Werders Neuzugang Grüll entschuldigt sich für "Riesenfehler"
Werders Neuzugang Marco Grüll ist im Trainingslager aufgeschlagen. Im Gespräch erzählt der Österreicher von der EM, dem ersten Weserstadion-Besuch und seinem homophoben Aussetzer.
Seine ersten Eindrücke im Werder-Team seien durchweg positiv, erklärt Offensivspieler Marco Grüll am Donnerstag am Rande des Trainingslagers im Zillertal: "Sie haben mich alle super aufgenommen. Da hat man sich direkt wohlgefühlt." Zu diesem Wohlfühlen trägt neben dem Aufenthalt in seinem Heimatland auch Nationalmannschaft-Kollege Romano Schmid bei.
Bei der zurückliegenden Europameisterschaft kam Grüll im Gegensatz zu Schmid jedoch nicht ein einziges Mal zum Einsatz. Zwar hätte sich der 26-Jährige gewünscht, Spielminuten von Trainer Ralf Rangnick zu erhalten, dennoch ist er keineswegs verbittert: "Jeder Spieler will bei einer EM spielen, aber war schon froh, dass ich überhaupt dabei war."
Grüll war undercover im Weserstadion
Obwohl er in seinen freien Tagen nach dem EM-Aus gegen die Türkei nicht untätig war und seinen personalisierten Trainingsplan gewissenhaft durchzog, ist Grüll noch nicht wieder bei 100 Prozent. Im Training möchte Werders neue Nummer 17 deshalb ordentlich Gas geben und sich ins Team integrieren. Dass es in Bremen "Moin" und nicht "Servus" heiße, müsse er allerdings noch verinnerlichen.
Das Stadion ist immer voll und da freut man sich natürlich drauf, dort zu spielen.
Werders Marco Grüll über das Weserstadion
Ein erstes Bild von Bremen konnte sich Grüll frühzeitig machen. Schon im November 2023 gab es den ersten Kontakt zwischen dem Rapid-Spieler und Werder. Im Januar 2024 war er das erste Mal im Weserstadion. Beim Heimsieg gegen den SC Freiburg saß der Österreicher inkognito auf der Tribüne. Werder gewann die Partie 3:1.
Das sind Grülls Qualitäten
Werder war nicht der einzige Klub, der um Grüll gebuhlt hat. Dennoch setzten sich die Grün-Weißen durch. "Die Gespräche waren von Anfang an sehr gut", beschreibt Grüll: "Ich habe gleich ein gutes Gefühl bei der Sache gehabt. Für mich war es schnell klar, dass ich zu Werder kommen möchte."
Was aus Werder-Sicht für die Verpflichtung sprach, ist Grülls Flexibilität. "Vorne kann ich überall spielen – und mir ist es dann relativ egal, wo ich dann spielen werde", sagt Grüll, der neben seinem Tempo auch das Eins-gegen-Eins als Stärke bezeichnet. Eingesetzt wurde der Dribbler bei Rapid zuletzt überwiegend auf der linke Außenbahn.
Grülls größter Fehltritt
Den Mannschaftsabend und das obligatorische Singen hat Grüll aufgrund seines verlängerten Urlaubs knapp verpasst. Bereits am Dienstag mussten die Neuzugänge mit ihren Gesangseinlagen glänzen. Flach fällt sein Einstand aber nicht. Spätestens im kommenden Jahr muss Grüll singen. Das Lied seiner Wahl: Neil Diamonds "Sweet Caroline".
Ein gesanglicher Fehltritt haftet Grüll noch bis heute an. Im Februar dieses Jahres ließ er sich gemeinsam mit anderen Rapid-Spielern dazu hinreißen, bei homophoben Schmähgesängen gegen den Stadtrivalen Austria Wien einzustimmen. Grüll bedauert sein Verhalten.
Es war ein Riesenfehler von mir, der mir unendlich leid tut.
Werders Marco Grüll über den diskriminierenden Gesang
Nach Bekanntwerden meldete sich auch Werder bei ihm. "Natürlich hat es ein Telefonat gegeben und ich habe mich auch ehrlich entschuldigt", versichert Grüll. Von den Werder-Fans in der Ostkurve, die sich für Toleranz und gegen Diskriminierung einsetzen, erhofft er sich, eine zweite Chance zu bekommen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 25. Juli 2024, 18:06 Uhr