Infografik
Rettungsdienst in Bremen kommt bei Herzstillstand oft zu spät
Innerhalb von acht Minuten sollte der erste Rettungsdienst vor Ort sein, so die Empfehlung von Experten. In Bremen gelingt das aber nur in gut der Hälfte der Fälle. Anderes läuft besser.
Laut Bundesgesundheitsministerium rangiert der Herz-Kreislauf-Stillstand in Sachen Todesursachen in Deutschland auf den vorderen Plätzen; Experten empfehlen deshalb, dass mindestens in 80 Prozent der Fälle das Eintreffen der ersten Helfer nicht länger als acht Minuten dauern sollte. Eine bundesweite, exklusive Datenrecherche des SWR zeigt nun aber: In nur wenigen Bezirken in Deutschland wurde dieser Zielwert 2022 tatsächlich erreicht – auch nicht im Land Bremen.
In der Stadt Bremen ist das erste Rettungsmittel nur in etwas mehr als der Hälfte der Fälle – um genau zu sein in 54 Prozent – in unter acht Minuten vor Ort. Damit ist Bremen einer von 130 Rettungsbereichen bundesweit, die den Zielwert von 80 Prozent reißen.
Bremen fordert: In 95 Prozent zehn Minuten später da sein
Nur 24 Rettungsdienstbereiche erfüllen die Vorgabe. Bei den anderen Rettungsbereichen liegen keine Angaben vor, so auch im Rettungsbereich Bremerhaven. Das Bremischen Hilfegesetz gibt indes das Ziel aus, dass die Rettungskräfte in mindestens 95 Prozent der Fälle maximal zehn Minuten nach Einsatzeröffnung den Einsatzort erreichen.
Im niedersächsischen Umland brauchen die Einsatzkräfte meist ähnlich lang wie in Bremen: Die Rettungsbereiche Verden (54 Prozent), Landkreis Oldenburg (52 Prozent) und Wesermarsch (52 Prozent) bewegen sich in derselben Größenordnung. Besser sieht es in Delmenhorst aus: Hier ist in 77 Prozent der Fälle das erste Rettungsmittel in unter acht Minuten vor Ort. Zu den Rettungsbereichen Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg und Diepholz liegen keine Angaben vor.
Der einzige niedersächsische Rettungsbereich, der die Zielvorgabe erreicht, ist die Stadt Osnabrück – hier sind die Rettungskräfte in 92 Prozent der Fälle schnell genug vor Ort.
In anderen Bereichen ist Bremen stärker
In Sachen Notfallversorgung schneidet Bremen in anderen untersuchten Bereichen besser ab. So wurden zum Beispiel sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven in den Jahren 2020 bis 2022 etwas mehr reanimierte Patientinnen und Patienten lebend ins Krankenhaus eingeliefert als statistisch zu erwarten wären. Die genauen Zahlen liegen allerdings nicht vor.
Positiv fällt daneben auf, dass sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven eine strukturierte oder standardisierte Notrufabfrage eingesetzt wird – das heißt, dass der Ablauf eines Notrufgesprächs durch ein festes Abfragesystem festgelegt ist. Experten empfehlen so ein Vorgehen, allerdings nutzt mindestens ein Fünftel der Rettungsbereiche in Deutschland so ein festgelegtes System nicht.
Auch dass es in Bremen ein Qualitätsmanagementsystem in der Leitstelle gibt, bringt dem Standort Pluspunkte. In Bremerhaven gibt es kein Qualitätsmanagementsystem.
Apps erleichtern Erste Hilfe
Ebenfalls wurde untersucht, ob es ein sogenanntes First-Responder-System in den einzelnen Rettungsbereichen gibt: Über ein solches System werden Ersthelfer benachrichtigt, die die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken können. In Bremerhaven gibt es ein solches System auf Basis einer App – auch in Bremen gibt es ein solches System, aber nicht App-basiert.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, Rundschau, 17. Juli 2024, 7 Uhr