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Wie gefährlich sind Schönheitstrends auf Social Media für Jugendliche?

Warum 2 Bremerinnen für Schönheitseingriffe zum Arzt gehen

Bild: dpa | Westend61/Eva Blanco

Junge Menschen lassen auch in Bremen Schönheitseingriffe machen. Die Motivation dafür kommt häufig aus den sozialen Medien. Das sollten Eltern wissen.

Laut einer Studie aus Österreich fühlt sich die Mehrheit der Jugendlichen durch idealisiert dargestellte Körper im Internet unter Druck gesetzt. Mehr als die Hälfte der Befragten würde gerne etwas am eigenen Aussehen ändern und mehr als ein Viertel hat demnach sogar schon über eine Schönheitsoperation nachgedacht.

Eine Anfang 20-Jährige aus Bremen hat zum Beispiel 400 Euro bezahlt, um sich die Lippen aufspritzen und Fältchen am Kinn glätten zu lassen. Gegenüber buten un binnen gibt sie zu: "Social Media ist schon sehr schlimm, was das angeht. Es setzt einen schon sehr unter Druck."

Wir haben mit zwei Bremer Expertinnen über Schönheitstrends auf Tiktok, Instagram und Co. gesprochen. Sie geben Tipps, worauf Eltern achten sollten.

Wie beeinflussen Schönheitstrends in den sozialen Medien junge Menschen?

"Man sieht dort immer und immer wieder ein bestimmtes Äußeres – und das ist häufig operativ erschaffen oder mit einem Schönheitsfilter belegt", sagt Cornelia Holsten, Direktorin der bremischen Landesmedienanstalt. "Schönheitsfilter machen die Haut glatt, ändern die Gesichtsproportionen, machen die Zähne weiß oder legen ein zartes Make-up auf."

Wie funktionieren Schönheitstrends in den sozialen Medien?

"Grundsätzlich sind die Algorithmen so ausgerichtet, dass sie normative Schönheitsideale favorisieren", sagt die Medienpädagogin Julia Kehr-Ritz vom Bremer ServiceBureau Jugendinformation, das unter anderem Workshops für Jugendliche zu dem Thema anbietet.

Posts von Menschen, die nicht diesen Schönheitsidealen entsprechen, würden durch den Algorithmus seltener angezeigt. Die Expertin spricht in diesem Zusammenhang von einem sogenannten Shadowban: "Hier bekommen die User nicht mit, dass ihr Video in der Reichweite gedrosselt wird", sagt die Medienpädagogin.

Was können Konsequenzen von solchen Schönheitstrends sein?

"Tatsächlich ist die Anzahl der Operationen in den letzten Jahren gestiegen. Dabei kann man sehen, dass die Operationen entsprechend der gängigen Schönheitsfilter durchgeführt werden", sagt Kehr-Ritz. "Grundsätzlich ist es nicht verwerflich, einem Trend zu folgen", sagt Holsten. "Es ist aber ein Unterschied, ob man einem Modetrend folgt oder eine Schönheitsoperationen macht, die dann nicht mehr rückgängig gemacht werden kann."

Typische Operationen seien zum Beispiel Zahnimplantate, das Einsetzen künstlicher Grübchen oder Fettabsaugungen an der Wange, um ein schmaleres Gesicht zu bekommen. "OP's haben immer das Risiko, dass Nebenwirkungen entstehen. Bei jedem Eingriff, der operativ erfolgt, kann sich die Wunde entzünden", mahnt Holsten.

Sind Mädchen stärker von Schönheitstrends betroffen als Jungs?

Einer jungen Frau wird mit einer Spritze Botox in die Lippen gespritzt.
Minimal-invasive Eingriffe, also quasi "Schönheitseingriffe to go", sind beliebt. Bild: dpa / Addictive Stock

Laut der Studie aus Österreich wollen 51 Prozent der Jugendlichen etwas an ihrem Körper ändern, bei den Mädchen sind es sogar 60 Prozent. Dabei gaben 40 Prozent der Jungen und nur 27 Prozent der Mädchen an, dass es ihnen wichtig sei, sich "sexy" darzustellen. Die Geschlechter werden laut Kehr-Ritz auf unterschiedliche Weise angesprochen.

Während es bei Jungen eher um Fitnesstrends und Muskelaufbau ginge, seien bei Mädchen glatte Haut und die Figur wichtige Themen. "Ein Beispiel ist die A4-Waist-Challenge, bei der die Hüfte nicht breiter sein darf als ein A4-Blatt", sagt die Medienpädagogin. "Bei Männern hat das Thema Haartransplantation extrem an Bedeutung gewonnen. Etwa 30 Prozent der unter 30-Jährigen leiden schon unter Haarausfall", sagt Holsten.

Worauf sollten Eltern in Bezug auf Schönheitstrends achten?

"Es wäre naiv zu denken, die Trends gingen am eigenen Kind vorbei", sagt Holsten, "deswegen ist es wichtig, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken und darauf hinzuweisen, dass das, was sie online sehen, nicht unbedingt echt ist."

Kehr-Ritz sieht die Eltern in der Verantwortung vor allem Medienkompetenz zu vermitteln. Es gebe in den sozialen Medien durchaus hilfreiche Trends: "Wenn ich ganz explizit nach #bodypositivity oder #loveyourbody suche lernt der Algorithmus, dass mir Inhalte aus diesen Bereichen gefallen."

So gebe es Videos auf TikTok, in denen Beiträge von schief gelaufenen Schönheitsoperationen gezeigt würden und die Influencerin Izzie Rodgers zeige sich beispielsweise ganz bewusst mit Akne. "Gleichgesinnte sind leicht zu finden, man kann schnell Teil von Communities werden und wertschätzende, aufbauende Kommentare zu hochgeladenen Videos erhalten", sagt Kehr-Ritz.

Ein Video von "Izzie Rodgers" auf Tiktok

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Autor

  • Lukas Scharfenberger

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. September, 19:30 Uhr