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Ist das Spucken auf den Bremer "Spuckstein" eine unwürdige Tradition?
Dort, wo die Serienmörderin Gesche Gottfried einst hingerichtet wurde, liegt der "Spuckstein". Eine Bremerin fordert, das muss aufhören. Was meinen Sie?
Eigentlich ist der Bremer Spuckstein nicht so leicht zu entdecken: An seinem Standort auf dem Marktplatz links neben dem Dom fällt er nur auf, weil er sich als Basaltstein mit eingekerbtem Kreuz etwas von seinen Nachbarsteinen abhebt – und weil er in der Regel mehr oder weniger stark mit Spucke bedeckt ist.
Nachdem die Bremer Serienmörderin Gesche Gottfried 1831 an dieser Stelle hingerichtet wurde, haben die Bremerinnen und Bremer angefangen, auf den Ort des Geschehens zu spucken. Damit wollten sie Abscheu ausdrücken und Gesche Gottfried nach ihrem Tod demütigen. Bis heute hält sich die Tradition – wobei heute nicht allen Spuckenden der Hintergrund des Steins noch bekannt sein dürfte.
Aber: Seit Anfang Februar ist der Stein kaum zu übersehen. Und auch die Spucke darauf ist weniger geworden – stattdessen stehen um ihn herum Kerzen, Blumen und Plakate mit der Aussage: "Der Stein gehört ins Museum!" Dahinter steht die Bremerin Juditha Friehe, die das Spucken auf den Stein schon lange stört. Seit Anfang Februar kommt sie deswegen jeden Mittag zum Stein, um Blumen und Co. neu hinzulegen.
Sollte das Spucken auf den Bremer Spuckstein aufhören?
So wurde abgestimmt!
- Nein, das ist eine Bremer Tradition und gehört zur Stadtgeschichte. Das soll auch so bleiben.
- Ja, da sollte man heute nicht mehr drauf spucken. Das ist eine unwürdige Tradition.
- Ja, man sollte nicht mehr auf den Spuckstein spucken. Er gehört sogar ins Museum.
Abgegebene Stimmen: 2146
Das Ergebnis der Befragung ist nicht repräsentativ
Zuspruch für die Aktion zum Spuckstein in Bremen
Der Grund, warum sie die fragwürdige Tradition so stört: "Weil ich das sehr unwürdig finde, dass auf den Stein gespuckt wird, und Gesche Gottfried – auch wenn sie viele Menschen umgebracht hat, was natürlich nicht in Ordnung ist – das nicht verdient hat, dass man auf sie spuckt." Dazu passend heißt es auf einem der Schilder:
Die Würde des Menschen ist unantastbar – das gilt auch für Gesche Gottfried.
Schild am Bremer Spuckstein
Aufmerksamkeit hat Friehes Aktion schon eingebracht: Viele Menschen am Spuckstein bleiben stehen und lesen Friehes Botschaften. Andere nehmen die Botschaft allerdings nicht ernst: "Ab und zu kommt dann jemand vorbei, der dann da draufspuckt", erzählt Friehe. "Ist nicht so prickelnd, aber ich will das auch nicht verurteilen, der Mensch hat bestimmt genauso seine Geschichte." Insgesamt habe sie schon viel Zuspruch für die Aktion erhalten.
Langfristig soll eine Petition den Stein ins Museum bringen
In den sozialen Netzwerken mischen sich positive und negative Reaktionen – viele argumentieren, dass der Stein als Teil der Bremer Geschichte erhalten bleiben müsse, außerdem sei er eine Touristenattraktion. Friehe hält dagegen: "Ich finde, das ist Bremen unwürdig. Bremen hat genug andere Touristenattraktionen, schöne nette, nicht so würdelose."
Friehes langfristiges Ziel: Der Spuckstein soll in ein Museum und gegen eine Gedenktafel ausgetauscht werden. Dafür will sie Unterschriften sammeln und eine Petition starten – noch steht das Projekt aber in den Startlöchern.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 16. Februar 2023, 15:15 Uhr