Interview
Werders Torwart-Trainer Vander: "Pavlenka war natürlich enttäuscht"
Michael Zetterer hat Jiri Pavlenka als Nummer eins im Bremer Tor verdrängt. Trainer Christian Vander erklärt, wie es dazu kam und was er von Pavlenka jetzt erwartet.
Herr Vander, vor dem Spiel gegen Leverkusen hat sich Werder entschieden, Michael Zetterer zur Nummer eins im Tor zu bestimmen. Wie schwer fiel diese Entscheidung?
Wir haben uns die Entscheidung natürlich nicht einfach gemacht. Für Ole Werner war es aber eine Luxusentscheidung, denn Pavlenka wurde ja nicht aus dem Tor genommen, weil er schlecht gehalten, sondern sich verletzt hat. Michael Zetterer hat es in diesen Spielen dann aber gut bis sehr gut gemacht. Dann haben wir Zahlen, Daten und Fakten zur Hand genommen und es so objektiv wie möglich bewertet. Und dann war die Entscheidung für Zetterer in dem Moment relativ klar.
Welche Zahlen haben für Zetterer gesprochen?
Wir haben zwei Torhüter mit ganz unterschiedlichen Profilen. Zetterer hat Stärken im Offensivspiel und seiner Beidfüßigkeit, löst Dinge auch schon mal vertikal auf. Pavlenka hat eher Stärken im Raum und in der Torverteidigung. Zetterer hatte in den letzten Wochen einfach gute Zahlen.
Was heißt das konkret?
Den Eindruck, den wir in den Spielen von ihm hatten, dass er den kompletten Raum unter Kontrolle hat, Ecken herunterpflückt, bei Flanken herauskommt, mutig ist, hinter der Kette wach ist. Dann auch noch seine Saves hat, vom ersten Spiel an hat er viele Bälle gehalten und den Abstand zu Pavlenka so geringer gemacht. Das Paket hat für den Moment dann den Ausschlag pro Zetterer gegeben.
Wie haben Sie ihn unter der Woche erlebt?
Natürlich hat er sich total gefreut. Mit so einer Entscheidung geht aber auch eine andere Last und anderer Druck einher. Sonst bist du der Herausforderer, als Nummer eins ist es etwas anderes. Das hat man Zetterer in den ersten Minuten gegen Leverkusen auch angemerkt. Trotzdem hat er sich im Laufe des Spiels davon befreit und ein richtig gutes Spiel gemacht.
Wann haben Sie Jiri Pavlenka mitgeteilt, dass er nicht mehr die Nummer eins ist?
Wir haben beide Gespräche am Donnerstag geführt. Es war wichtig, dass beide schon vor dem Spiel Klarheit haben. Persönlich war das eine ganz schwere Entscheidung, weil einem ein Stück weit Argumente fehlen, wenn der eine Spieler nur zuschauen kann, wenn der andere Pluspunkte sammelt. Pavlenka hat es gerade zum Saisonbeginn herausragend gut gemacht.
Was erwarten Sie jetzt von Pavlenka?
Für ihn ist jetzt die Aufgabe, dranzubleiben. Natürlich wird man auf der Torwartposition nicht nach jedem Fehler oder jeder missglückten Aktion direkt wieder wechseln. Trotzdem erwarte ich von Pavlenka, dass er sich – wie in den vergangenen Jahren – weiterhin tadellos verhält und wir beide zusammen uns Ziele fassen und daran arbeiten. So schnell, wie es in die eine Richtung geht, kann es auch wieder in die andere Richtung gehen. Den ersten Frust hat Pavlenka jetzt verdaut. Am Montag machen wir frei, am Dienstag setzen wir uns neue Ziele und arbeiten an den Dingen, die wir beeinflussen können.
Wie hat Pavlenka die Entscheidung aufgenommen?
Er war schon enttäuscht, natürlich.
(Das Interview wurde von Felix Ilemann geführt, aufgezeichnet von Petra Philippsen.)
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 26. November 2023, 19:30 Uhr