Missbrauchs-Aufarbeitung: Bremische Evangelische Kirche gibt Fehler zu
Eine Studie kritisiert die Bremische Evangelische Kirche scharf. Es geht um den Umgang mit dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen den langjährigen Domprediger Günter Abramzik.
Die Bremische Evangelische Kirche hat eingeräumt, bei der Aufarbeitung von Missbrauchs-Vorwürfen nicht alles richtig gemacht zu haben. Die Kirche habe in der Vergangenheit Fehler gemacht, sagte Bremens leitender evangelischer Theologe Bernd Kuschnerus. "Wir bedauern dies zutiefst", sagte Kuschnerus zu buten un binnen. Durch die nun vorliegenden Ergebnisse sei es aber möglich, die internen Prozesse zu verändern und anzupassen. So könne man den Fall weiter aufklären.
Abramzik war bis zu seinem Tod 1992 eine prägende Persönlichkeit in der Stadt. Die Vorwürfe gegen ihn waren erst vor gut zwei Jahren öffentlich geworden.
Kirche soll Aufarbeitung verschleppt haben
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass weder die Bremische Evangelische Kirche noch die betroffene Domgemeinde die Vorwürfe aufgearbeitet hat. Im Gegenteil: Die Kirche habe die Aufarbeitung systematisch verschleppt und verzögert. Konkret geht es um sexualisierte Gewalt, die Abramzik vor allem in den 1970er Jahren gegenüber Jugendlichen ausgeübt haben soll. Ein Betroffener hatte sich 2010 an die Kirche gewandt. Die habe daraufhin keine Versuche unternommen, weitere Betroffene zu finden, schreiben die Studienautoren.
Erst nachdem Medien 2022 über den Fall berichtet hatten, bemühte sich die Kirche um die jetzt vorgelegte Studie. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass damals mindestens 17 Jungen im Alter von 14 bis 18 Jahren Opfer des Dompredigers waren. Der Studienautoren bezweifeln, dass die Kirche zu Lebzeiten Abramziks wirklich keine Kenntnis von dessen Übergriffen gehabt hat, wie sie selbst behauptet. Das müsse untersucht werden. Außerdem schlägt die Studie vor, weitere Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Bremischen Evangelischen Kirche zu suchen – auch über den Fall des ehemaligen Dompredigers hinaus.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Mittag, 8. März 2024, 12 Uhr