Goldschmied Erich Hergert lebt und arbeitet seit 50 Jahren im Schnoor

Erich Hergert in seiner Goldschmiede

Goldschmied Erich Hergert

Bild: Radio Bremen | Kerstin Burlage

In der Bremer Altstadt haben sich Anfang der 70er Jahre einige Künstler und Handwerker niedergelassen. So auch der 81-Jährige, der uns seine Goldschmiede zeigt.

Das Schnoor-Viertel ist bekannt für seine verwinkelten Gassen, kleinen Häuschen und hübschen Läden. Es taucht oft in Reiseführern auf – und viele Bremerinnen und Bremer sehen deshalb vor allem eins in ihm: ein touristisches Viertel.

Doch der Schnoor ist auch ein Stadtteil mit Wohnungen und Häusern, in denen Menschen das ganz Jahr über wohnen – und manchmal auch arbeiten. So wie Erich Hergert, der vor 50 Jahren aus Süddeutschland dorthin gezogen ist und eine Goldschmiede eröffnet hat.

Groß, schlank, mit weißem Haar und kleiner Brille steht er in seiner Ladenwerkstatt und erklärt, wie er seinen Schmuck herstellt. Von jedem seiner Stücke hat er zunächst ein Bild im Kopf, das er zeichnet und koloriert. Meist entstehen seine Skizzen auf einem Blatt Papier, manchmal landen die kleinen Entwürfe erstmal nur auf irgendwelchen Arbeitstüten.

Darauf folgen viele Arbeitsstunden: Zunächst schmilzt er die Edelmetalle mit offener Flamme und stellt eine Legierung aus Feingold, Silber und Kupfer selbst her. Daraus fertigt er dann Ketten, Ringe oder Ohrschmuck an seinem Goldschmiede-Tisch.

Hergert hat einen unverwechselbaren Stil

Er liebt das Handwerk, das merkt man ihm an. Aber er ist auch ein Künstler, der sich von Gold und Edelsteinen inspirieren lässt. So hat er im Laufe der Jahre seinen eigenen Stil entwickelt, der unverwechselbar ist.

So sehr, dass vor vielen Jahren ein Bremer Kunde ihm einen Ring brachte, den er in Südtirol im Schnee gefunden hatte. Denn er war sich so sicher, dass das Schmuckstück von Hergert sein musste. Und der Kunde hatte Recht. Der Goldschmied erinnerte sich an den Käufer aus Düsseldorf und konnte ihm eine schöne Überraschung machen.

Renommierte Preise gewonnen

Sein Schmuck hat eher schlichte, ruhigen Formen. Früher, in den 60er-Jahren, hat er in Berlin für einen großen Juwelier gearbeitet und sogar renommierte Preise gewonnen. Doch mit Juwelen und Brillanten zu arbeiten hat ihn – den Bauernsohn aus dem Spessart – nicht zufrieden gemacht.

Ich wollte Schmuck machen, der für mehr Menschen erreichbar ist als nur dieser gehobene Juwelen-Schmuck.

Erich Hergert

Neues Zuhause zum Wohnen und Arbeiten

Passanten stehen am Schaufenster der Goldschmiede Hergert.
Sein gelbes Haus (links) befindet sich in der Gasse "Schnoor" – quasi mitten auf der Touristen-Route. Bild: Radio Bremen | Heike Kirchner

So kam er auf die Idee, nach Bremen zu gehen und seinen eigenen Laden zu eröffnen. Bei seinem ersten Besuch in der Hansestadt, kam er zufällig durch das Schnoor-Viertel. Dort dachte er sich, dass die mittelalterliche Straße gut zu einem Goldschmied passen könnte.

Er fand auch gleich dieses Haus, in dem er unten arbeiten und oben mit seiner Familie wohnen konnte. Und hat es nie bereut: Seit 50 Jahren lebt er nun hier – und mit ihm seine Frau Erika. Die betont, wie sehr sie beide die zentrale Lage des Schnoor-Viertels schätzen: die Nähe zu allen Geschäften, zum Theater oder Konzerthaus "Die Glocke", aber auch die Kinos im Viertel und überhaupt das Viertel gleich um die Ecke. Zudem können über die Domsheide viele Straßenbahnen- und Bus-Linien erreicht werden.

Neue Nachbarschaftstreffen und gemeinsame Feste

Weniger lieb sind ihr die vielen Touristen im Sommer. Aber sowohl Erika als auch Erich Hergert sagen, dass sie hier schon viele interessante Menschen kennen gelernt haben. Das sei typisch für den Schnoor – auch, weil man auf so engem Raum wohnt und gute Nachbarschaft wichtig ist. So wie früher sei die allerdings nicht mehr: Es ist viel anonymer geworden, bedauert das Ehepaar.

Aber es gibt einen positiven Wandel, stellt Erich Hergert fest: neu belebte Nachbarschaftstreffen zum Beispiel und ein gemeinsames Fest.

Das Bewusstsein, dass wir auch ein bisschen zusammenrücken, dass wir auch ein Dorf sind, eine Gruppe hier, das hat sich in letzter Zeit wieder sehr verbessert.

Erich Hergert

Und das sei vor allem jungen Leuten zu verdanken, die neu in den Schnoor gezogen sind.

Wem gehört der Schnoor?

Bild: Radio Bremen
  • Bremer Schnoor-Viertel im Porträt (1959)

    Impressionen aus dem Bremer Schnoor-Viertel vor der Sanierung in den 1960er-Jahren.

  • Bremens älteste Reederei

    Der Reeder Friedrich Adolf Vinnen wäre in diesem April 150 Jahre alt geworden. Jetzt leitet sein Ur-Enkel Michael Vinnen Bremens älteste Reederei.

Autorin

  • Kerstin Burlage
    Kerstin Burlage Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 25. September 2022, 14:40 Uhr