Warum Werder an der Lemon-Challange teilnimmt und was dahinter steckt
Warum Werder an der Lemon-Challange teilnimmt und was dahinter steckt
In den sozialen Netzwerken gibt es eine neue Challenge: Menschen beißen in eine saure Zitrone. Die sauren Gesichter möchten auf eine Krankheit aufmerksam machen.
65.000 Euro sind schon zusammengekommen – nur weil Menschen in eine saure Zitrone beißen. Hintergrund ist eine Social-Media-Challenge unter dem Hashtag #LemonChallengeMECFS. Die Lemon-Callenge will auf die Krankheit ME/CFS, besser bekannt als chronisches Erschöpfungssyndrom, aufmerksam machen.
Am Samstag wollen die Fußballer von Werder Bremen mit und vor rund 42.000 Menschen im Weser-Stadion auch in eine Zitrone beißen. Organisiert hat das Jörg Heideker, der Gründer der gemeinnützigen "ME/CFS Research Foundation". Im Interview mit Bremen Vier hat er über die Aktion gesprochen.
In Deutschland sind über 620.000 Menschen betroffen. Etwa zwei Drittel der Betroffenen sind arbeitsunfähig. Jede vierte Person ist bettlägerig, und auch du hast einen ME/CFS-Fall in der Familie, oder?
Richtig. Mein Sohn leidet schon lange an ME/CFS und das war der Grund, warum ich mich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt habe und schließlich die Stiftung gegründet habe. Ich muss dazu sagen, mein Sohn ist mittelschwer betroffen. Das bedeutet konkret, dass er nicht mehr zur Schule gehen konnte.
Inzwischen ist er aus dem Alter heraus und lebt im Grunde genommen jetzt mit 23 Jahren immer noch zu Hause und muss versorgt werden. Er kann nicht selbst einkaufen gehen, er kann nicht selbst kochen. Sein ganzer Alltag ist einfach total eingeschränkt.
Was ist das Ziel deiner Organisation? Ihr wollt natürlich darauf aufmerksam machen und Spenden sammeln. Wofür sind die dann gedacht?
Wir sammeln Spenden, um die Forschung voranzubringen. Und das ist deswegen nötig, weil ME/CFS im Vergleich zu anderen Krankheiten viel, viel weniger finanziert ist, was die Forschung betrifft. Das muss sich dringend ändern. Denn wie du sagtest, sind über 620.000 Menschen betroffen. Es kann auch jeden treffen.
Es ist überwiegend eine Krankheit, die nach einer Infektion auftritt. Das kann Covid sein, aber auch eine Grippe. Deswegen wird dieses Problem nicht kleiner, sondern immer größer. Wir wollen mit mehr Forschung dafür sorgen, dass diese Menschen wieder eine Perspektive bekommen und dass es irgendwann Therapien dafür gibt. Die gibt es nämlich bis heute nicht.
Die Challenge scheint tatsächlich ein Erfolg zu werden, da Politiker wie Robert Habeck (Grüne) oder Heidi Reichinnek (Linke) mitgemacht haben. Und jetzt auch ein Fußballverein wie Werder Bremen. War dir das vorher klar?
Wir haben natürlich gehofft, dass es ein Erfolg wird. Aber die Politiker, die du eben genannt hast, und andere Prominente, die mitgemacht haben, haben uns sehr geholfen.
Dass Werder Bremen mitmacht, ist großartig. Das habe ich mir nicht vorstellen können, aber ich freue mich sehr. Das ist genau das, was wir brauchen, dass diese Krankheit so bekannt wird, dass auch Sportvereine und die breite Öffentlichkeit darüber Bescheid wissen. Denn es betrifft ja jeden.
Natürlich gibt es auch viele Werder-Fans, die aufgrund von ME/CFS nicht mehr ins Stadion können oder nicht mehr spielen können.
Wer für Jörg Heidekers Stiftung für ME/CFS spenden möchte, kann dies natürlich auch tun ohne Zitrone tun.
Das Gespräch führt Malin Kompa für Bremen Vier. Aufgeschrieben und redigiert hat es Marike Deitschun.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, 14. März 2023, 13:15 Uhr