Fragen & Antworten
Verdienen Lokführer von Deutscher Bahn, Metronom & Co. das gleiche?
Die Lokführer der Deutschen Bahn streiken wieder – anders als bei Metronom und Nordwestbahn. Woran liegt das? Und was verdienen Lokführer eigentlich bei der privaten Konkurrenz?
Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und dem Vorstand der Deutschen Bahn sind festgefahren. Die Folge: Seit Dienstagabend wird der Staatskonzern erneut bestreikt, dieses Mal sogar sechs Tage lang. Nicht davon betroffen sind Züge von Wettbewerbern wie Metronom oder Nordwestbahn, die auch in Bremen und Bremerhaven halten.
Woran liegt das? Und was verdienen Zugbegleiter und Lokführerinnen der privaten Bahn-Konkurrenz eigentlich? Diese und weitere wichtige Fragen zum aktuellen Tarifstreit beantworten wir hier.
Verhandelt die GDL auch mit den Bahn-Wettbewerbern?
Ja. Die Lokführergewerkschaft möchte ihren Rahmentarifvertrag nicht nur bei der Deutschen Bahn durchsetzen, sondern auch bei deren Wettbewerbern.
So hat sich die GDL schon vor der Jahresfrist mit dem Bahnunternehmen Netinera, das den Metronom betreibt, unter anderem auf die geforderte 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter geeinigt. Sie soll in den kommenden Jahren schrittweise eingeführt werden.
Mit dem Berliner Bahnunternehmen Transdev, das die in Bremen, Bremerhaven und umzu verkehrende Nordwestbahn betreibt, hat die Gewerkschaft zwar bislang keinen Tarifvertrag geschlossen. Das Unternehmen hat sich allerdings schon bereit erklärt, ebenfalls einer 35-Stunden-Woche zuzustimmen – weshalb die Nordwestbahn von den aktuellen Streiks ausgenommen ist. Die nächste Verhandlungsrunde zwischen Transdev und GDL ist für Anfang Februar angesetzt.
Welche Kernforderungen richtet die GDL an die Bahnunternehmen?
Prinzipiell fordert die GDL im Kern von allen Bahnunternehmen dieselben Zugeständnisse. Neben einem Inflationsausgleich und einer besseren betrieblichen Altersvorsorge, sind dies die drei wichtigsten Verhandlungspunkte:
Mehr Lohn: Die Lokführergewerkschaft fordert eine allgemeine Entgelterhöhung von 555 Euro, eine deutliche Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und eine Erhöhung aller Zulagen um 25 Prozent.
Zur Einordnung: Dem aktuellem Tarifvertrag zufolge bekommen alle Lokführer ein Einstiegsgehalt von 3.127 Euro und ein Höchstgehalt nach 30 Jahren von 3.661 Euro. Zugbegleiter erhalten zum Einstieg 2.566 Euro, nach 30 Jahren im Beruf sind es 2.895 Euro im Monat. Neben dem reinen Lohn werden in der Regel aber noch Zulagen gezahlt, zum Beispiel für Nachtschichten. "Das kann dann noch einmal so rund 400 Euro im Monat ausmachen", sagt Harald Ketelhöhn, stellvertretender Bezirksvorsitzender der GDL Nord.
Kürzere Arbeitszeit: Die GDL fordert eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit in Bahnbetrieben auf 35 Stunden für Schichtarbeiter, und zwar ohne anteilige Entgeltabsenkung. Bislang gilt eine 38-Stunden-Woche. Arbeitnehmer sollen ihre Arbeitszeit allerdings freiwillig erhöhen können, auf bis zu 40 Stunden und bei entsprechendem Lohnausgleich.
5-Tage-Woche: Die Gewerkschaft verlangt zudem die Einführung einer sogenannten "Fünf-Schichten-Woche" für Arbeitnehmer im Schichtdienst. Bislang ist es im üblichen Wechseldienst oft so, dass Mitarbeitende sechs Tage am Stück ran müssen und dann nur einen Tag frei haben. Die GDL verlangt hingegen, die Arbeitszeiten an die in anderen Berufen übliche 5-Tage-Woche anzupassen.
Gibt es Unterschiede in den Leistungen verschiedener Bahn-Arbeitgeber?
"Fast alle im Rahmentarif festgelegten Leistungen sind bei den verschiedenen Bahnunternehmen identisch", sagt Gewerkschafter Ketelhöhn, egal ob Deutsche Bahn oder Metronom. Unterschiede gebe es nur in Nuancen. Darüber hinaus stehe es den Unternehmen allerdings frei, bestimmte Betriebsvereinbarungen mit ihren Mitarbeitenden zu treffen. Hier gebe es zwischen den Unternehmen durchaus ein paar Unterschiede.
So bekämen beispielsweise Mitarbeiter der Deutschen Bahn ein Kontingent an Freifahrten pro Jahr, insgesamt sind das derzeit 16 Tickets, die allerdings nur gültig für Fahrten mit der Deutschen Bahn seien. Bei der 2016 gegründeten DB-Regio-Tochter "Start", die auch auf der Strecke Bremen–Soltau–Uelzen verkehrt, gibt es diese Vereinbarung nicht. Als Ersatz zahlt die Bahn den dortigen Mitarbeitern einen finanziellen Ausgleich.
Verschiedene Betriebsvereinbarungen gebe es auch beim Thema Überstunden oder beim Einspringen an Ruhetagen, sagt Ketelhöhn. "Da sind die Unternehmen sehr kreativ." Mal zahlten sie 15 Euro pro Schicht, mal werde pro Stunde gezahlt, mal gebe es einen Arbeitszeitzuschlag.
Um Mitarbeiter zu halten, würden einzelne Unternehmen zudem Leistungs-, Treue- und Halteprämien oder zusätzliche Zahlungen pro Schicht in ihren Betrieben mit den Mitarbeitenden vereinbaren.
Strahlen die Verhandlungen zwischen GDL und Deutscher Bahn auf andere Tarifabschlüsse aus?
Ja. Zwar hat sich die Lokführergewerkschaft bereits mit einigen Bahn-Wettbewerbern wie der Metronom-Mutter Netinera auf einen Tarifvertrag geeinigt. Davon lässt sich die Deutsche Bahn allerdings nicht beeindrucken.
Die DB sieht die geschlossenen Tarifvereinbarungen mit den verschiedenen Wettbewerbern als PR-Veranstaltung!
Harald Ketelhöhn, stellvertretender Bezirksvorsitzender der GDL Nord
Tatsächlich hängt vom Ausgang der Verhandlungen mit der Deutschen Bahn wohl auch der Bestand der bisher mit anderen Bahnunternehmen getroffenen Tarifvereinbarungen der GDL ab. "Fakt ist: Sollten wir mit der Deutschen Bahn eine Tarifvereinbarung abschließen, die sich wesentlich von den bis jetzt getätigten Abschlüsse unterscheidet, haben diese Unternehmen das Recht, mit uns neu in Verhandlung zu treten", sagt Ketelhöhn.
Dass es nicht dazu kommen werde, ist er sich jedoch sicher. "Wir haben dank unserer Durchsetzungskraft einheitliche Regelungen mit den verschiedenen Bahnen erreicht, und dieses werden wir nicht einfach preisgeben."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 22. Januar 2024, 19:30 Uhr