Bremer Forscher fordern Verbot von Alkohol-Werbung
Alkohol ist gefährlicher als lang angenommen. Damit vor allem junge Menschen künftig weniger davon trinken, fordern Bremer Forscher ein Werbeverbot und höhere Alkoholsteuern.
Die Diskussion um ein Werbeverbot für Alkohol ist nicht neu. Dafür gewinnt sie mit nahezu jeder neuen Studie zum Thema an Brisanz. Die Ampelkoalition im Bund hatte die Debatte im Jahr 2021 neu entfacht, als sie ankündigte, die Regelungen für das Marketing von Alkohol, Nikotin und Cannabis verschärfen zu wollen.
In der Folge gab die Ampel beim Hamburger Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) eine Studie in Auftrag, die klären sollte, wie man das Alkohol-Marketing regulieren kann, damit die Bevölkerung weniger Alkohol konsumiert.
Regierung soll Forderung unter Verschluss gehalten haben
Doch die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis: Es fehle an Beweisen dafür, dass Alkoholmarketing-Verbote das beste Mittel seien, um die Bevölkerung vom Alkoholkonsum abzuhalten. Allerdings schreiben sie weiter hinten in der Studie, dass es am besten wäre, Alkohol-Werbung vollständig und überall zu verbieten – eine Forderung, die die Bundesregierung nach Recherchen des Bayrischen Rundfunks zunächst unter Verschluss gehalten hatte.
Doch inzwischen schließen sich weitere Wissenschaftler der Forderung nach einem Werbeverbot für Alkohol an, darunter der Bremer Präventionsforscher Hajo Zeeb, der Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Public Health ist. Das steckt dahinter:
Wie erklären die Autoren der Studie, dass sie zwar keine Beweise für die Wirksamkeit eines Alkoholverbots gefunden haben, aber dennoch ein solches Verbot fordern?
Jakob Manthey, Hauptautor der Studie, erklärt diesen vermeintlichen Widerspruch mit der Fragestellung hinter der Arbeit. Er habe den Auftrag gehabt, auf der Basis vorhandener Literatur, Vorschläge für eine Strategie zur Regulierung des Alkoholmarketings zu untersuchen. Doch das gäben die untersuchten Fallbeispiele nur sehr begrenzt her.
Manthey betont aber: "Die Bevölkerung würde langfristig betrachtet mit Sicherheit weniger Alkohol trinken, wenn wir Alkohol-Werbung komplett verbieten, statt sie einzuschränken." Insbesondere, weil es erwiesenermaßen einen starken Zusammenhang zwischen Alkohol-Werbung einerseits und dem Alkoholkonsum junger Menschen andererseits gebe. Minderjährige seien für die Werbung besonders empfänglich.
Wie denkt der Bremer Präventionsforscher Hajo Zeeb über ein Werbeverbot für Alkohol?
Zeeb liegt auf einer Linie mit Jakob Manthey. "Ein Werbeverbot für Alkohol wäre sinnvoll", stellt er klar und fügt hinzu: "Wir haben ein Riesenproblem mit Alkohol, und dagegen müssen wir vorgehen." Es sei richtig, dass Alkohol-Werbung vor allem bei jungen Leuten Wirkung zeige. Umso wichtiger sei es, diese Werbung zu unterbinden und so langfristig den Alkoholkonsum in der Bevölkerung zu senken.
"Das Gesundheitssystem leidet darunter, dass wir so viel Alkohol trinken. Dabei haben wir ohnehin, wegen unserer Altersstruktur immer mehr schwerkranke Menschen, die von immer weniger Pflegekräften versorgt werden müssen", so Zeeb. Alkohol fördere eine Reihe von nicht übertragbaren Krankheiten wie solchen des Heiz-Kreislauf-Systems oder Krebs.
Auch, wenn man wenig davon trinkt – Alkohol bleibt ein Zellgift.
Präventionsforscher Hajo Zeeb
Welche Maßnahmen könnten außerdem dazu beitragen, dass die Bevölkerung weniger Alkohol trinkt?
Zeeb ist sich sicher, dass ein Werbeverbot von Alkohol einhergehen müsste mit einer Reihe weiterer Maßnahmen. "Höhere Steuern auf Alkohol wären gut", sagt er. Alkohol sei in Deutschland billiger als etwa in Großbritannien, in Skandinavien, in den Vereinigten Staaten oder in Australien. Auch kritisiert Zeeb, dass Alkohol in Deutschland sehr leicht zugänglich sei, "an jeder Supermarktkasse".
Schließlich müsse sich die Politik anders aufstellen, fordert Zeeb. Politiker, die in Bierzelten unterwegs seien und von dort in die Kameras prosteten, gäben kein gutes Beispiel ab.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 28. Januar 2025, 19.30 Uhr