Strecke — der Gewinner darf den Song wählen. Das Ganze wird moderiert von Einhorn-Fans im Power-Rangers-Kostüm, die genau so schief singen wie der Rest. Und dann schmettern Hunderte Menschen zusammen Oldies, Pop-Schnulzen oder Punk-Klassiker. Mitreißend. Um es zu verstehen, muss man dabei gewesen sein.
3 Rausz (Donnerstag, 20 Uhr, Bretter)
Im Wörterbuch steht als Definition von "Bühnenpräsenz": "Art des Auftritts einer Person vor Publikum und dabei erzielte Wirkung/Ausstrahlung." Dort könnte aber auch einfach ein Bild von Rausz-Sängerin Susanna zu sehen sein. Präsent ist sie wie kaum eine andere Frontfrau: Sie tanzt, wütet, windet sich, flippt aus, singt und schreit – ein Erlebnis. Zusammen mit ihr stehen tolle Musiker und Musikerinnen auf der Bühne, die eine wirklich alternative Mischung aus Rock, Punk, Grunge und auch Pop spielen. Sehens- und hörenswert. Übrigens aus Bremen, zum wiederholten Male im Breminale-Progamm – und das völlig zu Recht.
4 Burnout Ostwest (Freitag, 22:15 Uhr, Flut)
Das Blitzdebüt erschien, ohne dass die Bremer Band je ein Konzert gespielt hatte. Der ersten Platte folgten ganz fix weitere Veröffentlichungen. Felix Büttner (von der Band Alltag) und Hannes Gehring (Team Scheiße) ballerten Knallersongs ohne Ende raus. Das alles, ohne groß darüber nachzudenken, wohin das führt. Im Dunstkreis der Viertel-Kneipe Horner Eck legten die beiden Musiker einfach los. Sie machten. Immer weiter. Was? Ravepunk oder auch Elektropunk passt als Beschreibung ganz gut.
Synthiegeballer, wilde Gitarrenriffs und Texte mit großem Mitgrölfaktor bestimmen die Songs. Das alles mit einer großen Portion Ironie. Wie sonst kommen Songtitel wie "Ich will kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mir zehn Bratwürste bestelle" oder "Meine Militanz, meine Ökobilanz" zustande? Mittlerweile spielen die beiden Bremer auf Festivals wie der Fusion, dem Appletree oder dem Reeperbahn Festival in Hamburg. Und wer es schafft, 50 Menschen in einer Kneipe oder 2.000 in einem Zelt zum Tanzen zu bringen, packt das sicherlich auch auf der Breminale.
5 Teresa Bergman (Sonntag, 19 Uhr, Radio-Bremen-Bühne)
Mit viel Humor verarbeitet die neuseeländische Musikerin Teresa Bergman, was im Leben mal nicht so läuft. "33, Single & Broke" hat die Genre-Wandlerin ihr aktuelles Album genannt und packt teils bittere, teils ironische Texte über gebrochene Herzen, verlorene Lieben und das leere Bankkonto in gekonnt arrangierte Jazz-Pop-Songs.
Stimmlich schlägt die Wahl-Berlinerin außergewöhnliche Pirouetten: Anstatt für einfache Töne entscheidet sie sich lieber für schwierige Melodien. Zudem ist sie eine Künstlerin, die live wie gedopt wirkt – schon ihre Studioaufnahmen haben Energie, aber auf der Bühne geht sie noch mal eine Nummer hinauf.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, der Morgen, 12. Juli 2023, 7:38 Uhr