"Ganz andere Welt": Warum die Künstlervilla Allmers-Haus saniert wird
Die historische Künstlervilla mit Museum in Rechtenfleth ist dringend sanierungsbedürftig. Lange sträubte sich der Landkreis, nun kommt Bewegung in die Sache. Ein Ortsbesuch.
In Rechtenfleth im Landkreis Cuxhaven steht ein besonderes Haus: Das Hermann-Allmers-Haus, eine Verbindung aus Bauernhaus und Künstlervilla samt großem Garten. Benannt ist es nach dem Schriftsteller Hermann Allmers, der dort lebte. Er hatte das Haus seiner Eltern ab 1860 nach einer Italien-Reise umbauen lassen und darin mithilfe von Künstlerfreunden ein Museum eingerichtet. So wollte Allmers einen künstlerisch-historischen Bildungsort erschaffen.
Mittlerweile ist das Gebäude lange sanierungsbedürftig. Doch viele Jahre tat sich nichts. Das Haus gehört dem Landkreis, der kein Geld für eine umfassende Sanierung bereitstellte. Das ändert sich nun aber.
Im Inneren ist das Hermann-Allmers-Haus weitgehend noch so, wie es der Schriftsteller im 19. Jahrhundert eingerichtet hatte. Hier stehen seine Möbel aus dunklem Holz, darunter Stühle mit rotem Polster, Kronleuchter, eine weit über 200 Jahre alte Standuhr, an den Wänden hängen Gemälde und Geweihe. Es gibt einen Antikensaal mit Abgüssen von berühmten Skulpturen und Deckenbilder römischer Gottheiten. Das Gebäude war Wohnhaus und Museum zugleich.
Wenn man von der Autobahn kommt, dann kommt man in eine ganz andere Welt. Gerade in der heutigen Zeit ist es etwas Schönes, von einer stressigen, hektischen Welt in eine Ruhe hineinzukommen. Dann erlebt man diesen wunderbaren Ort, das infiziert.
Friedhelm Ottens, Kulturdezernent Landkreis Cuxhaven
Undichtes Dach sorgt für Probleme
Kulturdezernent Friedhelm Ottens ist begeistert vom Hermann-Allmers-Haus in Rechtenfleth. Er will es sanieren lassen. Schäden gibt es viele. Beim Rundgang fallen etwa die Risse ins Auge: Risse in den Wänden, im Boden und auch in der Fassade über der überdachten Veranda. "Wenn man auf die Terrasse rausgeht, sehen wir, die Probleme kommen vom Dach her", sagt Ottens. Feuchtigkeit dringt von dort in die Fassade und verursacht Schäden. Im Antikensaal ist der Putz an einigen Stellen abgeplatzt. Die Fensterstürze müssen wohl erneuert werden, sagt Axel Behne. Er gehört zum Vorstand der Hermann-Allmers-Gesellschaft.
Das größte Problem des Hauses: Es ist zu kalt. Es erwärmt sich nicht gleichmäßig genug. Dadurch kommt es zu Feuchteschäden. Die Klimatisierung wird in Zukunft auf vernünftige Füße zu stellen sein.
Axel Behne, Vorstandsmitglied Hermann-Allmers-Gesellschaft
Sanierung soll nächstes Jahr starten
Das Haus wurde lange nicht richtig beheizt, weil es jahrelang unbewohnt war. Der verschuldete Landkreis hatte 2008 die Stelle des Hausmeisters eingespart. Seitdem halten insgesamt 14 Ehrenamtliche den Betrieb aufrecht, machen an Wochenenden Führungen für Besucher. Sie haben lange vergeblich auf eine Sanierung gepocht. Erst als Ottens vor knapp drei Jahren Kulturdezernent wurde, fanden sie Gehör. Die Sanierungsarbeiten würden nächstes Jahr beginnen, sagt er.
Wir können davon ausgehen, dass es irgendwann wahrscheinlich über zwei Millionen liegen wird. Im ersten Schritt haben wir eine Sanierung von ungefähr einer Million in Auftrag gegeben. Die Finanzierung besteht etwa aus einem Drittel Landkreis und Zweidrittel durch Förderer wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz oder dem Bund.
Friedhelm Ottens, Kulturdezernent Landkreis Cuxhaven
Bilder zeigen historische Szenen
Der Landkreis hat wieder einen Hausmeister eingestellt. Der ist im Oktober eingezogen, pflegt Räume und Garten, außerdem übernimmt er Führungen. Dabei laufen die Besucher auch in den Marschensaal, wo ein großer Bilder-Zyklus an der Wand hängt. Darauf zu sehen sind markante Punkte in der Geschichte, erklärt Behne. Eine Szene zeigt Siedler auf einem höher gelegenen Punkt. "Diese Hütte steht da und man sieht, dass die den Nachen – den Kahn – auf Land ziehen", erklärt Behne. "Die Marschen werden dann durchgehend besiedelbar erst in dem Moment, wo es zum systematischen Deichbau kommt."
Der Boden unter dem Marschensaal soll auf seine Statik geprüft werden. Auch das gehört zur To-Do-Liste. Für allzugroße Besuchergruppen sei der nämlich nicht ausgelegt, sagt Behne. Das Allmers-Haus ist eben aus einer anderen Zeit. Wer hier durchläuft, hört das auch.
Geöffnet ist das Hermann-Allmers-Haus bis in den Herbst hinein jedes Wochenende von 13 bis 17 Uhr. Gruppen mit Interesse an einer Führung sollten sich anmelden.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Tag, 26. Juni 2024, 11:40 Uhr