Florian Wellbrock: Aus Bremen zu Deutschlands Schwimm-Star Nummer 1
Schwimmen gelernt hat Florian Wellbrock im OTe-Bad in Tenever. Doch um Weltmeister und Olympiasieger zu werden, musste der 26-Jährige Bremen vor neun Jahren verlassen.
In der Bremer Oberschule an der Ronzelenstraße haben sie Florian Wellbrock nicht vergessen. Im Gegenteil. Hier fiebern sie bei jedem Wettkampf weiterhin mit dem 26-Jährigen mit, der es aus ihrem Sport-Leistungskurs zu Deutschlands größtem Schwimm-Star geschafft hat.
2013 – Florian mit seinem SportLK an der Ronzelenstraße!!
Oberschule an der Ronzelenstrasse - 16. Juli 2023, 12:59 Uhr.
2023 – Zehn Jahre später – das Maß aller Dinge im Schwimmsport
Ex-Trainer über Wellbrock: "Er ist ein Wasserfloh gewesen"
Wellbrock ist in Bremen-Osterholz aufgewachsen, hat bei Kay Schulze schwimmen gelernt und im OTe-Bad in Tenever auch den Schwimmkurs besucht.
Sein ehemalige Lehrer an der Ronzelenstraße, Harald Wolf, erinnert sich immer noch gut an den damals Achtjährigen in Schulzes Mickey-Maus-Kurs.
"Florian ist ein Wasserfloh gewesen durch und durch", erzählte Wolf mal im Interview mit buten un binnen.
Beim Schnellschwimmen tauchte Florian plötzlich ab und alle fragten sich: 'Was macht er denn jetzt?' Dann tauchte er auf und sagte: 'Guck mal, ich habe einen Ring gefunden.' So leicht lässt er sich jetzt aber nicht mehr ablenken.
Schwimmlehrer Harald Wolf über den achtjährigen Florian Wellbrock
Bremer Trainingsmöglichkeiten reichten Wellbrock nicht
Ablenken ließ sich Wellbrock auf seinem sportlichen Weg nicht, doch in Bremen führte dieser schnell in eine Sackgasse. 2014 verließ er daher die Hansestadt und ging nach Magdeburg, wo er bis heute lebt und trainiert.
"Ein ausschlaggebender Grund war das Trainingspensum, das in Bremen gefehlt hat", sagte Wellbrock 2018 in einem Sportblitz-Interview zu seinen Beweggründen: "Da konnte ich pro Woche maximal 40 bis 50 Kilometer schwimmen, mehr war nicht drin." In Magdeburg verdoppelte Wellbrock damals direkt sein Trainingspensum und vor allem schwamm er gegen Konkurrenten, die schon bei internationalen Wettkämpfen dabei waren. Auch das hatte ihm in Bremen gefehlt.
Wellbrock fehlte die Konkurrenz beim Training
"Ich habe die Trainingskonkurrenz in Bremen vermisst", führte Wellbrock weiter aus: "Ich war dann an einem Punkt, wo ich nur noch vorweggeschwommen bin und eigentlich alleine trainiert habe. Da bin ich nicht der Typ für. Ich brauche links und rechts Leute, die mithalten können." Die gab es jedoch nicht, da Bremen über kein Sportinternat verfügt und so die vielversprechenden Talente eben an anderen Standorten trainieren. Wie Wellbrock.
Vergessen hat er auch fast ein Jahrzehnt nach seinem Weggang aus Bremen seine alte Heimat nicht. Seine Familie und viele Freunde leben weiterhin hier, und wie es möglich ist, schaut Wellbrock als Besucher vorbei. Auf die Bremer Politik ist er jedoch nicht gut zu sprechen, wie er nach den Olympischen Spielen in Tokio 2021 klarstellte.
Kritik von Wellbrock: "Alles ein Stück weit zu unprofessionell"
Zu gerne wollte man Wellbrock im Bremer Rathaus als Olympiasieger ehren, doch er trug sich lieber im Magdeburger Rathaus ins Goldene Buch ein.
Wenn Bremen sich mit Sportlern brüsten möchte und stolz darauf sein möchte, sollen sie meiner Meinung nach auch etwas anbieten. Vielleicht ein Internat, besser ausgebildete Trainer. Trainer, die eben auch Vollzeit arbeiten können. Das ist einfach alles ein Stück weit zu unprofessionell, um irgendwann an die deutsche Spitze oder Weltspitze zu kommen.
Florian Wellbrock 2022 im Sportblitz
"Made in Bremen", so sagen sie es hier gerne, wenn es um den neuen deutschen Schwimm-Star geht. Und tatsächlich hat er das Schwimmen in Tenever bei Kay Schulze und Harald Wolf gelernt. Und von der 5. bis zur 11. Klasse war er im Leistungskurs der Schule an der Ronzelenstraße. Doch um international vorne weg zu schwimmen, dafür haben die Bedingungen in Bremen nicht einmal annähernd ausgereicht. Eher früher als später verlassen die Sporttalente die Hansestadt, wenn sie hoch hinaus wollen.
Wellbrock erinnert sich gerne an seine Bremer Wurzeln, ist vielen seiner Wegbegleiter von damals bis heute dankbar und wohlgesonnen. Doch der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger weiß auch, dass er nie so erfolgreich geworden wäre, wenn er Bremen nicht verlassen hätte.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 18. Juli 2023, 19:30 Uhr