Wie verhindern wir den Bildungs-Kollaps, Herr Kaschub?

Wie verhindern wir den Bildungs-Kollaps, Herr Kaschub?

Bild: Radio Bremen

Bremen muss mehr Geld in Bildung stecken. Der Senat soll sich ressortübergreifend um die Schulen kümmern: Das fordert Schulleiter Achim Kaschub im Gespräch mit Felix Krömer.

Bremens Schulen sind am Limit. Das hat ein Brief der Schulleiterinnen und Schulleiter sämtlicher Grundschulen deutlich gemacht. Ende des letzten Jahres hatten die Pädagogen eine Belastungsanzeige gestellt. Der Tenor: Die Schulen hätten zu wenig Personal, es gebe einen Vertretungsnotstand. So könne man sich um die Schülerinnen und Schüler nicht vernünftig kümmern.

Die Schulleitervereinigung Bremen setzt noch einen oben drauf. Sie sagt: Bald kann man sich gar nicht mehr vernünftig um die Schüler kümmern. Denn es gibt zu wenige Plätze für sie. Die Schülerzahlen steigen weiter. Wie verhindern wir den Bildungs-Kollaps? Das hat buten un binnen-Moderator Felix Krömer den ersten Vorsitzenden der Schulleitervereinigung Bremen, Achim Kaschub gefragt.

1 Was hinter dem "Bildungs-Kollaps" steckt

Das Wort Bildungs-Kollaps ist nicht etwa eine Erfindung der Medien. Achim Kaschub hat die Formulierung mit Blick auf die Lage in Bremen selbst geprägt. Gleichzeitig legt er Wert auf die Feststellung, dass er mit seiner Bestandsaufnahme nicht allein dasteht. So schätzten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie die Handels- und die Handwerkskammer Bremens die Situation rund um die Bildung in Bremen ähnlich ein.

"Das Problem ist: Wir wissen seit Jahren, dass die Schülerzahlen steigen", sagt Kaschub. Die Schulen seien voll. Dennoch werde kein zusätzlicher Schulraum geschaffen. Inzwischen werde sogar die Zeit knapp, um zumindest für geeignete Mobilbauten zu sorgen. Inwiefern er dadurch sogar ein Grundrecht gefährdet sieht, sagt Kaschub ab Minute 2.10.

2 Fehler bei der Schulplanung

In welchem Maße die Schülerzahlen steigen, lässt sich schwer vorhersagen. So hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zu einer unvorhergesehenen Migrationsbewegung geführt, in deren Folge auch Bremen tausende Kinder aus der Ukraine aufgenommen und eingeschult hat. Dass solche Entwicklungen kaum einzuplanen sind, räumt auch Kaschub ein. Dennoch möchte er Bremen nicht aus der Verantwortung für planerische Fehlleistungen entlassen. Insbesondere kritisiert er, dass Bremen zu wenig Geld für die Schulplanung vorhalte. Auch wünscht er sich mehr Entscheidungsgewalt für die Planer. Warum Kaschub das für wichtig hält, erläutert er ab Minute 7.03.

3 Stimmung unter Lehrkräften

Die vielen Unwägbarkeiten an den Schulen schlagen auch den Lehrkräften auf das Gemüt. Viele fühlen sich überlastet. Zu den konkreten Auswirkungen äußert sich Kaschub ab Minute 8.53.

4 Wie sich Überlastung bei Lehrern auswirkt

Die Überlastung der Lehrkräfte hat negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und auf den Unterricht. Die genaueren Zusammenhänge zwischen Überlastung der Lehrer, Krankenständen und Unterrichtsqualität erläutert Kaschub ab Minute 10.27.

5 Fehlt ein ganzheitlicher Ansatz?

Laufend steht Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) wegen der Misere an den Schulen in der Kritik. Zwar verteidigt Kaschub sie nicht. Er sagt allerdings, dass die Kritik an Aulepp wie an dem Bildungsressort zu kurz greife. Er fordert einen ganzheitlichen, ressortübergreifenden Ansatz. Die Politik müsse wesentlich mehr Geld in Bildung stecken, als dies in den letzten Jahrzehnten geschehen sei. Weshalb, erklärt Kaschub ab Minute 21.46.

Diese Bildungsmisere, die wir hier haben, ist nur ein Symptom einer anderen Misere, einer Armutsmisere.

Achim Kaschub, Erster Vorsitzender der Schulleitervereinigung Bremen

6 Was ist Bildung wert?

Kaschub möchte das Argument, Bremen und der Bund hätten zu wenig Geld, um stärker in die Schulen zu investieren, nicht gelten lassen. Er argumentiert damit, dass Investitionen in die Bildung Investitionen in die Zukunft seien und sich refinanzieren würden. Auch wirft er die Frage auf, wieso Bremen lediglich zehn Prozent seines Etats in Bildung steckt und Hamburg 14. Kaschubs Ausführungen hierzu beginnen ab Minute 29.50.

7 Was Bremen anderen Bundesländern voraus hat

So schwierig die Lage in Bremen auch sein mag, steht der Zwei-Städte-Stadt doch in mancher Hinsicht besser da als andere Länder, auch mit Blick auf die Schulen. So verweist Kaschub darauf, dass die Lehrerkollegien in Bremen im Mittel deutlich jünger seien als etwa in Sachsen-Anhalt. Bremen habe im Vergleich zu anderen Bundesländern in Sachen Personalentwicklung "eine relativ gute Startposition", sagt Kaschub dazu: "Wir haben den Generationswechsel innerhalb der Lehrerschaft schon hinter uns." Woran das liegt, sagt Kaschub ab Minute 47.34.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. März 2025, 19.30 Uhr