Infografik
Vom Hoffnungsträger zum Hassobjekt: Das erleben Bremer Tesla-Fahrer
"Das geht zu weit" – Tesla-Fahrer erfahren Anfeindungen in Bremen
Viele Käufer entschieden sich aus grüner Überzeugung für ein Elektroauto von Tesla. Nun hadern manche mit der Entscheidung. Der Grund: Tesla-Chef Elon Musk.
Seit etwa vier Jahren fährt Tobias Glümer einen Tesla. Wenn er von seinem Wagen spricht, dann spürt man: Er liebt dieses Auto. Das Design, die durchdachte Software und das ruhige Fahrgefühl. Wegen seiner Begeisterung für Tesla wurde er sogar Mitglied des Vereins "Tesla Fahrer und Freunde". Doch aus der Lust wird zunehmend eine Last.

Vor einigen Jahren erlebte er noch wohlwollendes Interesse an seinem Wagen. Oft wurde er von Bekannten und Fremden befragt zur Antriebstechnik. Doch die Stimmung hat sich in den vergangenen Monaten merklich gedreht, berichtet Glümer: "Man kann sagen, das Ganze hat sich seit letztem Jahr so nach und nach verändert." Inzwischen erlebe er böse Blicke und Gesten von anderen Autofahrern. Mitunter werde man sogar bepöbelt. Es sei noch nicht lange her, da habe man ihn sogar als Nazi beschmipft. Und er kenne Tesla-Fahrer, deren Autos zerkratzt wurden. Glümer kann kaum fassen, wie schnell sich das Meinungsbild gewandelt habe und mit welchen Vorwürfen Tesla-Fahrer wie er konfrontiert seien.
Ich bin jetzt innerhalb von Wochen vom Umwelt-Fan zum Nazi geworden, weil ich dieses Auto fahre.
Tobias Glümer, Tesla-Fahrer
Natürlich kennt Tobias Glümer die Gründe: Das grüne Image von Tesla leidet stark unter der Entwicklung des Tesla-Chefs Elon Musk. Er gilt als reichster Mensch der Welt und tritt seit Monaten als starker Mann an der Seite von US-Präsident Donald Trump auf. Seine Aussagen und Auftritte sind sehr umstritten. Zudem gab Musk im Bundestagswahlkampf eine Wahlempfehlung für die zum Teil rechtsextreme AfD ab.
Tesla-Zulassungszahlen in Deutschland brechen ein

All das färbt ab auf das Image der Automarke Tesla. Immer mehr Tesla-Fahrer scheinen deshalb mit Aufklebern zum Ausdruck bringen zu wollen oder zu müssen, was sie von Elon Musk halten. So ändern sich die Zeiten.
Einst galt Tesla als schickes Lifestyle-Auto, das Standards setzte in der Elektromobilität und die Produkte etablierter Autohersteller in den Schatten stellte. Viele schwärmten von dem Fahrzeug, das moderne Software mit CO2-freier Fortbewegung verband. Lange kam Tesla kaum nach mit der Produktion. Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts zeigen aber: Der Höhenflug hat ein Ende. Die Zulassungen von Teslas in Deutschland brechen um über 76 Prozent ein, wenn man den Februar 2025 mit dem Februar 2024 vergleicht.
Tesla-Fahrer im Zwiespalt

Auch der Bremer Jens Zippel beobachtet mit Erstaunen, wie schnell die Marke Tesla unter die Räder gekommen ist – schließlich sei das Unternehmen der Impulsgeber der Elektromobilität gewesen. Zippel betreibt einen YouTube-Kanal, in dem er E-Autos testet. Er selbst fährt einen Tesla. Von den über 66.000 Abonnenten seines Kanals liest er immer häufiger kritische Kommentare unter den Videos, in denen er mit seinem Tesla unterwegs ist: "'Wie kannst du nur so ein Nazi-Mobil fahren?' oder 'Wann verkaufst du denn endlich deinen Tesla?'" – solche Fragen werden ihm immer wieder gestellt. Angesichts der Entwicklung von Musk könne er nachvollziehen, wenn die Zweifel von Tesla-Fahrern wachsen.
Da fragt man sich dann schon: Was ist der nächste Wagen? Kauft man sich wieder einen Tesla oder doch eine andere Marke?
Jens Zippel, Tesla-Fahrer und YouTuber
Zippel meint, es gebe einige Leute, die sich tatsächlich für eine andere Marke entschieden haben. Er selbst habe sich noch nicht endgültig entschieden. Und auch Tobias Glümer hadert. Seiner Ansicht nach, sei sein Tesla der Konkurrenz technologisch noch immer überlegen. Aber: "Auf der einen Seite sehe ich das Auto, auf der anderen Seite sehe ich, was der Elon macht." Wenn er sich also heute einen neuen Wagen kaufen würde, meint Glümer, sei er nicht sicher, ob es wieder ein Tesla wäre.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. März 2025, 19:30 Uhr