Warum Bremen und Bremerhaven bei Elektromobilität hinterherhinken
Bis 2030 soll der Verkehr in Bremen und Bremerhaven zu großen Teilen elektrisch sein. So stellt sich das der Senat vor. Doch die Realität sieht anders aus.
1.889. Das ist die Anzahl der Elektroautos, die Stand Januar 2023 laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Bremen privat zugelassen sind. Das entspricht einer Quote von 0,89 Prozent. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,3 Prozent. In Bremerhaven sieht es noch schlechter aus. 368 privat zugelassene E-Autos machen gerade einmal 0,79 Prozent des Gesamtbestands aus.
Diese Zahlen legen nahe, dass Elektroautos bei Privatleuten in Bremen und Bremerhaven nicht sehr gefragt sind. Bei den 26 Städten in Deutschland mit mehr als 250.000 Einwohnern liegt Bremen deshalb nur auf Platz 22 von 26. Vergleichbar große Städte wie etwa Hannover, Dortmund oder Stuttgart schneiden deutlich besser ab als die Hansestadt.
Stadt Bremen mit E-Auto-Quote von 1,7 Prozent
Nimmt man die gewerblichen Elektroautos in die Statistik hinzu, steht die Stadt Bremen nach Angaben des KBA mit insgesamt 4.268 E-Autos weiter im hinteren Mittelfeld. Die Elektroauto-Quote für private und gewerbliche Autos beträgt 1,7 Prozent. Stuttgart und Frankfurt am Main haben eine Quote von 3,8 Prozent. Wuppertal hat sogar einen Anteil von 7,8 Prozent.
80.000 E-Autos bis 2030: Wunsch oder Wirklichkeit?
Die Versprechungen des Bremer Senats in Sachen Elektroautos klingen vor diesem Hintergrund optimistisch. 80.000 E-Autos bis 2030. Das ist die Devise, die die ehemalige Verkehrssenatorin Maike Schaefer im vergangenen Jahr ausgegeben hat.
Das Ressort der neuen Senatorin Özlem Ünsal hat gegenüber buten un binnen dieses Ziel nochmal bekräftigt. Doch das bedeutet, dass in den nächsten sieben Jahren jedes Jahr über 10.000 neue E-Autos zugelassen werden müssten. 2022 wurden in Bremen und Bremerhaven insgesamt aber nur 2.459 Elektroautos zugelassen. Um das Ziel von 80.000 E-Autos bis 2030 nur annähernd zu erreichen, müsste der letztjährige Absatz jedes Jahr vervierfacht werden.
Auch die im Koalitionsvertrag der neuen rot-grün-roten Koalition ausgegebenen Ziele sind ambitioniert. Bis 2030 sollen alle Fahrzeuge der Verwaltung auf E-Autos umgestellt werden. Dazu gehören Autos der Polizei sowie aller weiterer staatlicher Behörden. Ein weiteres Ziel im Koalitionsvertrag sind 10.000 Ladepunkte für Elektroautos bis 2030.
Nur noch 4.500 Ladepunkte bis 2030 geplant
Doch diese Zahl ist vom Senat gegenüber buten un binnen gekippt worden. Das neue, nicht mehr ganz so ambitionierte Ziel lautet nun 4.500 Ladepunkte bis 2030. Bei 500 von diesen soll es sich um Schnelladepunkten handeln. Knapp sechs Wochen nach der Vorstellung des Koalitionsvertrages ist das eigentliche Ziel damit um über die Hälfte gesenkt worden.
Trotzdem bleibt aber auch das Ziel von 4.500 Ladepunkten bis 2030 ehrgeizig. Denn aktuell gibt es in Bremen und Bremerhaven, Stand Mai 2023, 658 Ladepunkte. Doch um das Ziel von 4.500 Ladepunkten bis 2030 zu erreichen, müssten jährlich 650 neue installiert werden. Das ist jedes Jahr etwa so viel wie der jetzige Gesamtbestand.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 11. August 2023, 6 Uhr