Co-Trainer Kmiec wird neuer Trainer des Bremer SV
Nach der Trennung von Torsten Gütschow unter der Woche präsentierte der BSV am Samstag dessen Nachfolger. Sebastian Kmiec wird befördert – einen Haken gibt es aber.
Der Anruf zu Beginn dieser Woche kam auch für Sebastian Kmiec ziemlich überraschend. Der 33-jährige Lehrer war gerade auf Klassenfahrt in München, als der Bremer SV bei ihm anfragte, ob er nicht vom Co- zum Cheftrainer aufsteigen wolle.
Das war alles sehr turbulent, aber da musste ich nicht lange überlegen – und ich freue mich drauf, dass der zweithöchste Trainerjob der Stadt nun mir gehört.
BSV-Trainer Sebastian Kmiec
Auch sein Vorgänger Torsten Gütschow hatte zu Beginn der Woche einen Anruf vom Bremer SV erhalten. Einen, von dem er wenig begesitert war. Man teilte ihm mit, nicht mehr mit ihm weitermachen zu wollen. Obwohl Gütschow den Klassenerhalt in der Regionalliga-Nord geschafft hatte. "Torsten war etwas gekränkt, das ist auch verständlich", erklärte der Sportliche Leiter des BSV, Ralf Voigt, "aber wir wollten einen neuen Weg gehen."
Vom Spieler zum Chef
Und auf diesem neuen Weg soll Kmiec als Cheftrainer des Bremer SV nun vorne weg gehen. In der vergangenen Hinrunde hatte er noch selbst als Spieler mit auf dem Rasen gestanden und war in der Rückrunde Co-Trainer von Gütschow geworden.
"Die Spieler haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich vorne stehe", sagt Kmiec, "sie kannten mich schon auf dem Platz so, dass ich eine gewisse Autorität ausstrahle. Aber mir ist wichtig, dass ich die Jungs mitnehme und sie verstehen, was ich von ihnen will."
"Wird mit dem noch geringeren Etat nicht leichter"
Kmiec hat sich viel vorgenommen, will seine Vorstellungen und seine Spielidee gerne umsetzen, doch der Bremer SV hatte schon in der vergangenen Saison mit etwa 300.000 Euro den kleinsten Etat der Regionalliga. Da der BSV dieses Mal den DFB-Pokal verpasst hatte, wird der Etat noch einmal empfindlich schrumpfen.
"Natürlich wird es nicht leichter mit einen noch geringeren Etat, noch weniger Möglichkeiten", sagt Kmiec: "Die Rahmenbedingungen der anderen Vereine sind mit unseren natürlich nicht zu vergleichen. Das macht es schwieriger. Aber wir werden viele Spieler haben mit großem Entwicklungspotenzial und da bin ich dann auch gefragt."
Die A-Lizenz muss Kmiec noch nachholen
Spieler selber entwickeln, statt teuer einzukaufen – das wird sicherlich ein großer Teil dieses neuen BSV-Weges sein. Kmiec hat parallel aber noch eine weitere Baustelle, um die er sich kümmern muss. Ihm fehlt noch die A-Lizenz als Trainer, ab August ist Kmiec beim Lehrgang angemeldet. "Ich sehe da kein Problem", erklärt Kmiec, "ich habe die B-plus-Lizenz und mache ab August die A-Lizenz. Es gibt in der Liga mehr Trainer ohne A-Lizenz."
Der Bremer Fußball-Verband muss dem Antrag noch zustimmen. Sollte das nicht passieren, würde der Sportliche Leiter Voigt pro forma als Cheftrainer eingetragen, da er die A-Lizenz besitzt. "Aber wir gehen davon aus, dass es klappen wird", so Voigt. Kmiec will sich mit voller Energie in dieses Abenteuer stürzen, für ihn ist es eine tolle Chance.
Vom Spieler zum Co-Trainer und zum Cheftrainer in so kurzer Zeit – nicht viele bekommen so schnell so viel Verantwortung und eine so große Möglichkeit, in der vierthöchsten Spielklasse den Trainerjob zu lernen. Dennoch geht Kmiec auch nicht naiv an die Aufgabe. Bei Misserfolg kann das Abenteuer schnell vorbei sein. Auch deshalb betont der Oberstufen-Lehrer: "Ich bin sehr froh, dass ich einen Hauptberuf habe."
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 17. Juni 2023, 19:30 Uhr