Fragen & Antworten
Bremerhavener "50er-Jahre-Museum" bangt um seine Zukunft
Das "Museum der 50er Jahre" in Bremerhaven verliert seine Räume. Laut der Stadt war das absehbar, doch die Betreiberin ist enttäuscht. Nun soll die Causa ins Stadtparlament.
Klimahaus, Auswandererhaus, Schifffahrtsmuseum: In Bremerhaven gibt es allerlei Attraktionen. Weniger bekannt ist das "Museum der 50er Jahre". Untergebracht in einer früheren amerikanischen Militärkapelle nahe des Hafens, zeigt die Ausstellung mit vielen Alltagsgegenständen, wie das Leben in den 1950er-Jahren in Bremerhaven war. Gesammelt hat die Exponate ein Ehepaar, das das Museum komplett ehrenamtlich betreibt. Doch nun bangt die Kultureinrichtung um ihre Zukunft.
Was genau ist das "50er-Jahre-Museum"?
Das Museum gehört einem privaten Verein aus Ehrenamtlichen. Sie haben schätzungsweise 40.000 Original-Gegenstände aus den 1950er Jahren gesammelt und in der kleinen Backstein-Kapelle am Amerikaring in Bremerhaven ausgestellt. Darunter sind zum Beispiel das Inventar einer alten Kneipe, Werbeschilder von Coca Cola oder ein altes Wählscheiben-Telefon. Hinzu kommen viele Erinnerungen an die Zeit der US-Amerikaner in Bremerhaven. Für Betreiberin Kerstin von Freytag-Löringhoff ist das Museum eine Art Lebenswerk.
Mit der Vorbereitung und der Planung für dieses Museum habe ich vor 39 Jahren angefangen. Eigentlich mit dem Ziel, drauf aufmerksam zu machen, was es in dieser Zeit nach dem Krieg für eine gesellschaftliche, soziale Atmosphäre gewesen ist.
Kerstin von Freytag-Löringhoff, Museumsleiterin
Zu Beginn stand das Museum zunächst in Cuxhaven, 2005 ist es dann in die Kapelle in Bremerhaven gezogen.
Wieso ist jetzt die Zukunft der Sammlung bedroht?
Weil das Museum im September aus der Kirche ausziehen muss. Die Bremerhavener Wirtschaftsförderung BIS, die die Kapelle verwaltet, hat den Mietvertrag nicht verlängert. Die BIS sagt, sie habe den Auftrag, das Gebäude möglichst wirtschaftlich zu vermarkten – also mit Einnahmen.
Laut BIS-Geschäftsführer Nils Schnorrenberger ist es dem Museum in all den Jahren nicht gelungen, ein wirtschaftliches Konzept aufzustellen. Es habe zudem nur einen befristeten Mietvertrag gegeben – mit sehr günstigen Konditionen.
Es war eine Duldung, kein dauerhaftes Mietverhältnis mehr. Eine Duldung bis zu einer anderweitigen Nutzung auf dieser ehemaligen Kaserne, in der Kirche. Und das war auch so kommuniziert worden.
Nils Schnorrenberger, BIS-Geschäftsführer
Die jetzige Kündigung hängt damit zusammen, dass die Stadt einen Interessenten gefunden hat, der die Kirche kaufen will.
Wie geht es in der Angelegenheit nun weiter?
Das ist die große Frage, denn bisher gibt es kein neues Gebäude für das Museum. Kerstin von Freytag-Löringhoff ist verzweifelt und auch enttäuscht, dass die Stadt sie nicht besser unterstützt.
Warum ohne Not ein Museum zerstören? Ich habe mir 25 Jahre Mühe gegeben mit dem Museum – und dann solch eine Behandlung, das finde ich irgendwie ungerecht.
Kerstin von Freytag-Löringhoff, Museumsleiterin
Die Betreiberin sagt: Wie soll ein ehrenamtlich geführtes Museum wirtschaftlich sein, das nur einmal die Woche geöffnet ist? Die Grünen in Bremerhaven wollen, dass Ende August im Stadtparlament, der Stadtverordnetenversammlung, über das Museum diskutiert wird – um so vielleicht doch noch eine Lösung für das "50er-Jahre-Museum" zu finden.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Juli 2024, 19:30 Uhr