Warmes Essen und ein offenes Ohr im Bremer Treff im Schnoor
Der Schnoor ist nicht nur ein Touristen-Viertel. Der Schnoor ist auch ein Stadtteil mit Häusern und Wohnungen, in denen Menschen das ganze Jahr über wohnen – oder arbeiten: Zum Beispiel im Bremer Treff – seit 1989 eine Begegnungsstätte für Menschen, die in Not sind. Eine der Mitarbeiterinnen dort ist Leoni Semken. Kerstin Burlage hat sie an ihrem Arbeitsplatz besucht.
Ein Nachmittag im Altenwall 29: Hier im Bremer Treff, begrüßt Leonie Semken – groß, lange braune Haare, offener Blick – gerade einen Gast. Viele Gäste kommen regelmäßig hierher und sind für die junge Frau, die im Rahmen ihres Studiums "Soziale Arbeit" hier angestellt ist, schon sowas wie alte Bekannte.
Draußen ist es heute kalt und man merkt, wie die frisch Eingetroffenen regelrecht auftauen. Für kleines Geld können sie hier Essen bekommen – jeden Werktag und samstags.
Dass die Leute einfach grundversorgt werden. Hier gibt's täglich eine wechselnde warme Speise, die dann mit Gutschein bezahlt werden kann oder auch 2,50 Euro in bar.
Leonie Semken
Sie kümmert sich hier um alles was anfällt in Büro, Küche und Speiseraum. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin – auch für die knapp 50 Ehrenamtlichen, die hier mithelfen. Es gibt viel zu tun, denn der Bremer Treff bietet noch mehr an als Essen:
Die Möglichkeit, zu duschen und zu waschen, alles kostenlos, und es gibt zweimal die Woche die ärztliche Notversorgung, heißt: Menschen ohne Krankenkasse können sich hier ärztlich behandeln lassen.
Leonie Semken
Vor knapp 35 Jahren haben mehrere Bremer Kirchengemeinden zusammen den Verein Bremer Treff gegründet: als Begegnungsstätte für Menschen, die arm oder obdachlos sind. Sie können sich auch beraten lassen, z.B. bei Mietschulden oder wenn sie keinen Schlafplatz haben. Viele die kommen sind einsam, manche leiden unter einer Suchterkrankung, weiß Leonie Semken. So wie Saskia, die schon seit rund 5 Monaten auf der Straße lebt:
Ich bin Alkoholikerin und muss jetzt in eine Klinik und ich bin froh, dass es sowas wie den Bremer Treff gibt. Es gibt hier kostenlose Suppe, kostenlosen Tee – das ist gut.
Saskia, Gast im Bremer Treff
Was Leonie Semken Menschen wie Saskia gibt, ist neben Suppe und Tee vor allem ein offenes Ohr.
Und das Gefühl von Wertschätzung, dass wir die Menschen als Menschen sehen, nicht als der arme Mann, der in der Ecke sitzt und nach Geld schnorrt.
Leonie Semken
Die junge Frau möchte auf jeden Fall auch nach ihrem Studium weiter diese Arbeit machen. Sie sagt, sie ist dankbar, dass sie Menschen helfen kann und sich gebraucht fühlt. Und sie findet, dass sie auch viel zurückbekommt: "Ein Lächeln und "danke, dass ich mich hier aufwärmen durfte" – das tut gut, muss ich sagen!
Dass die Begegnungsstätte Bremer Treff hier mitten im Schnoor liegt, das findet die junge Sozialarbeiterin optimal:
Weil sie gut zu erreichen ist und vor allem, weil der Schnoor so ein Touri-Ort ist, dass man nicht nur die schöne Seite zeigt, sondern dass, wenn die Leute hier durchmüssen, um den Bremer Treff zu erreichen, dass man auch als Tourist sieht, dass es auch ärmere Menschen gibt.
Leonie Semken
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 30. März 2023, 11:41 Uhr