Baumann ist der Drahtzieher von Werders Investoren-Deal
Frank Baumann gab den Anstoß für das regionale Bündnis und ist selbst als Investor mit eingestiegen, obwohl er bei Werder im Sommer aussteigt. Aus welchem Grund?
Ein Mann fehlte am Donnerstag. Als Werder Bremen doch recht kurzfristig auf die Veröffentlichung des Investoren-Einstiegs in den Medien mit einer Pressekonferenz reagierte, saß Frank Baumann nicht mit auf dem Podium. Dabei war Werders scheidender Sport-Geschäftsführer offenbar der Drahtzieher dieses Millionen-Deals.
Doch am Donnerstag wollte Baumann offenbar nicht im Mittelpunkt stehen, behagen tut dem 48-Jährigen das ohnehin nicht. Dabei hätte er sich durchaus sein Lob dafür abholen können, dass er etwas Historisches in Werders Vereinshistorie geschaffen hat: Erstmals gibt es einen Investor bei den Grün-Weißen.
Frank ist eine ganz wesentliche Person dafür, dass dieses Konstrukt zustande gekommen ist. Vor anderthalb Jahren saß ich mit ihm und zwei der heutigen Partner zusammen und die Idee wurde geboren. Frank hat den Mitgliedern sehr überzeugend Werders Weg in die Zukunft aufgezeigt.
Werders Finanzchef Klaus Filbry
Baumann will Werder "etwas zurückgeben"
Dieses "Konstrukt" ist das regionale Bündnis von acht Investoren um Baumann, die gemeinsam 18 Prozent der Werder-Anteile im Wert von 38 Millionen Euro erworben haben. Eine Finanzspritze, die der verschuldete Klub dringend gebrauchen kann. Dennoch ist es ungewöhnlich, dass ein Geschäftsführer gleichzeitig Investor ist.
Werder hat diese Doppelrolle juristisch prüfen lassen und laut Filbry sei "alles sauber". Dass Baumann in einen Verein investiert, den er im Sommer als Funktionär verlassen wird, kommt allerdings überraschend. Für Filbry aber ist es ein Zeichen für Baumanns große Verbundenheit mit Werder Bremen.
Als sich Frank entschieden hat, bei Werder nicht weiterzumachen, kam er auf uns zu. Er fragte, ob er sich beteiligen kann, um dem Verein etwas zurückzugeben. Es hat bei den Mitgliedern des Bündnisses etwas ausgelöst. Sie haben gesehen, dass derjenige, der für gute und schlechte Themen den Kopf hingehalten hat, daran glaubt.
Werders Finanzchef Klaus Filbry
Platz im Aufsichtsrat abgelehnt
Durch die Millionen-Investition erhält das Bündnis zwei Plätze im Werder-Aufsichtsrat, der von sieben auf neun Mitglieder aufgestockt wird. Jens Christophers und Arnd Brüning werden diese Plätze einnehmen. Die Fußball-Expertise, die Baumann als ehemaliger Profi mitbringt, fehlt beiden. Doch Baumann wollte den Platz nicht.
"Frank ist gefragt worden, hat es aber explizit ausgeschlossen", betonte Filbry: "Er hat die Frage mit einem klaren Nein beantwortet." In einer aktiven Rolle sieht sich Baumann bei Werder in naher Zukunft nicht mehr, verbunden will er dem Verein, mit dem er 2004 als Kapitän das Double gewonnen hat, aber dennoch – als Investor. Als Mann im Hintergrund.
Millionenschweres Abschiedsgeschenk
Auf diese Art hat Baumann auch die "strategischen Partner", wie Werder sie nennt, von der Investition überzeugt. Sie vertrauen ihm und seiner Vision für den Verein. So hat er ein Bündnis von regionalen Unternehmern und Privatpersonen gefunden, mit deren Einstieg bei Werder offenbar auch die bisher ablehnend eingestellte organisierte Fanszene gut leben kann.
Baumann war der Drahtzieher für den warmen Regen. Er gab den Anstoß für einen Weg, der Werder die Zukunft finanziell ein wenig erleichtern könnte. Und ein bisschen wirkt es wie sein Abschiedsgeschenk an seinen Verein. Dass er keinen Dank, keine Lobeshymnen dafür hören möchte, machte er am Donnerstag deutlich. Schweigend, im Hintergrund.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 25. Januar 2024, 18:06 Uhr