Verfassungsschutz sieht verschärfte Bedrohungslage für Bremer Firmen
Bremen ist ein wichtiger Standort für die deutsche Rüstungsindustrie. Diese gerät laut Verfassungsschutz zunehmend ins Visier – zum Beispiel russischer Geheimdienste.
Der Leiter des Bremer Landesamtes für Verfassungsschutz sieht eine deutlich angespanntere Sicherheitslage für Bremer Firmen. Vor allem Unternehmen, die der Rüstungsbranche zugerechnet würden oder mit solchen kooperierten, seien betroffen. "Die Lage hat sich verschärft, dadurch dass deutsche Rüstungsfirmen involviert sind in Zulieferung für die Ukraine", sagt Thorge Koehler.
Russische Geheimdienste rekrutierten über Social-Media-Kanäle und Messengerdienste pro-russische Menschen in Bremen und setzten sie als sogenannte Low-Level-Agents ein.
Es sind meist jüngere Personen, teilweise auch mit krimineller Biografie, die sich anwerben lassen.
Thorge Koehler, Landesamt für Verfassungsschutz Bremen
Im Anschluss würden sie für relativ wenig Geld bereit sein, hier Taten zu begehen. In das Spektrum solcher Aufträge zählten unter anderem Sabotageakte, Spionage aber auch Brandanschläge auf Rüstungskonzerne.
Für die ausländischen Dienste sei dieses Vorgehen besonders attraktiv, weil es nur mit einem geringen Risiko verbunden sei. Konkrete Fälle nennt der Verfassungsschutz nicht.
Neue Intensität beim Linksextremismus
Neben dieser neuen Bedrohung käme eine altbekannte hinzu: Linksextremistische Gruppen greifen derzeit laut Verfassungsschutz mit einer neuen Intensität Firmen an, die sie mit Rüstung in Verbindung bringen. 19 "militante Aktionen" haben die Sicherheitsbehörden allein in diesem Jahr gezählt.
So sind Anfang November in Bremen-Walle zwei Autos der Firma Kaefer angezündet worden. In einem mutmaßlichen Bekennerschreiben, das auf der Plattform Indymedia veröffentlicht wurde, wird dem Unternehmen vorgeworfen, seine Dienstleistungen im Bereich Isoliertechnik auch an Rüstungsunternehmen zu verkaufen.
Privatadressen von Mitarbeitern veröffentlicht
"Wir stellen fest, dass Firmen in den Fokus geraten, die gar nicht in der vordersten Reihe stehen, bei denen ein gewisser Rechercheaufwand erforderlich ist, um sie zum Beispiel mit Rüstungsgütern in Verbindung zu bringen – das ist eine gesteigerte Qualität", erklärt Verfassungsschützer Koehler.
Neu sei auch, dass leitende Mitarbeiter von Firmen in Bekennerschreiben namentlich genannt und deren vermeintliche Privatwohnadressen veröffentlicht würden. Das ist so zum Beispiel beim Unternehmen Opto Precision in Horn-Lehe geschehen, das vor zwei Wochen ebenfalls Ziel eines Brandanschlags wurde. Das Unternehmen stellt Überwachungsinstrumente für Forschung, Landwirtschaft aber auch Sicherheitsbehörden und Streitkräfte her.
Trotz mehrerer Brandsätze, die den Firmenkomplex trafen, geht der Betrieb dort weiter. "Was bleibt, ist die Fassungslosigkeit über die Bereitschaft krimineller Extremisten ihren Interessen mit Gewalt Nachdruck zu verleihen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 6. Dezember 2024, 19:30 Uhr