95.000 Stimmen: Weidauer mit Werders Frauen-Power zum "Tor des Monats"
Erst 17 Fußballerinnen bekamen die bekannte Sportschau-Auszeichnung. Sophie Weidauer gewann sie nun als erste Werder-Spielerin überhaupt: "Das ist ganz besonders."
Eigentlich wollte sich Sophie Weidauer ja überraschen lassen. Die 22 Jahre alte Werder-Stürmerin wollte am Samstagabend im Mannschaftsbus auf der Rückfahrt vom Pokal-Spiel in Köln einfach darauf warten, ob auf ihrem Handy wieder Nachrichten und Glückwünsche aufploppen – und sie dann wüsste, ob ihr furioser Treffer tatsächlich zum "Tor des Monats" in der ARD-Sportschau gekürt worden war.
Doch Weidauers Teamkolleginnen hatten andere Pläne. Im Livestream verfolgten sie allesamt im Bus mit, wie die Wahl ausging und sofort brach der Jubel los.
"Sophie gibt einen aus, Sophie gibt einen aus!", skandierten sie lautstark und Weidauer konnte nur noch lachend zustimmen. Sie hatte es geschafft: das "Tor des Monats" und das als erste Werder-Spielerin überhaupt.
Ich hatte bei der Nominierung so viele Nachrichten bekommen – darüber habe ich mich sehr gefreut, denn das waren definitiv die Menschen, die dafür gesorgt haben, dass ich diesen Preis erhalten durfte.
Werder-Stürmerin Sophie Weidauer bei buten un binnen
"War kurz unsicher, ob der Ball drin war"
Mit weitem Abstand von beeindruckenden 35 Prozent und insgesamt 95.000 Stimmen wurde Weidauers Hammertreffer aus 30 Metern im Spiel gegen Eintracht Frankfurt zum besten Tor des Monats Oktober gekürt.
"Auf dem Platz konnte ich es in dem Moment noch gar nicht realisieren", erzählt Weidauer im Gespräch mit buten un binnen über das wichtige und am Ende spielentscheidende 1:0, "ich war mir auch kurz unsicher, ob er wirklich drin war, weil der Ball direkt aus dem Tor wieder rausgekommen ist. Aber als alle gejubelt haben, wusste ich es."
"Schwer für eine Frau, sich im Männerbereich durchzusetzen"
Und so baff sie auf dem Spielfeld über diesen sehenswerten Tteffer war, musste ihn sich Weidauer später nochmal genau anschauen. "Ich hatte dabei ein bisschen Gänsehaut", erzählt sie, "dieses Tor war ein unbeschreibliches Gefühl." Und für sie so besonders, weil er aus einer Teamleistung heraus und nach einem Traumpass von Mitspielerin Tuana Mahamoud entstanden war. "Diese Auszeichnung geht an das ganze Team", betonte Weidauer.
Doch die goldene Sportschau-Medaille bekommt einen Platz in ihrer persönlichen Pokal- und Trophäensammlung, das verriet sie. Diese Wertschätzung sei etwas besonders für sie und macht die Stürmerin stolz, die ihre zweite Saison bei Werder spielt und im Alter von zwölf Jahren ins Fußballinternat von Turbine Potsdam gezogen war. Wirklich daran geglaubt hatte Weidauer allerdings nicht, dass die Wahl am Samstag auf sie fallen würde.
Ich hatte mit dem Sieg gar nicht gerechnet, weil es für eine Frau immer schwer ist, sich im Männerbereich durchzusetzen. Und gerade wenn namhafte Spieler dabei sind, die nochmal mehr Reichweite haben, ist es als Frau schwerer, die Stimmen zu bekommen. Umso schöner ist es, dass es am Ende doch der Sieg geworden ist.
Werder-Stürmerin Sophie Weidauer bei buten un binnen
Gratulation von Frank Baumann
Weidauer hatte sich bei der Wahl deutlich gegen Leon Jensen, Mario Engels, Antonio Foti und Aleix Garcia durchgesetzt. Doch in den 53 Jahren, in denen die ARD-Sportschau das "Tor des Monats" kürt, ist die Werder-Stürmerin erst die 17. Frau, die ausgezeichnet wurde.
Umso mehr freute sich auch Werders ehemaliger Geschäftsführer Sport, Frank Baumann, über die Wahl und gratulierte Weidauer persönlich am Sonntag, als ihr die Sportschau-Medaille überreicht wurde. Baumann hatte mit dafür gesorgt, dass sich die umworbene Stürmerin vor zwei Jahren für Bremen entschieden hatte.
Es ist etwas ganz Besonderes, dass eine von den Werder-Frauen das "Tor des Monats" geschossen hat. Ich habe Sophies Weg schon vor Werder verfolgt und wir haben uns sehr gefreut, dass sie sich für uns entschieden hat. Es war ein ganz tolles Tor und es freut mich besonders für sie, dass es gewonnen hat und die ARD mit diesem Tor den Frauenfußball würdigt.
Ex-Werder-Geschäftsführer Frank Baumann bei buten un binnen
Die Mannschaftsparty wird nachgeholt
Zeit, um ihren Mannschaftskolleginnen wie versprochen einen auszugeben, hat Weidauer gar nicht. Denn sie wurde schon wieder nominiert. Mit der U23-Nationalmannschaft geht es gegen Spanien, am Montag ist Abreise aus Bremen.
"Ich freue mich sehr auf das besondere Spiel, so ein Gratmesser auf internationalem Niveau macht einfach Spaß. Und danach nochmal das Spiel in Belgien ist ein schöner Abschluss." Aber – und so fügt sie lachend hinzu – die versprochene kleine Party mit der Mannschaft holt sie nach den Länderspielen auf jeden Fall nach.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 24. November 2024, 19:30 Uhr