Fragen & Antworten
Aus für Weserfähre Bremerhaven-Blexen doch noch abgewendet?
Das drohende Ende der Weserfähre zwischen Bremerhaven und Nordenham könnte vom Tisch sein. Darum scheint plötzlich eine Lösung möglich und so wichtig ist sie für beide Seiten.
Wer von Bremerhaven auf die andere Weserseite will, kann dafür den Wesertunnel nutzen. Der liegt allerdings ein ganzes Stück die Autobahn runter Richtung Süden. Der Tunnel ist in Ordnung, aber eben ein Tunnel – dunkel und ohne Aussicht.
Anders läuft die Flussquerung mit der Weserfähre. Die setzt Fahrgäste von Bremerhaven in den Nordenhamer Stadtteil Blexen über und vermittelt dabei fast das Gefühl einer Seereise. Allerdings schien die Fähre seit dem Sommer bedroht, weil Nordenham sie aus Kostengründen nicht mehr finanzieren wollte. Nun die Kehrtwende: Es ist vielleicht doch Geld da.
Ist die Fähre nun wirklich gerettet?
Es sieht auf jeden Fall gut aus. Das liegt daran, dass Nordenham mit zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen von acht Millionen Euro dieses und nächstes Jahr rechnet. Betrieben wird die Fähre von einer Fährgesellschaft, an der Bremerhaven knapp Dreiviertel der Anteile hält und Nordenham knapp ein Viertel.
Aus Sorge davor, von der Kommunalaufsicht Kürzungen verordnet zu bekommen, habe man die Entscheidung über eine weitere Mitfinanzierung vertagt, so Nordenhams Bürgermeister Nils Siemen (SPD). "Wir wussten, dass zusätzliche Einnahmen auf uns zukommen, nur kannten wir den Zeitpunkt und die Höhe nicht." Einziger Vorbehalt: Die Politik muss noch zustimmen nächste Woche.
Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) hat die Nachricht aus Nordenham nach eigenen Angaben mit Freude wahrgenommen: "Dass Nordenham die Weserfähre weiter unterstützen möchte, ist ein sehr gutes Zeichen für die Region." Er gehe davon aus, dass auch der Rat eine entsprechend positive Entscheidung treffen werde und freue sich auf die künftige Zusammenarbeit.
Was waren die Gründe für die Hängepartie um die Fähr-Finanzierung?
Sicherlich haben beide Seiten auch ein bisschen gepokert, um Druck aufzubauen. Denn letztendlich geht es um viel Geld und die Weserfähre fährt seit Jahren Verluste ein. Diese sollen immer um eine Millionen Euro gelegen haben, mal darüber, mal darunter. Die hatten beide Städte entsprechend ihrer Anteile an der Fährgesellschaft zu tragen.
Über den Sommer gab es nun viele Gespräche und Aufrufe. Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) etwa appellierte dafür an sein Nordenhamer Gegenüber und das niedersächsische Wirtschaftsministerium, die Fähre nicht aufzugeben. Die Aufkündigung wäre ein "unfreundlicher Akt" gegenüber Bremerhaven, das ja immerhin drei Viertel der Kosten trage.
Mitte September gab es dann einen Zuschuss von 280.000 Euro aus dem Nachtragshaushalt des Bremer Senats. Das Geld sollte helfen, die Energiepreise zu bewältigen. Schlussendlich dürfte keine Seite wirklich auf die Fähre verzichtet haben wollen, denn für beide Parteien ist sie wichtig.
Die Weserfähre ist für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von beiden Seiten der Weser ein wichtiges Transportmittel zur Arbeit und wesentliches Attraktivitätsmerkmal auch für den Wirtschaftsstandort. Das hat auch eine Verkehrszählung belegt, die vor Kurzem durchgeführt wurde.
Melf Grantz, Oberbürgermeister Bremerhaven
Welchen Stellenwert hat die Fähre genau?
Laut aktueller Zahlen der Weserfähre wurden 2022 rund 850.000 Fahrgäste, mehr als 200.000 Pkw und über 10.000 Radfahrer befördert. Vor allem sind es Pendler, die die Weserfähre nutzen. Besonders in den Sommermonaten ist die Fährverbindung jedoch auch wichtig für den Tourismus – insbesondere für Radfahrer. Denn die Fähre ist Teil des Weserradwegs und Fahrräder können den Wesertunnel nicht nutzen. Und sind die Röhren für Arbeiten gesperrt, fällt die Querung auch für Autos aus. Die nächste Fähre wäre dann Sandstedt-Brake – weit entfernt.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Mittag, 7. November 2023, 13:10 Uhr