Interview

Pinguins-Keeper Franzreb vor WM-Beginn: "Ich kann Spiele gewinnen"

Bei der am Freitag beginnenden WM hofft Pinguins-Keeper Maximilian Franzreb auf einige Einsätze. In der Vorbereitung konnte der Bremerhavener bereits überzeugen.

Maximilian Keeper von den Fischtown Pinguins reist am Mittwoch mit der Eishockey-Nationalmannschaft zur WM nach Finnland. Im Interview mit buten un binnen spricht er über die vergangenen Wochen beim DEB-Team, seine Einsatzchancen und seine Ziele.

Herr Franzreb, Sie haben bereits die Vorbereitung auf die WM mit dem Nationalteam bestritten. Wie waren die vergangenen Wochen?

Es war auf jeden Fall cool. Ich habe mich gefreut, dass der Sulzi (Co-Trainer Andreas Sulzer, Anm. d. Red.) mich eingeladen hat. Dann habe ich mich auf die Zeit in Frankfurt gefreut und jede Einheit mitgenommen. Jetzt hatte ich das Glück, in den sechs Vorbereitungsspielen dreimal zu spielen. Ich glaube, ich habe einen ganz guten Eindruck hinterlassen.

Kam die Nominierung für das DEB-Team unverhofft? Oder war das immer eins Ihrer Ziele?

Ich hatte immer das Ziel vor Augen, mal mit dem Adler auf der Brust zu spielen. Ob es klappt, liegt dann an einem selber. Man muss auch Förderer haben, die bei den Spielen zuschauen. Wie beim ersten Playoff-Spiel in München, als ich 51 Schüsse aufs Tor bekommen habe. Der Sport ist oft Tagesgeschäft. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Seitdem ich in Bremerhaven bin, hat das gestimmt. Dort habe ich eine gute Entwicklung genommen. Mein höchstes Ziel wäre, es noch nach Nordamerika zu schaffen. Bei der Nationalmannschaft habe ich in meiner jungen Karriere mit 26 Jahren nun schon mal das erste Ziel genommen.

Hätten Sie gedacht, dass es als Keeper eines eher kleinen Klubs wie den Fischtown Pinguins möglich ist, mit dem DEB-Team zur WM zu fahren?

Ich freue mich, dass ich nach 21 Jahren die Farben der Fischtown Pinguins wieder bei der Nationalmannschaft vertreten kann. In der Zukunft kann es nur noch besser werden. Bremerhaven hat sich in der DEL schon oft genug im Viertelfinale angemeldet. Hoffen wir mal, dass es in den nächsten Jahren auch mal für die ganz Großen reicht.

Wie sehen Sie Ihre Einsatzchancen bei der WM? Gab es schon Signale von Bundestrainer Harold Kreis?

Der Bundestrainer hat mir die ganze Zeit das Vertrauen geschenkt und immer mit mir gesprochen. Auch im Training gab es immer wieder Feedback. Da kann ich mich nicht beschweren. Ich glaube, er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann, wenn er mich ins Tor stellt. Ich habe gezeigt, dass ich Spiele gewinnen kann. Auch, wenn es eng wird. Alles weitere liegt nicht in meiner Hand. Ich freue mich, wenn er mich spielen lässt. Dann versuche ich abzuliefern.

Maximilian Franzreb im Interview.
Maximilian Franzreb spielt seit Mai 2021 für die Fischtown Pinguins. Bild: Radio Bremen

Es gibt also noch keine Entscheidung?

Nein, aber wenn man es so sieht, wird vermutlich einer von den beiden älteren (Mathias Niederberger vom EHC München und Dustin Strahlmeier von den Grizzlys Wolfsburg, Anm. d. Red.) spielen. Dann warte ich auf meine Chance. Wie ich es schon so oft gemacht habe. Dann werde ich da sein.

Machen im Nationalteam Spieler von größeren Klubs Scherze über einen kleinen Klub wie Pinguins?

Nein, auf keinen Fall. Bei der Nationalmannschaft freut man sich, mit den ganzen guten deutschen Jungs, gegen die man zuvor das ganze Jahr gespielt hat, in einer Mannschaft zu spielen. Man genießt die Zeit, spricht viel und lacht viel. Das ist einfach nochmal ein ganz anderes Niveau, das auf dem Eis herrscht. Da ist es eigentlich egal, von welchem Verein du kommst. Wenn ich überlege, dann habe ich vor zweieinhalb Jahren noch in der 2. Liga gespielt, weil es noch nicht ganz so funktioniert hat. Jetzt geht es steil bergauf. Ich glaube, da sollte man den Moment genießen.

Können Sie Ihre Leistungsexplosion erklären?

Der Weg zurück war das Beste, was ich machen konnte. (2020 wechselte Franzreb von den Eisbären Berlin zum damaligen Zweitligisten EC Bad Tölz, Anm. d. Red.) Das muss man jedem jungen Spieler ans Herz legen, wenn es in der 1. Liga mal nicht so läuft. Ein Schritt zurück sind auch manchmal zwei voraus. Da habe ich den Spaß am Spielen und die Leichtigkeit wiedergefunden. Mittlerweile ist es so, dass man mit dem Druck umgehen kann. Wenn es wichtige Spiele sind, muss man abliefern.

Ihr Vater war auch Eishockeyspieler. Wie sehr hat er Ihre Karriere geprägt? Gibt es nach jedem Spiel Feedback?

Nein, das eigentlich gar nicht. Klar, wenn ich einen Tipp haben will, kann ich das immer. Uns verbindet, dass er auch in Bremerhaven gespielt hat. Dann musste er leider wegen einer Trombose aufhören. Wenn es ganz normal, freut man sich auch, wenn man über alles andere reden kann. Er hat jetzt ja auch eine Enkeltochter. Das ist für ein Opa schöner, als wenn er die ganze Zeit übers Eishockey sprechen muss (lacht). Er hat immer gesagt: 'Geh nicht ins Tor!', aber ich wollte immer ins Tor. Irgendwo geprägt im Bauch von meiner Mama hat er mich dann schon (lacht).

Bei Torhütern wird gerne scherzhaft gesagt, dass man für diesen Job schon etwas verrückt sein müssen. Wie ist das bei Ihnen?

Ich sage auch immer, dass du als Torwart schon einen an der Klatsche haben musst, damit du dich von diesem 180 Gramm Puck jedes Mal abschießen lässt. Aber als Torwart ist es immer schön, dass du ein Spiel entscheidest. Oder du am Ende der Kette bist und dann alle auf dich zeigen. Das ist einfach so.

(Das Gespräch führte Dino Bernabeo, aufgezeichnet von Karsten Lübben.)

Mehr zum Eishockey:

Autor

  • Dino Bernabeo
    Dino Bernabeo Autor

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 10. Mai 2023, 18:06 Uhr