"Will in die Forschung": Wie Asperger und Studium zusammenpassen
Wie dieser Mann mit Autismus im Studium über sich hinaus wächst
Karl Geibert studiert Biologie in Berlin – und hat das Asperger-Syndrom. Das Autismuszentrum in Bremerhaven hat ihm geholfen, seiner Berufung nachzugehen.
Karl Geibert wollte schon als kleines Kind die ganz großen Dinge erforschen. "Als ich zwei oder drei war, fing ich an, obszessiv Windräder zu zeichnen und immer Windräder sehen zu wollen – auch bei Wind und Wetter", erzählt er. Er schleppte seine Eltern in Windradparks. Dann war er glücklich.
Mehrere Umzugskartons voller Windrad-Zeichnungen zeugen von Geiberts besonderem Interesse. Schon mit zehn Jahren merkte er, dass er sich von den anderen Kindern unterschied. "Da hatte ich mich auch wirklich relativ abgeschottet von meinen Mitschülern und meinem Vater gesagt, dass ich mich konkret anders fühle."
Asperger-Diagnose mit zwölf Jahren
Damals wie heute bereiten Geibert laute Geräusche Schmerzen. Deshalb geht er nie ohne Kopfhörer aus dem Haus. Als er zwölf Jahre alt war, diagnostizierte man bei ihm das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus. In der Schule kam er fachlich sehr gut zurecht, doch mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern gab es von der sechsten bis zur neunten Klasse Probleme. "Sie haben meine Sachen zerstört, ich wurde gehänselt und in Situationen gebracht, in denen ich nicht sein wollte. Ich konnte mich nicht wehren", erinnert er sich. Es wurde besser, nachdem er die Klasse gewechselt und eine Therapie gemacht hatte.
Reizüberflutung als Hürde im Arbeitsalltag
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Jetzt studiert Geibert Biologie in Berlin. Biochemie interessiert ihn sehr. Er hat sich selbst einen Modellbaukasten gebaut, mit dem er Moleküle zusammensetzen kann. Zu sehen, wie Aminosäuren zusammenhängen und wie Proteine aufgebaut sind, fasziniert ihn. Vor allem Medizin und Medikamente interessieren ihn.
Eine Therapie im Autismuszentrum in Bremerhaven hat Geibert auf seinem Weg sehr geholfen. Anas Nashef, Psychologe und Geschäftsführer im Autismuszentrum in Bremen, weiß, dass es für Menschen mit Autismus schwer sein kann, Arbeit zu finden. Sie hätten viel zu bieten, sagt er. Aber das Problem für viele sei die Reizüberflutung am Arbeitsplatz: "Wenn sie in einem Büro mit anderen Menschen sitzen, spielen verschiedene sensorische Reize eine Rolle."
Um Karl macht sich Anas Nashef keine Sorgen. Er sei sich sicher, dass Karl als Forscher von einst auch als Erwachsener in der Forschung seine Bestimmung finden wird.
Autismus und Karriere: Welche Herausforderungen haben Betroffene?
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Februar 2024, 19.30 Uhr