Interview
Social Media erst ab 14? Das fordert Niedersachsens Kultusministerin
Wie das laufen könnte, erklärt sie im Interview. Mit dem Mindestalter soll der Verbreitung von Fake News vorgebeugt werden und Kinder vor negativen Effekten geschützt werden.
"Ich persönlich finde eine Altersgrenze von 14 Jahren für die Nutzung von Social Media sehr zielführend", sagte die Grünen-Politikerin Julia Willie Hamburg (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Dabei hat die 38-Jährige selbst zwei Kinder im Teenageralter. Bei Bremen Zwei hat sie darüber gesprochen, was diese von ihrem Vorhaben halten – und wie sie sich die Umsetzung vorstellt.
Was sagten Ihre Kinder dazu, dass Sie jetzt TikTok und Co. verbieten wollen?
Die sehen schon auch die Gefahren, die davon ausgehen und merken, dass das ganz schön herausfordernd sein kann, sich da zu bewegen. Insofern haben die großes Verständnis.
Ist das Gesetz wirklich für die Kinder oder eher für die Eltern, die dann den Kindern sagen können: 'Das ist verboten, deshalb darfst du nicht länger im Internet sein."?
Der Kinder- und Jugendschutz ist vor allem für die Kinder und Jugendlichen. Aber natürlich ist das für Eltern auch ein Argument – vor allem auch für Eltern, die sich nicht so viel damit beschäftigen. Das ist eine Orientierung, dass die Eltern verstehen: Da passieren auch wirklich für ihre Kinder gefährliche Dinge.
Was schwebt Ihnen bei dem Gesetz wirklich vor?
Ich finde das sehr interessant und spannend, was in Australien passiert. Wir könnten uns davon durchaus eine Scheibe abschneiden. Aber wenn man sich jetzt fragt: 'Wie setzt man das vor Ort um?', dann wäre das so, dass die Apps nur für ein gewisses Alter online gestellt werden in den App-Stores. Und dass man dann verifizieren müsste, wie alt die Kinder sind und vor allem auch, dass die Eltern zustimmen.
Das Bundesfamilienministerium arbeitet gerade an einer entsprechenden Möglichkeit. Damit wäre dann auch die Sicherheit gegeben, dass die Kinder sich das nicht einfach trotzdem runterladen, wie das jetzt auch schon manchmal passiert.
Die meisten Social-Media-Plattformen haben jetzt schon eine Altersgrenze. Zumindest steht es so in den Nutzungsbedingungen. Und in der Theorie müssen schon die Eltern zustimmen. Das Problem lässt sich nicht wirklich kontrollieren. Wäre das mit dem Gesetz wirklich anders?
Ja, das wäre dann anders – wenn wir diese technischen Voraussetzungen haben, wie das Bundesfamilienministerium sie gerade schafft. Natürlich ist ein Gesetz etwas, das dann auch die Unternehmen verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass es keine Minderjährigen ihre App runterladen.
Derzeit ist es eine Selbstverpflichtung und ob das befolgt wird oder nicht, überprüft niemand. Sobald wir den Plattformen das gesetzlich vorschreiben, haften sie auch mit, wenn das einfach umgangen werden kann.
Sind nicht eigentlich Aufklärungskampagnen oder alternative Angebote ein Mittel, das zu regeln?
Wir brauchen beides. Es ist gar kein Gegeneinander. Diese Altersgrenze schützt die Kinder nicht alleine, sondern wir brauchen natürlich Medienbildung in den Schulen. Wir brauchen da auch viele neue Konzepte. Wir müssen Schulen und Lehrkräfte fit machen. Dann müssen wir vor allem auch Eltern fit machen, damit sie ihre Kinder dort gut begleiten.
Für Kinder unter 14 Jahren ist Social Media nicht beherrschbar. Das sagen uns die Studien. Das hat auch ein hohes Suchtpotenzial. Und vor dem Hintergrund muss man sich fragen: Ab welchem Alter erlauben wir den Kindern überhaupt, damit umzugehen?
Warum die Altersgrenze mit 14 Jahren: Ist das eine willkürliche Grenze? Oder haben Sie irgendwelche Erfahrungen da?
Es gibt derzeit diverse Studien, die sich mit den Gefahren von Social Media für Kinder und Jugendliche auseinandersetzen. Die sagen ganz deutlich, dass Kinder unter 14 nicht dazu in der Lage sind.
Wie gesagt: Australien kommt sogar auf eine Altersgrenze von 16. Das kann man sicherlich diskutieren. Ich finde wichtig, dass wir es diskutieren und auch eine Umsetzung kommt.
Die negativen Effekte von Social Media im Kindesalter sind ja bekannt. Aber werden trotzdem nicht Leute kommen und sagen: 'Die Grünen wieder, die Verbotspartei.'
Das Risiko besteht, das erlebt man ja gerade auch wieder. Aber ich finde wirklich – und ich habe mich dazu auch mehrfach mit Schülerinnen und Schülern ausgetauscht – das schon erkennbar ist, dass Social Media einfach wirklich in Teilen traumatisiert, dass da schlimme Erfahrungen gemacht werden und da durch unbedarftes Verhalten wirklich Dinge passieren, die wir unseren Kindern ersparen wollen.
Vor dem Hintergrund: Es ist eine Altersgrenze, es ist kein generelles Social-Media-Verbot. Natürlich kann jede Person sich auf diesen Netzwerken tummeln, wie sie möchte. Da habe ich überhaupt kein Problem mit.
Das Gespräch führte Tom Grote für Bremen Zwei. Aufgeschrieben und redigiert hat es Marike Deitschun.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Morgen, 21. Januar 2025, 7:45 Uhr