Warum fliegen Tischtennisbälle in Bergneustadt anders als anderswo?

Ein Tischtennisball wird mit einem Schläger hochgespielt, durch Mehrfachbelichtung wirkt es wie acht Bälle in der Luft.

Werders Tischtennis-Asse selbstbewusst im Hinrunden-Endspurt

Bild: dpa | Augenklick / Firo Sportphoto / Jürgen Fromme

Der kleine weiße Plastikball kann rasend schnell fliegen. In Bergneustadt aber hüpft er anders als bei anderen Bundesligisten. Werder Bremen ist darauf vorbereitet.

Ihr Aussehen ist überall gleich in der Bundesliga. Tischtennisbälle müssen kugelförmig sein, einen Durchmesser von 40 Millimeter aufweisen und 2,7 Gramm wiegen. Seit 2018 dürfen sie nur noch aus mattem Plastik und nicht mehr aus Zelluloid bestehen. Haut ein Profi beim Schmetterschlag so richtig drauf, wird ein Tischtennis-Ball bis zu 170 Kilometer pro Stunde schnell. So weit, so einheitlich.

"Aber in Bergneustadt fliegen die Bälle einfach etwas anders", verrät Werder-Coach Cristian Tamas, der mit seinem Bundesliga-Team am Sonntag um 13 Uhr dort antreten muss.

Spezielle Bälle, spezieller Tisch

Wie kann das sein? Erst einmal tüftelt jede Herstellerfirma bei der Beschaffenheit und dem Flugverhalten auf ihre eigene Weise herum – und so sehen die weißen Plastikbälle zwar alle gleich aus, spielen sich aber etwas unterschiedlich. Und Bergneustadt verwendet in der Liga eben eine andere Ball-Marke als die Konkurrenz.

Hinzu kommt, dass auch der Tisch der Bergneustädter von einem anderen Hersteller produziert wird, als zum Beispiel das gängige Modell, mit dem Werder trainiert und seine Wettkämpfe bestreitet. Den Regeln nach darf die Spielfläche des Tisches aus einem "beliebigen Material" bestehen. Einzige Bedingung: "Sie muss so beschaffen sein, dass ein aus 30 Zentimeter Höhe herabfallender Standardball etwa 23 Zentimeter hoch abspringt."

"Wir sind gut vorbereitet"

Das tut er auch in Bergneustadt. Aber die Kombination aus den speziellen Bällen und der speziellen Tisch-Oberfläche macht es den Gegnern oft schwer. Die Bälle hüpfen einfach anders als es die Profis gewohnt sind.

Doch bei Werder ist man vorbereitet: Inzwischen hat sich der Bundesligist extra dieses Tischmodell angeschafft und das Team von Trainer Tamas hat die Trainingswoche an diesem Tisch und mit dem Bergneustädter Ball-Modell bestritten. "Wir sind gut vorbereitet", sagt der Coach nicht nur deswegen.

Und dann noch die Höhenluft

Tischtennis-Profi Benedikt Duda holt weit oben aus, um einen hohen Vorhandball zu schlagen.
Mannschafts-Vizeweltmeister Benedikt Duda ist der Topspieler von Bergneustadt, suchte in den vergangenen Wochen aber noch seine Form. Bild: Imago | Kirchner-Media

Denn beim Gegner läuft es trotz des besonderen Heimvorteils in dieser Saison bisher überhaupt nicht rund. Während Werder Anschluss an die Playoff-Plätze hält, liegt Bergneustadt mit einer Bilanz von zwei Siegen und sieben Niederlagen nur auf Rang zehn.

Dennoch konnte Werder die Bedingungen in Bergneustadt nicht hundertprozentig simulieren. Und das liegt an der Lage. Bremen liegt bloß elf Meter über dem Meeresspiegel, aber jener Ort, etwa 50 Kilometer von Köln entfernt, dagegen 240 Meter über dem Meeresspiegel. Das bedeutet, durch die Höhenlage ist der Luftdruck niedriger, wodurch die Bälle in Bergneustadt so oder so etwas schneller fliegen und höher abspringen, als wenn man auf Meereshöhe spielt. Positiv bleibt für Werder aber: Beim letzten Auswärtsspiel in Bergneustadt drehte das Team um Topstar Mattias Falck einen 0:2-Rückstand noch zum 3:2-Sieg.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 9. Dezember 2022, 8 Uhr