Angelt Werder nach dem Investoren-Deal nun im Teich der Toptalente?
Durch die 38 Millionen Euro ergeben sich für die Bremer neue Möglichkeiten. Kann der Klub jetzt die Toptalente locken? Und wie geht es bei Mitchell Weiser weiter?
Mit Spannung wurde am Samstag beim Heimspiel gegen den SC Freiburg darauf geblickt, wie Werders aktive Fanszene auf den Investoren-Deal reagieren wird, der am Donnerstag verkündet wurde. In der Vergangenheit waren in der Ostkurve stets Banner gegen den Verkauf von Anteilen bei Werder zu sehen. Am Samstag fiel der Protest jedoch handzahm aus. Lediglich zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde kurzzeitig ein Banner präsentiert, auf dem geschrieben stand, dass man mit Freunden keine Geschäfte mache.
38 Millionen Euro nimmt der Klub ein, weil er 18 Prozent seiner Anteile an ein Investoren-Bündnis aus Frank Baumann, Kurt Zech, Marco Fuchs, Arnd Brüning, Jens Christophers, Martin Harren, Klaus Meier und Harm Ohlmeyer verkauft. Dieses Geld will Werder auch dafür nutzen, um junge Talente zwischen 16 und 22 Jahren an die Weser zu locken, diese weiterzuentwickeln und später dann für eine hohe Transfersumme wieder zu verkaufen. Finanzchef Klaus Filbry nimmt sich hier Borussia Dortmund zum Vorbild.
Wenn man sieht, wann gewisse Spieler zu Borussia Dortmund gekommen sind, die dort dann auch einen Hebel entwickelt haben, ob das Jude Bellingham, Jadon Sancho oder Giovanni Reyna war, dann ist das natürlich auch etwas, das für uns relevant und interessant ist.
Klaus Filbry, Geschäftsführer Werder Bremen
Werder hat zuletzt auf erfahrene Spieler gesetzt
Klappt es, ginge dies durchaus mit einem Pardigmenwechsel einher. In den vergangenen Jahren setzte Werder vor allem auf arrivierte Kräfte, die ihr Können bei anderen Klubs bereits unter Beweis gestellt haben. Im Teich der Toptalente fischten die Bremer bisher aber nicht erfolgreich. Dies soll sich nun ändern. Die Verpflichtung von Julián Malatini könnte hier schon ein erster kleiner Fingerzeig sein.
Involviert in die Kaderplanung ist bei Werder natürlich auch Ole Werner, der für seine Spielidee Spieler mit gewissen Fähigkeiten braucht. Daher wird ein Profil erstellt, nach dem die Scouting-Abteilung des Klubs dann Ausschau hält. Die Neuzugänge sollen Werder helfen, die Ziele zu erreichen. Aktuell ist das vor allem der Verbleib in der Bundesliga. Zukünftig soll aber stärker der Fokus darauf liegen, dass die Spieler später auch einen enormen Transfergewinn abwerfen.
Wieviel Geld kann Werder wirklich in Spieler investieren?
Von den externen Neuzugängen im vergangenen Sommer passte noch keiner in die von Filbry genannte Altersspanne. Weder Naby Keita (28), David Kownacki (26), Senne Lynen (24) noch Olivier Deman (23) waren höchstens 22 Jahre alt. Rafael Borré kam als 27-Jähriger und ist lediglich ausgeliehen. Auch im Sommer zuvor kamen mit Jens Stage (25), Niklas Stark (27), Amos Pieper (24) und Oliver Burke (25) Spieler an die Weser, die nicht mehr als Talent galten. Ein solches war Lee Buchanan. Der englische Linksverteidiger konnte sich aber nicht durchsetzen und wurde nach nur einem Jahr wieder verkauft – aber ohne den ganz großen Gewinn.
"Grundsätzlich nehme ich es natürlich sehr positiv wahr, dass durch die Gelder, die jetzt reinkommen, einfach eine langfristige Entwicklung in gewissen Bereichen möglich ist", sagte Werner nach dem 3:1 am Samstag gegen den SC Freiburg. Noch ist allerdings offen, welcher Anteil von den 38 Millionen Euro am Ende in den Kader fließt. Schließlich soll auch das Nachwuchsleistungszentrum auf Vordermann gebracht werden. Werner verwies daher auch darauf, dass der Geldregen vor allem strategisch und somit langfristig helfen werde. Als Trainer müsse er aber vor allem kurzfristig denken.
Verlängert Weiser seinen Vertrag bei Werder?
Spannend bleibt daher auch, wie es mit Mitchell Weiser, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, weitergeht. Der Rechtsverteidiger könnte die Bremer ablösefrei nach der Saison verlassen. Im April feiert er seinen 30. Geburtstag, sodass er nun wohl den letzten großen Vertrag seiner Karriere unterschreiben dürfte. Zahlt Werder also ein hohes Gehalt an einen Leistungsträger, bei dem allerdings klar ist, dass er in zwei Jahren wohl nicht mehr für eine hohe Ablösesumme verkauft werden kann? Oder verpflichtet der Klub dann lieber einen deutlich jüngeren Spieler, der sich in Bremen entwickeln und dann für viel Geld in einigen Jahren wieder wechseln kann?
Das sind alles Themen, die wir dann zu gegebener Zeit besprechen. Dass wir Mitch Weiser gerne hier behalten würden, ist trotzdem unstrittig. Aller Entwicklung der vergangenen Tage zum Trotz.
Ole Werner, Werder-Trainer
Laut Werner ist die Philosophie, die Mannschaft zu verjüngen und trotzdem eine stabile Achse im Team zu haben. Das Ziel: Werder soll wirtschaftlich und sportlich erfolgreich sein. "Beides", ist er sich sicher, "kann Hand in Hand gehen."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 28. Januar 2024, 19:30 Uhr