Fragen & Antworten
ISS-Werkzeugtasche fliegt durchs All: Ist sie von Bremen aus zu sehen?
NASA-Astronautinnen haben bei Reparaturarbeiten im Weltraum versehentlich eine Werkzeugtasche verloren. Seither fliegt sie allein umher – und ist von der Erde aus zu sehen.
Auch bei Arbeiten im Weltall passieren Pannen: Das zeigt ein jüngster Weltraumausflug der NASA-Astronautinnen Jasmin Moghbeli und Loral O'Hara. Ihnen ist bei Reparaturarbeiten eine Werkzeugtasche verloren gegangen – seitdem fliegt die Tasche allein durchs Weltall. Mehrere berichten, die Tasche von der Erde aus am Himmel gesehen zu haben. Wie die Chancen stehen, die Werkzeugtasche von Bremen und Bremerhaven aus zu beobachten, erfahren Sie hier.
Können wir in der Region die Werkzeugtasche sehen?
Ja, das ist möglich. Die Werkzeugtasche sei fast überall von der Erde aus zu sehen, sagt der Leiter des Bremer Olbers-Planetariums, Andreas Vogel. Je weiter südlich der Beobachtungspunkt ist, desto besser: Denn dann ist die Werkzeugtasche als Lichtpunkt zu erkennen. Die Unterschiede seien innerhalb Europas aber gering, am besten sei die Tasche nah am Äquator zu sehen, erklärt der Experte.
Was müssen Schaulustige beachten?
Wer die Tasche sehen will, sollte seinen Standort nicht unbedingt im Stadtgebiet Bremens und Bremerhavens haben. Am idealsten seien die Bedingungen im ländlichen Raum, sagt Vogel. Dort ist es nachts "noch richtig dunkel", weil es deutlich weniger Lichtverschmutzung gibt. Einpacken sollten Schaulustige außerdem ein Fernglas. "Die Tasche ist nicht groß, 400 Kilometer entfernt und deshalb nur recht klein von hier aus zu sehen", sagt der Experte.
In den nächsten Tagen bieten sich wegen der Position der Tasche von Bremen und Bremerhaven aus vor allem zwei Beobachtungszeitpunkte an: Samstag gegen 19 Uhr und Sonntag etwa um 18:15 Uhr.
Wie sollte man dann vorgehen?
Jetzt wird es knifflig. Denn die Werkzeugtasche ist laut dem Experten nicht leicht zu finden. Am Nachthimmel sei sie lediglich als ein kleiner Lichtpunkt zu erkennen – damit sieht sie allerdings genauso aus wie Satelliten, die dort ebenfalls umher fliegen. Als Orientierungspunkt kann hingegen die Raumfahrtstation ISS dienen.
Warum ist die Tasche überhaupt als Lichtpunkt zu sehen? Leuchtet sie?
Die Tasche hat keine eigenständige Beleuchtung. Sie sei nur deshalb als Lichtpunkt zu sehen, weil sie eine weiße Oberfläche hat und von der Sonne angestrahlt wird, erklärt der Planetariums-Chef. Im Gegensatz zum pechschwarzen Nachthimmel wirke sie hell.
Wie geht es mit der Tasche nun weiter? Kann sie uns auf der Erde gefährlich werden?
Die Tasche fliege jetzt voraussichtlich noch mehrere Monate lang auf ihrer eigenen Umlaufbahn um die Erde, sagt Vogel. Dabei entferne sie sich immer weiter von der ISS und nähere sich der Erdatmosphäre. "Bei jedem Umlauf kommt sie näher an die Erde heran", sagt der Experte. Gefährlich werde die Tasche für Menschen auf der Erde aber nicht, da sie sehr wahrscheinlich beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen wird.
Von der Erde aus könnte das ein spannender Moment werden: Am Himmel werde die Werkzeugtasche dann als eine "extrem helle Sternschnuppe" zu sehen sein, sagt Vogel. Ob sich diese Gelegenheit in der Region tatsächlich bieten wird, ist jetzt noch nicht abzusehen. Vogel schätzt den Eintrittszeitpunkt etwa auf Anfang März – genau Bescheid wisse man aber erst wenige Tage vorher.
Kann es für die ISS gefährlich werden?
Nein, sagt Experte Vogel. Die Kollisionsgefahr der ISS mit der Werkzeugtasche sei gering. Diese Einschätzung teilt auch das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB. Auch ein Zusammenstoß zwischen Satelliten und der Tasche könnte außerdem verhindert werden. "Durch Weltraumüberwachsungssysteme sollte sichergestellt sein, dass funktionstüchtige Satelliten ausweichen könnten, falls deren Flugbahnen sich zu nahe kommen sollten", sagte der Abteilungsleiter Astronautische Raumfahrt, Marco Berg, auf Nachfrage.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 17. November, 9:14 Uhr